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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0329
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Einleitung

1. Die Grafschaft Solms
Die Grafschaft Solms in der Wetterau, südlich und nördlich der Lahn zwischen Wetzlar und Weilburg
gelegen, war bereits im 13. Jahrhundert in die Linien Königsberg, Burgsolms und Braunfels geteilt. Die
Königsberger und die Burgsolmser Linie erloschen 1363 bzw. 1416 und ihr Besitz fiel an das einzig verblie-
bene Solms-Braunfels. Die entscheidende Vergrößerung ihres Territoriums gelang den Grafen 1418, als die
Herren von Falkenstein-Münzenberg ausstarben und sie Teile von deren Land erhielten. Im folgenden Jahr
wurde die Grafschaft unter den Söhnen Graf Ottos I. erneut geteilt. Bernhard II. führte die Linie Solms-
Braunfels mit den Ämtern Braunfels, Greifenstein und Hungen fort, Johannes V. begründete die Linie
Solms-Lich mit den Ämtern Lich, Laubach und Hohensolms. Braunfels und Lich bildeten fortan die beiden
Solmser Hauptlinien, die sich im Laufe des 16. Jahrhunderts weiter aufspalteten.1
Die wichtigsten Quellen zur Reformationsgeschichte von Solms werden in den drei gräflichen Archiven
in Braunfels, Laubach und Lich aufbewahrt.2 Für unsere Edition konnte der größte Bestand an Kirchen-
ordnungen im Fürst zu Solms-Braunfels’schen Archiv in Braunfels eingesehen werden. Für die Licher Linie
ist die Überlieferung von Kirchenordnungen zwar ebenfalls belegt, eine Prüfung der Quellen war jedoch
nicht möglich, da das Fürst zu Solms-Hohensolms-Lich’sche Archiv in Lich auf unbestimmte Zeit geschlos-
sen ist.3 Im Graf zu Solms Laubach’schen Archiv in Laubach haben sich zwei Faszikel mit Kirchenordnun-
gen erhalten.4
Bedingt durch diese disparate Quellenlage ist auch die Erforschung der Solmser Reformationsgeschichte
erschwert.5 Die folgende Darstellung bleibt daher lückenhaft, da sie sich einzig auf die magere, größtenteils
keine Quellenangaben aufweisende Forschungsliteratur stützen kann.

2. Solms-Braunfels und die Einführung der Reformation
Während sich die Territorialherren der benachbarten Länder, zu denen die Landgrafen von Hessen und die
Grafen von Nassau-Weilburg gehörten, früh der Reformation zuwandten, stand Graf Bernhard III. von
Solms-Braunfels (1468-1547) der neuen Lehre ablehnend gegenüber. Auf dem Speyerer Reichstag 1529 trat
er nicht an die Seite der protestierenden Stände, sondern unterzeichnete den Reichsabschied.6
In den 1520er Jahren lässt sich jedoch auch im Braunfelser Landesteil eine reformatorische Bewegung
unter der Bevölkerung feststellen, die Bernhard III. gewähren ließ.7 1539 machte er seinen Sohn Philipp

1 LMA 7, Sp. 2036; Köbler, Lexikon, S. 613f.; Solms-
laubach, Geschichte, S. 1-5; Schmidt, Grafenverein,
S. 523, 529; Uhlhorn, Geschichte, S. 172f.
2 Auch das Hessische HStaatsA Wiesbaden verwahrt in
Abt. 345 einen Solmser Bestand, vorwiegend für die Zeit
nach 1600. Weitere Akten aus ebenfalls überwiegend jün-
gerer Zeit finden sich im StaatsA Darmstadt, E 3 J und
F 24.
3 Freundliche Auskunft von Gerhard Steinl, Laubach.
4 Zur Archivsituation der Grafschaft Solms siehe Uhl-

horn, Archive, S. 69-80; Herrmann, Inventar, S. 392-
418.
5 Eine Darstellung für die gesamte Grafschaft liegt nicht
vor. Lediglich der reformatorische Umbruch in Solms-
Braunfels wurde in einer neueren Studie behandelt,
Rudnig, Reformation. Vgl. auch den dort S. 13-16 dar-
gestellten Forschungsstand, der sich seit Erscheinen der
Arbeit 1982 nicht wesentlich verändert hat.
6 Rudnig, Reformation, S. 30f.; DRTA.JR 7,2, S. 1313.
7 Rudnig, Reformation, S. 36-40; Himmelreich, Stel-

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