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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0343
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1. Kirchenzuchtordnung 1582

11. Die elterrn sollenn ihre kindtlein mitt derr tauff
nitt versaumen |4r | unnd demnach uffs allerrlenngst
uber sieben tage dießselbige nitt ufziehenn11 bey
straff eins halben gl.
12. Eß soll auchk der vatterr sampt denn gevatterrn
unnd anderrn hierzu beruffenen jegennwertig bey
derr tauff stehenn bey straf 2 torneß.
13. Unnd soll daß kindbett12, unncosten zu vermey-
denn, uberr einen tagk nit wehren bey straf 1/2 fl.
14. Die kindbetterinnenn sollen vor den vier wochen
nit außgehenn, alßdan sich bey ihrem pfarherrn
annzeigenn unnd deß christlichen gepets begerenn.
15. Eß soll daß abentmall deß herrn zum wenigsten
lalle vier wochenn gehaltenn werdenn nach eineß
iden ortts gelegenheittl, unnd soll alwege acht tage
zuvor durch den kirchenndiehnerr derr gemein Got-
teß verkundigett werdenn mitt vermahnung, daß
sich die gantze gemeinde darzu schickhe.
16. Welche sich deß discheß deß herrnn |4v | vorsetz-
lich, anderrn zum ergernuß, enthaltenn, sollen (son-
derrlich, wen eß zum dritten mahl von ihnen verr-
saumett wirdt) ihreß unnchristlichen vornehmenß
halbenn vleißig befragt unnd ursach von ihnen ihreß
abhaltennß anngehörett werden. Da sie dan mut-
williglichen uff ihrem bößenn vornehmenn verhar-
renn wurdenn, sollenn sie mitt christlichem bann
unnd ausschliessung auß der gemeinde gestrafft
werdenn, darbey dan wir sonderrlich alß ordenttli-
che obrigkeitt die hulf zuleystenn schuldig unnd zu-
beweißenn willig seinn.

k Fehlt B.
In B gestrichen. Korrigiert: 4 mall gehalten werden,
nemlich auff weynachten, ostern, pfingsten und Michae-
lis.
m Fehlt B.
n B: und den.
o B: halben gulden.
11 Aufschieben.
12 Die Kindbettschenkung, ein Gastmahl, das Freunden

Von hochzeittenn
17. Wan breutigam unnd braut uffgeruffenn13 wer-
denn, sollenn sie in derr kirchenn pleibenn unnd
auch selbst neben anderrn fur sich pitten helffenn
bey straf einß thorneß.
18. Wan hochzeitt vorhannden, so söllen breutigam
unnd braut samptt allenn geladenenn, wen mann
|5r | zusamennleuttet, ordentlich zur kirchen gehenn
unnd alda biß zum ennde deß gotteßdiensts verr-
harrenn. Wo dießem breutgam unnd braut zuwiderr
handtlenn, sollen sie 1/2 gulden erlegenm die gela-
denen aber ein torneß erlegen.
19. Demnach auch die gewohnheitt ist, auf hochzeit-
tenn unnd handtschlägenn14 zu dantzenn, so söllenn
dießelbige ehrlich gehaltenn werdenn unnd sich nie-
mantß, derr nit beruffenn, darbey finndenn laßenn
bey straf dreyer thorneß.
20. Sonst leichtfertige däntz sollenn gentzlich unnd
zumahl abgeschafft seinn bey straf 1 fl, den den-
tzern undn spielleuten ein halben0.
21. Soll kein witman oder wittibe nach absterbenß
ihreß ehegemalß alsopalt sich wider bestatten15,
sonnderrn eß soll ein wittibe zum wenigstenn drey
virtell jarr wartenn. Die wittwerr aber konnenn mit
vorwißenn der obrigkeitt die zeitt verkurtzenn bey
straf der rechten und vermeßigung16 der obrigkeitt.
|5v|

und Verwandten am Ende der Wochenbettzeit als Dank
für die geleistete Unterstützung ausgerichtet wurde, vgl.
ähnliche Anweisungen in der Waldecker Kirchen- und
Zuchtordnung von 1555, siehe oben, S. 227 und in der
Hohenloher Polizeiordnung von 1571, Sehling, EKO
XV, S. 157 und Anm. 12.
13 Aufgeboten.
14 Verlobungen.
15 Verheiraten.
16 Nach Ermessen.

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