Solms
Von annderrn offentlichen unnd
errgerrlichenn lasterrnn
22. Die widdertaufferr unnd dergleichenn sacramen-
tirer wie auch anndere sectenn sollenn vermöge deß
reichßabschiedt17 gestrafft werrdenn.
23. Zauberer unnd zauberrinnen, item, die mitt se-
genen18 umbgehn, sollenn an dem leib unnd lebenn
nach der gotlichen schriefft19 unnd rechtenn ge-
strafft werdenn.
24. Die flucherr unnd lesterer deß h. nahmenß,
wortt unnd sacramenten Gotteß sampt derennp
christlichenn ceremonien sollenn erstlich an vier
schilling, darnach vier torneß, zum dritten an ein
gulden, zum vierten mit dem thurn gestrafft wer-
den, unnd da solcheß alleß nitt helffenn will, sollen
sie deß landts verwießenn werdenn.
25. Eheleut, die ubel haußhaltenn, sich ubell
mitt[ein]anderr begehenn, unngezogene kinnderr ha-
benn, die | 6r | unnd die elterrn selbst ihr gebet nit
konnen, sollen an ein gulden gestrafft werdenn.
26. Die unngehorsamme kinderr aberr, die ihren el-
terrn fluchen, inen nit volgen, sie verachtenn oderr
ubel haltenn, sollen an ein gulden gestrafft werrden,
p B: den.
q-q Fehlt B.
17 Abschied des Speyerer Reichstags vom 22. April 1529,
DRTA.JR 7/2, S. 1299f. Vgl. Hochhuth, Wiedertäu-
fer, S. 360f.
18 Abergläubisches Segensprechen.
19 Lev 19,26; Dtn 18,10.
20 Zum Lehenausrufen siehe oben, S. 61 Anm. 29.
21 An Johannis (24. Juni) ging man von Haus zu Haus und
sammelte Eier, vgl. den Visitationsbericht des Superin-
tendenten Christian Zindel in Hessen-Kassel vom 12.
Februar 1600, oben, Nr. 4a, S. 61. Zum Erbitten von
Gaben in den Dörfern zu Fasnacht, Kirchweih oder Ern-
tedank siehe auch die Dienstanweisung für die Pfarrer
des Pfalz-Zweibrücker Amtes Lichtenberg von 1579, die
das braten Heyschen abschaffen sollten, Sehling, EKO
XVIII, S. 379.
22 Hier könnte das Nachttanzen, die ausschweifenden Fei-
unnd welche sollche straff nit erlegenn konnenn, sol-
len mit dem thurrn gestrafft werrdenn.
27. Die vollsäufferr, sonderlich, die offentlich uf
derr gaßenn mit ruffen, kreischen etc. die gemeinde
Gotteß errgerrn unnd spielen, sollen an ein gulden
gestrafft werrdenn.
28. Wucherer unnd unchristliche hanthierer sollenn
ihr wahr durch ire mißhandlung verwurcktt habenn.
29. Hurer unnd ehebrecherr sollen inn bann gethan
werden unnd auß der gemeinde geschloßenn wer-
denn, auch nit widerumb aufgenommen oder absol-
virt werdenn, sie habenn dan zuvor offentlich buß
gethan, unnd behalten wir in sollichen fellen unß
unßere straff bevor. |6v |
30. Demnach auch im papstumb einn misprauch ge-
weßenn unnd noch, auf Philippi Jacobi die lehen
außzuruffenn20 unnd uf Johannis Baptistae die ey-
gerr qunnd glückq aufzuhebenn21, nocten zuge-
hen22, faßnachtsbraten23, könig machen und ha-
ben24, erbs sammeln, mit der niclasschellen lau-
fen25 unnd andere unchristliche werck zu treibenn,
soll solcheß alleß gentzlich abgeschafft seinn unnd
sollenn die ubertretterr mit harter peen gestrafft
werdenn.
erlichkeiten am Abend vor der Hochzeit, gemeint sein,
siehe unten, S. 351 Anm. 34.
23 Kinder zogen von Haus zu Haus und erbettelten Wurst-
und Speckstücke. Das Bratenheischen war auch in Pfalz-
Zweibrücken üblich, vgl. das Visitationsformular von
1579 und die Dienstanweisung für die Pfarrer des Amtes
Lichtenberg von 1579, das Festmandat von 1594 und die
Visitationsordnung von vor 1597, Sehling, EKO
XVIII, S. 376, 379, 408, 412.
24 Das Königreichfest oder Königsmahl, auch „Bohnenkö-
nig“ genannt, war ein Brauch, der am Dreikönigstag
oder am Ende der Fastnacht geübt wurde, und bei dem
aus der Gemeinschaft ein „König“ gewählt wurde,
Fugger, Königreich.
25 Hier ist möglicherweise der Brauch gemeint, dass eine
als Nikolaus verkleidete Person mit einer Kuhglocke von
Haus zu Haus ging, Dietz, Korinthenmännchen, S. 34;
Mülhause, Urreligion, S. 45f.
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Von annderrn offentlichen unnd
errgerrlichenn lasterrnn
22. Die widdertaufferr unnd dergleichenn sacramen-
tirer wie auch anndere sectenn sollenn vermöge deß
reichßabschiedt17 gestrafft werrdenn.
23. Zauberer unnd zauberrinnen, item, die mitt se-
genen18 umbgehn, sollenn an dem leib unnd lebenn
nach der gotlichen schriefft19 unnd rechtenn ge-
strafft werdenn.
24. Die flucherr unnd lesterer deß h. nahmenß,
wortt unnd sacramenten Gotteß sampt derennp
christlichenn ceremonien sollenn erstlich an vier
schilling, darnach vier torneß, zum dritten an ein
gulden, zum vierten mit dem thurn gestrafft wer-
den, unnd da solcheß alleß nitt helffenn will, sollen
sie deß landts verwießenn werdenn.
25. Eheleut, die ubel haußhaltenn, sich ubell
mitt[ein]anderr begehenn, unngezogene kinnderr ha-
benn, die | 6r | unnd die elterrn selbst ihr gebet nit
konnen, sollen an ein gulden gestrafft werdenn.
26. Die unngehorsamme kinderr aberr, die ihren el-
terrn fluchen, inen nit volgen, sie verachtenn oderr
ubel haltenn, sollen an ein gulden gestrafft werrden,
p B: den.
q-q Fehlt B.
17 Abschied des Speyerer Reichstags vom 22. April 1529,
DRTA.JR 7/2, S. 1299f. Vgl. Hochhuth, Wiedertäu-
fer, S. 360f.
18 Abergläubisches Segensprechen.
19 Lev 19,26; Dtn 18,10.
20 Zum Lehenausrufen siehe oben, S. 61 Anm. 29.
21 An Johannis (24. Juni) ging man von Haus zu Haus und
sammelte Eier, vgl. den Visitationsbericht des Superin-
tendenten Christian Zindel in Hessen-Kassel vom 12.
Februar 1600, oben, Nr. 4a, S. 61. Zum Erbitten von
Gaben in den Dörfern zu Fasnacht, Kirchweih oder Ern-
tedank siehe auch die Dienstanweisung für die Pfarrer
des Pfalz-Zweibrücker Amtes Lichtenberg von 1579, die
das braten Heyschen abschaffen sollten, Sehling, EKO
XVIII, S. 379.
22 Hier könnte das Nachttanzen, die ausschweifenden Fei-
unnd welche sollche straff nit erlegenn konnenn, sol-
len mit dem thurrn gestrafft werrdenn.
27. Die vollsäufferr, sonderlich, die offentlich uf
derr gaßenn mit ruffen, kreischen etc. die gemeinde
Gotteß errgerrn unnd spielen, sollen an ein gulden
gestrafft werrdenn.
28. Wucherer unnd unchristliche hanthierer sollenn
ihr wahr durch ire mißhandlung verwurcktt habenn.
29. Hurer unnd ehebrecherr sollen inn bann gethan
werden unnd auß der gemeinde geschloßenn wer-
denn, auch nit widerumb aufgenommen oder absol-
virt werdenn, sie habenn dan zuvor offentlich buß
gethan, unnd behalten wir in sollichen fellen unß
unßere straff bevor. |6v |
30. Demnach auch im papstumb einn misprauch ge-
weßenn unnd noch, auf Philippi Jacobi die lehen
außzuruffenn20 unnd uf Johannis Baptistae die ey-
gerr qunnd glückq aufzuhebenn21, nocten zuge-
hen22, faßnachtsbraten23, könig machen und ha-
ben24, erbs sammeln, mit der niclasschellen lau-
fen25 unnd andere unchristliche werck zu treibenn,
soll solcheß alleß gentzlich abgeschafft seinn unnd
sollenn die ubertretterr mit harter peen gestrafft
werdenn.
erlichkeiten am Abend vor der Hochzeit, gemeint sein,
siehe unten, S. 351 Anm. 34.
23 Kinder zogen von Haus zu Haus und erbettelten Wurst-
und Speckstücke. Das Bratenheischen war auch in Pfalz-
Zweibrücken üblich, vgl. das Visitationsformular von
1579 und die Dienstanweisung für die Pfarrer des Amtes
Lichtenberg von 1579, das Festmandat von 1594 und die
Visitationsordnung von vor 1597, Sehling, EKO
XVIII, S. 376, 379, 408, 412.
24 Das Königreichfest oder Königsmahl, auch „Bohnenkö-
nig“ genannt, war ein Brauch, der am Dreikönigstag
oder am Ende der Fastnacht geübt wurde, und bei dem
aus der Gemeinschaft ein „König“ gewählt wurde,
Fugger, Königreich.
25 Hier ist möglicherweise der Brauch gemeint, dass eine
als Nikolaus verkleidete Person mit einer Kuhglocke von
Haus zu Haus ging, Dietz, Korinthenmännchen, S. 34;
Mülhause, Urreligion, S. 45f.
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