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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0347
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2. Strafordnung zur Kirchenzuchtordnung 1584

Welche hausgeseß sich dem christlichen werck
der hausbesuchung oder, so sie fur die versamblung
der eltesten beruffen wurden, mutwillig endtzihen,
solchen sich widersetzen oder ihr gesinde der gebühr
dahin nicht anweisen, sollen jedesmahl nach gele-
genheit unableßlich gestrafft werdenα.
Welche sich des tisches des herren mutwillig
endtzihen oder deßen, anderen zum exempel, sich
fursetziglich endthalten, sollen, sonderlich, wann es
zum dritten mahl beschicht, ihres unchristlichen
furnehmens halben vleißig befragt undt uhrsach von
ihnen |31v| ihres abhaltens angehöret werden. Do
sie dann mutwilliglich auff ihrem bösen furnehmen
beharren wurden, sollen sie mit christlichem bann
undt ausschlißung aus der gemeindt gestrafft wer-
den, darbey wihr dann als ordendtliche obrigkeit
sonderlich die handt zu biethen schuldig undt zu be-
weisen willig sein.
5. Eheleut, die ubel haushielten, sich ubel miteinan-
der begehen, ungezogne kinder haben, die undt ihr
eltern selber ihr gebett nicht konnen, sollen zu ei-
nem beßern leben ermahnet werden undt, do solche
erihnnerung nicht fruchten woltte, mit dem thurn
undt großerm ernst gestrafft werden.
6. Ungerathene, ungehorsame kinder aber, so ihren
eltern beharlich fluchen, ihnen handt anlegen, sie
verächtlich halten undt zu keinem gehorsam oder

α Diesen ist im consistorio anno etc. [15]95 dieße straff ge-
setzet, das, so es alte sein, mitt 1 fl, junge leut aber mit
1/2 fl oder mit dem zuchthaus sollen gestraffet werden.

b Am Schluss: Da witwer oder witwenn fur gesetztem ter-
min sich wider verheurathen wurden, sollen sie all das-
jenige, das vermög der heurattsnotel oder unser gemei-
nen landtsordenung ihme oder ihr auff des abgestorbe-
nen undt deren kinder guter gebuhrende, dodurch ver-
wircket haben.

10 Ex 21,17; Dtn 27,16; Spr 20,20; Mt 15,4.
11 Schlichter.
12 Hier ist das Solmser Landrecht von 1571 gemeint: „De-
ren Graveschafften Solms unnd Herrschafft Mintzen-
berg Gerichtsordenung und Landrecht, Jetzt erstmals
publicirt und in Truck gefertiget. Getruckt zu Franck-

beßern leben brachtt werden konnen, sollen vermög
der heiligen schrifft10 des thodes sterben.
7. Huhrer, so schlechter11 hurereymit ledigen weibs-
personen bezuchtiget, erwiesen undt beklagt wer-
den, sollen vermog unserer landtordenung12 undt ge-
meinen rechten nach maß begangener hurerey undt
unzucht an leib undt leben respective gestrafft wer-
den. So sollen die ehebrecher undt ehebrecherin, das
ist, so offt ein ehemann mit eines andern | 32r | ehe-
weib oder auch ein lediger gesell in unpflichten13 be-
treten undt deren umbstendtlich14 erwiesen wurde,
nach laut heiliger schrifft15 undt unser deswegen
publicirten landtsordenung am leben gestrafft, nem-
lich sie beide mit dem schwerdt vom leben zum tho-
de hingerichtet werden. So aber jemandts eine rech-
te bludtschande beging, der soll vom leben zum
thodt hingerichtet werden. Huc refer[t],quodinfra
sub hoc signob. Ungeladene geste, welche sich bey
hochzeitlichen täntzen betretten laßen, soll jeder
dem almus endtrichten ein halb fl. Spielleut undt
pfeiffer, so auserhalb der hochzeiten zu täntzen spie-
len werden, soll jeder dem almus erlegen ein halben
fl. Welche sich ein oder zwey mahl mit volsauffen
ubernehmen oder sonsten sich ungebuhrlich halten,
sollen jedes mahl an eim fl gestrafft werden. Andere
trunckenboltz aber undt welche einen habitus hier-
aus machen, sollen mit dem thurn gestrafft undt, do
keine beßerung zu hoffen, ihrer ehr endtsetzet undt

furt am Mayn durch Johannem Wolffium im Jare
M. D. LXXI“, Abdruck in: Kunkel, Quellen,
S. 173-254. Im Solmser Landrecht finden sich jedoch
keine Strafbestimmungen für Ehebrecher. Das Land-
recht wurde laufend verbessert und möglicherweise wa-
ren bis zum Erscheinen der Strafordnung 1584 einige
Klauseln gegen Ehebruch aufgenommen worden, vgl.
Schmidt, Grafenverein, S. 124 Anm. 19. Zur Entste-
hung des Solmser Landrechts sieheFuchs, Zur Ge-
schichte, S. 270-277; ders., Quellen, S. 292-320; Wel-
koborsky, Landrecht, S. 1-66. Zu seiner Verbreitung
siehe Schmidt, Grafenverein, S. 123; Welkoborsky,
Landrecht, S. 5.
13 Unehe.
14 Ausführlich, genau.
15 Lev 20,10.

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