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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0361
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6. Kirchenzuchtordnung 1599

σZum sechtzehenden, das sich keiner des heiligen
abentmals, so oft es gehalten wirdt, ohne gnugsame
ursachen endziehe.
τZum siebentzehenden, das niemandt von der
obrigkeit oder kirchendiehnern ubell redt, viell we-
niger auf sie fluche unnd schelte, sondern neben ge-
burlicher ehrerbietung unnd gehorsam vor ihre woll-
fahrt bitte.
υZum achtzehenden, das eltern iren kindern in
gottesfurcht unnd erbarlichem wandell vorgehen,
sich im gebeth selber vleißig uben, ihre kinder, so-
woll söhne als tochter, wan sie uber ihr funftes jahr
gekommen, zur schule unnd kirchen, auch zur ar-
beitt unndj ehrlichen handtwercken anhalten unnd
nicht in das Bapstumb9 schicken.
φZum neuntzehenden, das die kinder iren eltern
gehorsamlich volgen, sich keinerlei weise inen wi-
dersetzen, viell weniger fluchen oder handt an sie
legenn, ja auch nicht hinder oder wider iren willen
unnd wißenn sich ehelich versprechen.
χZum zwantzigsten, das alle unnd jede, zuvor-
derst eheleut, blutsverwandten, geschwister, nacht-
barn etc. keineswegs in haß unnd neidt leben, auch
ire eigne richtter zu sein einigerk maßen, es sey of-
fentlich mit handt anlegen oder heimlich mit giefft
oder andern bößen practicen, sich nicht underfahen,
auch christliche außsohnung unnd rechtmeßige ver-
träge nicht zuruckstoßen, sondern sich friedtfertig
erzeigenn.
ψZum einunndzwantzigsten. Wan eheliche ver-
sprechung geschehen under gemeinen leuten, sollen
sie nicht uber zween tisch leut, das ist zwantzig per-
sonen, unnd dieselben nicht verner als zu einer
abentmalzeit solches handschlages10 beruffen unnd
onnotigenn kosten sparen. So aber neue eheleut ei-
σ B: Abendtmal.
τ B: Obrigkeit ehren.
υ B: Eltern ire kinder [ehren],
φ B: Kinder gegen eltern.
χ B: Uneinigkeit.
ψ B: Hochzeit.
ω B: Nitt aus der kirchen zu lauffen.
α B: Kirchgang.
β B: Mahlzeitten nach dem kirchgang.
γ B: 4 disch leut undt nit drüber zu laden.
j B: oder.

ner großen ansehnlichen freundtschafft11, kan mit
unsres unnd |37r | unserer beambten vorwißen die
zahll der personen etwas verner vorstrecketl wer-
denn.
ωZum zweiunndzwantzigsten sollen breutgam
unnd braut, wan sie außgeruffen12 werdenn, in der
kirchen bleiben unnd selbsten neben andern vor sich
bitten.
αZum dreiunndzwantzigsten, wan hochzeitten
gehalten werden, sollen brautgam unnd braut sambt
andernm geladenen, wan man zusamenleutet,
nachn acht uhrn ordenlich zur kirchen gehen unnd
daselbst bis zum ende des gottesdiensts verharren,
welcher mit allem uber zwo stundtt nicht wirdt ver-
strecket werden, auf das man zu zehen uhrn konne
zu tisch sitzen.
ßZum vierunndzwantzigsten soll keine hochzeit
uber zween tage auf lengst wehren, derowegen alle
malzeiten vor dem kirchgang0 hiermit abgeschafft
sein sollen.
YZum funfunndzwantzigsten sollen auch uber
vier tisch leut zum hochzeitlichen ehrentag von ge-
meinen oder unvermoglichen leuten nicht beruffen
unnd, ongelegenheit zuvermeiden, uber einem tisch
nicht mehr als zehen personen gesetzt werden. Mit
andern kan es gehalten werden, wie kurtzlichp zuvor
beim 21. punct gemeldet.
Zum sechsunndzwantzigsten soll keine hochzeit
auf die sontage oder in den wochen, da bettage an-
gestelt, gehalten werden.
Zum siebenunndzwantzigsten sollen allerlei up-
pige spilleut unnd zottenreißer wie auch alle andere
leichtfertigkeiten bei ehrlichen gastereien, weinkeuf-
fenn unnd hochzeitten vermieden bleibenn.

k B: eigener.
l B: erstreckt.
m B: allen.
n B: zu.
o Gestrichen in A: es weren dan frembde leuth vorhanden.
p B: kurtz.

9 In katholische Territorien.
10 Zu solcher Verlobung.
11 Verwandtschaft.
12 Aufgeboten.

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