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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0364
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Solms

7. Hochzeits- und Taufordnung für Solms-Hungena
13. Mai 1616

Von wegen der hochwolgebornen grevin und frawen,
frawen Ursulenl, grevin zu Solms, fraw zu Müntzen-
berg, Wildenfelß und Sonnenwald etc., geborner
grevin, zugleichen wittib, unserer gn. frawen, wird
nachfolgende ordnung von hochzeiten und kindtauf-
fen, wie die am 28. Novemb[ris] 1612 publicirt2, von
neuem bestettiget und widerholet, auch pfarherrn,
schultheißen und senioren daruber fest zuhalten
ernstlich befohlen.
Erstlich. Bei den kindbetten3 sol mer nit dan uf den
tag des kindtaufs ein mahlzeit gegeben werden.
Wurden aber vermögende leut ein kindtauf haben
und darzu frembde, außgeseßene4 freund5 oder ge-
vatteren geladen, kan mit erlaubnus der obrigkeit
ihnen gegönt werden, auch den zweiten tag ein mal-
zeit zu geben und weiters nit bei straf 10 fl. In glei-
chem soll der unkosten, so stracks anfangß bey er-
betung des gevatteren gemacht zu werden pflegt,
abgestelt, gemesiget und uber 1 oder zwo mas wein
zu trincken bey straff 2 fl beyden theilen verbotten
sein.
Zum andern. Wen eheliche versprechungen ge-
schehen under gemeinen leuten, sollen sie nit uber
zwen diesch leut, das ist 20 personen, und dieselbe
ferner nit als zu einer malzeit haben. So aber neue
eheleut einer großen, ansehnlichen freundschafft6
sein, kan mit der obrigkeit vorwißen die anzahl sol-
cher persohnen etwas versterckt, doch sol folgenden
tag aller unkosten gentzlich abgestelt werden bei
straf 10 fl.
Wan inskünfftig neue eheleut hochzeiten vorha-
ben, sollen sie den beampten solches zeitlich anmel-
den und sich der ordnung berichten laßen.

a Textvorlage (Handschrift): FSBA Braunfels, A 61.1 III
543/1, fol. 52r-53r.
b-b Von anderer Hand ergänzt.

1 Ursula von Solms-Hungen († 1625), Witwe Ottos von
Solms-Hungen (1572-1610), Uhlhorn, Otto, S. 288;
Solms-Laubach, Geschichte, S. 76.

Es sol kein hochzeit uber zwen tag wehren und
den ersten tag zwo malzeiten gegeben, darbei entlich
abgedanckt und bei geschehener dancksagung dem
hochzeiter freistehen, die hochzeit mit einem trunck
zuverehren. |52v |
Suppen und malzeiten vor dem kirchgang sein
gentzlich abgeschafft, alles bei straf 10 fl oder 8 tag
mit dem thurn zu straffen.
Bey kindbetten, ehelichen verlöbnußen und
hochzeiten soll alles eßen und trincken sich abents
umb 8 uhr enden und abgeschafft sein bei straf dem
haußvatter und jederm gast, die sich darbei betret-
ten laßen, zwen gulden.
So bald gegen den abent die licht angezünd wer-
den, soll alles dantzen bei ehrlichen verlöbnußen
und hochzeiten verpleiben bei straf dem hochzeiter
5 fl und jederm däntzer auch soviel.
Das spaciren und gaßenlaufen bei nächtlicher
weil ist bei thurnstrafen verbotten, baber daß vilfel-
tig ubermeesig ab- und zulaufen der kinder bei hoch-
zeiten, kindbetten und anderen gemeinen zusamen-
kunfften werden bescheydene eltern abzustellen und
sich vor straffen, so gegen solch mutwillig gesindlein
vorzunehmen, sich beneben der ihrigen zu hueten
wißenb
Letzlich. Dieweil bei dem kirchengehen und be-
suchung Gottes worts mechtiger unfleiß und verach-
tung gespuret wird, als werden pfarher und seniores
in diesem puncten an die kirchendisciplinord-
nung7, so gut ziehl und maß giebt, derselben nach-
zukommen, gewiesen.

2 Liegt nicht vor.
3 Siehe oben, S. 323 Anm. 12.
4 Entfernt wohnende.
5 Verwandte.
6 Verwandtschaft.
7 Kirchenzuchtordnung von 1599, siehe oben, Nr. 6.

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