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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0367
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8. Kirchen- und Polizeiordnung für Münzenberg [1575-1580]

purgischen |3v| Confeßion9 inn kurtze articul ver-
faßet ist, bestendiglichenn verharrenn unnd die ein-
tracht, so bißanhero inn unsernn schulenn unnd kir-
chenn gewesenn ist, auch hinfhuro under sich erhal-
ten, sonderlich aber sich inn das onnöttige, ergerlich
unnd geferlich disputiren unnd zancken, so von ett-
lichenn streitigenn theologenn zu wenig erbawung
der kirchenn erregt wirt, nicht inmengenn, sondernn
sich deßenn gentzlich enthalttenn unnd das volck
vonn den articuln unserer wharenn christlichenn re-
ligionn mit hindansatzung aller onnöttigen, undinst-
lichen spitzfindigkeit unnd vorwitziger fragenn, die
nach der lehr des apostels10 auff die cantzel gar nicht
gehörenn, auch bei den zuhörernn nichts bawenn,
einfelttig unnd nach dem grundt götlichs worts
unnd Augspurgischer Confession lherenn unnd un-
derweisen.
Darumb auch unsere beampten bei der baurech-
nung eines jeden jhars einmahl zu Mintzenbergk die
kirchenn und schulen visitiren unnd darundter mit
allem trewem vleyß dahin sehenn, das der consens
unnd einhelligkeit in der lähr under den pfarhern,
caplann unnd schulmeistern hinfhuro weniger nicht
alß bißhero bescheenn, nach aller mugligkeit erhalt-
ten werde.
Wofernn aber unsere beamptenn befundenn, das
einer under inen, den predicantenn |4r | oder schul-
meisternn, vonn diesem einhelligenn consens abwi-
chenn, sich inn onnöttigs gezenck, dieser unser ord-
nung zuentgegen, inliesenn oder sonstenn besondere
neue opinion oder unreine, ergerliche lehr vorge-
benn, denselbenn sollenn sie in irer visitation, hier-
von abzustehenn, trewlich vermanenn unnd, da die-
se vermanung nicht fruchtenn woltte, uns darvon
berichtenn, damit wir sambtlich darin nach befin-
dung enttweder mit beurlaubung oder sonsten ge-
burlicher weiß zu statuiren haben.
Dieweil auch von nötten und einem christlichen
lehrer wohl anstehett, das er eines erbarlichenn, auf-
richtigenn unnd onsträflichenn lebens, wesens unnd

c Im Text: wieder.
9 Augsburger Bekenntnis von 1530, BSLK S. 44-137.
10 1Kor 9,16.
11 1Tim 3,2-4; Tit 7,7-8.

wanndelß sey unnd seinenn pfarkindernn unnd
schulernn mit gutem exempel vorgehe11, damit er
nicht mit bösem, ergerlichem lebenn dasjhenige wie-
der zerstoer, was er mit guter lher vorherc erbawet
hatt, so setzenn, ordnenn und wöllen wir, das unsere
dhiener auf die pfarhernn unndt schulmeister ein
vleißige inspection unnd aufmerkens habenn, wie sie
sich in iren empternn halttenn unnd was sie fur ein
lebenn fhurenn. Da dann bei einem oder mehr eini-
ger strafbarer fehl oder mangel erfunden wurde, alß
wann die predicantenn unnd kirchendhiener ire ge-
wonliche predigten, administration der sacramen-
tenn, visitation der kranckenn oder kinderlehr12
unnd die schulmeister ire anbefholene jugendt ver-
seumpten |4v | oder auch sie sambt oder sonder in
neidt, haß, geitz, hurerei oder fullerei lebdtenn, un-
zuchtige wortt oder geberde furdenn, mit leichtfer-
tigen leutenn sich behingenn13 oder solichs irem
weib, kindernn unnd gesinde verstadtetenn unnd
nachsehenn, sich inn politische gezenck unnd had-
dersachenn mengtenn unnd was der dingen mehr
sein, die sonderlichenn denn kirchenndhienernn ires
berufs unnd ambts halber nicht anstehenn und zu
offentlichem ergernuß der gemein gereichen, so sol-
lenn unsere dhiener dhieselbenn erst privatim, fol-
gendts inn gegenwertigkeit unser allerseits räthe
unnd dhiener, so wir jederzeit ghenn Mintzenbergk
ordnen werden, auch etzlicher annderer predican-
tenn deßhalbenn zur beßerung adhortiren unnd ver-
manenn, unnd da ein soliche vermanung nicht helf-
fen wil, dieselbige an irenn jharbesoldungenn ett-
was, es sei an frucht oder geltt, nach gelegennheit
der uberfharung abziehenn unnd es armen leuttenn
außtheiln laßenn, deßgleichen nach gelegennheit der
uberfharung sie in die kirchenn oder ander orter zu-
bestricken14, auch entlichenn, wofern dieselbige
straf nicht frucht schaffen wolte, soliche incorrigi-
biles entwedder ad tempus suspendiren oder auch
nach gelegenenn sachenn gantz ab officio removiren.

12 Katechismusunterricht.
13 Einließen.
14 Ihnen die Mobilität nehmen, sie an einem Ort fixieren,
vgl. Grimm, DWb 1, Sp. 1685.

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