8. Kirchen- und Polizeiordnung für Münzenberg [1575-1580]
unnachleßig gedenckenn anzusehen, wie dann auch
alles dasjhenig, was einer also heimblich ubermeßig
unnd unzimblich |12v | verspielett, deßelbenn el-
ternn, weib oder kindernn der gewinnendte theil
ohne alles hinderzihenn unnd vorweigernn wieder
heraußerzugeben schuldig seinn, unsere beamptenn
auch daruff alspaltt beidt, die hulff und straf jegen
die spieler unnd heimbliche aufenthelter, ohne eini-
genn verzuck oder ausflücht ergehen laßen sollen.
Wann aber ehrliche leuth beisamen sein oder of-
fentliche geselschafftenn gehalten werdenn, ist uns
nachmahlß, wie wir uns deßenn erclert, nicht zu-
entjegen, das alßdann zu einer sonderenn ergetzlich-
keit redliche leuth miteinannder allein umb etzliche
weispenig37 kurtzweil treiben moegenn, doch das sie
darundter in alle wege die geburende maaß und be-
scheidenheit haltten unnd nicht uberschreitten.
Damit nuhn jedermann dieser ding wißens habenn
unnd sich vor straf unnd ungluck huttenn moege, so
sollenn die predicantenn unnd pfarhern alle sontage
das junge volck mit ernst verwarnen, sich hierinnen
zu hutten unnd vorzusehennf.
[Eheschließung und Ehebruch]
Es sol auch keinn pfarher einich pfarvolcks, so
sich miteinander ehelichen vertrawet, aufkundi-
genn38, viel weniger vor der christlichen gemein ein-
segnen, er hab dann zuvor gewiß erkundigt, |13r|
das sie einander weder mit sipschafft noch schwa-
gerschafft nicht verwandt unnd also gethann seienn,
das sie ein christliche ehe mit gutem gewißen besit-
zen39 moegen, unnd wofernn der pfarher einige ver-
wandtnus, es were sipschaft oder schwagerschafft,
befunde unnd sich darinn nicht selbst resolviren
unnd bescheiden40 köndte, ob sie der ehe verhinder-
lich sei oder nicht, so soll er umb aller gewißheit
f Am Rand, gestrichen: Hienein mag gesetzt werden von
heimlichen verlobnußen, verbottenen ehen und deren
straff auß der Solmischen oder Hanau Bobenheusischen
ordnungen [Mit der Hanau-Babenhauser Ordnung ist
die Hanau-Lichtenberger Eheordnung von 1565 ge-
meint, deren Druck im FSBA Braunfels A 61.1 III 556b
überliefert ist. Abdruck in Sehling, EKO XX/2].
willen mit dem aufkundigen unnd einsegnen dero-
selbenn personen solang inhaltenn, biß er den fahl
ann uns allerseits gelangtt unnd sich bei uns zuvor
bescheidts erholet habe.
Wie sehr auch das schendliche laster des ehe-
bruchs je lenger, je mehr einreist unndt uberhandt
nimpt, soliches ist zu viel ann tag unnd weisens die
exempel gnugsamb, wann dann gegenn denn wach-
ßendenn unnd zunemendenn lasternn auch die straf-
fen zu scherpfenn unnd gohne das aufg diß laster des
ehebruchs in gotlichen unndt kayserlichen rechtenn
die leib- unnd lebensstraff gesetzt ist, so setzenn,
ordnen unnd wollen wir, da hinfhuro ein mansper-
sonn, die sei gleich ehelich oder ledig, unnd eines
andern mans eheweib einen ehebruch miteinander
willig- unndt wißentlich begehen unnd volnbringen,
das alßdann beid, der ehebrecher unnd ehebreche-
rin, zu hafftenn brachtt, vor pfeinlich [!] recht ge-
steltt unnd auf vorgehende gnugsame |13v| bewei-
sunge zum schwerdt verdampt unnd hingericht wer-
den sollenn, es wehre dann sach, das der ehebre-
cherin mann selbst zu solichem ehebruch reitzung
unnd ursach gegeben oder das weib vorhin41 ein
leichtfertig personn gewesen unnd mit andern zuvor
auch dergleichen ehebruch kundtlich begangen het-
te oder auch ir ehemann sie wieder zu sich zunhemen
begerte unnd was dergleichen umbstende mehr
seinn, die sich zutragen unnd einen jeden richter zur
miltern straf vermoege rechtens unnd billigkeit be-
wegen moechtenn, in deme dan alwegen mit unse-
rem vorwißen, rath unndt bedenckenn gehandlett
unnd volnfharenn werden soll.
Da aber ein eheman in werender ehe unnd ein
ledige person sich fleischlichen miteinander vermi-
schenn werden, so sollenn sie beide in hafften gezo-
gen, ein virtheil jhars darin enthaltten, mit waßer
unnd brot gespeisett unnd alßdann [mit] auferle-
gung einer geburlichen geltstraff vor das erste mahl
g-g Verschrieben: ohne auf das.
37 Siehe oben, Anm. 16.
38 Bekanntgeben, aufbieten.
39 Eingehen.
40 Entscheiden.
41 Zuvor.
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unnachleßig gedenckenn anzusehen, wie dann auch
alles dasjhenig, was einer also heimblich ubermeßig
unnd unzimblich |12v | verspielett, deßelbenn el-
ternn, weib oder kindernn der gewinnendte theil
ohne alles hinderzihenn unnd vorweigernn wieder
heraußerzugeben schuldig seinn, unsere beamptenn
auch daruff alspaltt beidt, die hulff und straf jegen
die spieler unnd heimbliche aufenthelter, ohne eini-
genn verzuck oder ausflücht ergehen laßen sollen.
Wann aber ehrliche leuth beisamen sein oder of-
fentliche geselschafftenn gehalten werdenn, ist uns
nachmahlß, wie wir uns deßenn erclert, nicht zu-
entjegen, das alßdann zu einer sonderenn ergetzlich-
keit redliche leuth miteinannder allein umb etzliche
weispenig37 kurtzweil treiben moegenn, doch das sie
darundter in alle wege die geburende maaß und be-
scheidenheit haltten unnd nicht uberschreitten.
Damit nuhn jedermann dieser ding wißens habenn
unnd sich vor straf unnd ungluck huttenn moege, so
sollenn die predicantenn unnd pfarhern alle sontage
das junge volck mit ernst verwarnen, sich hierinnen
zu hutten unnd vorzusehennf.
[Eheschließung und Ehebruch]
Es sol auch keinn pfarher einich pfarvolcks, so
sich miteinander ehelichen vertrawet, aufkundi-
genn38, viel weniger vor der christlichen gemein ein-
segnen, er hab dann zuvor gewiß erkundigt, |13r|
das sie einander weder mit sipschafft noch schwa-
gerschafft nicht verwandt unnd also gethann seienn,
das sie ein christliche ehe mit gutem gewißen besit-
zen39 moegen, unnd wofernn der pfarher einige ver-
wandtnus, es were sipschaft oder schwagerschafft,
befunde unnd sich darinn nicht selbst resolviren
unnd bescheiden40 köndte, ob sie der ehe verhinder-
lich sei oder nicht, so soll er umb aller gewißheit
f Am Rand, gestrichen: Hienein mag gesetzt werden von
heimlichen verlobnußen, verbottenen ehen und deren
straff auß der Solmischen oder Hanau Bobenheusischen
ordnungen [Mit der Hanau-Babenhauser Ordnung ist
die Hanau-Lichtenberger Eheordnung von 1565 ge-
meint, deren Druck im FSBA Braunfels A 61.1 III 556b
überliefert ist. Abdruck in Sehling, EKO XX/2].
willen mit dem aufkundigen unnd einsegnen dero-
selbenn personen solang inhaltenn, biß er den fahl
ann uns allerseits gelangtt unnd sich bei uns zuvor
bescheidts erholet habe.
Wie sehr auch das schendliche laster des ehe-
bruchs je lenger, je mehr einreist unndt uberhandt
nimpt, soliches ist zu viel ann tag unnd weisens die
exempel gnugsamb, wann dann gegenn denn wach-
ßendenn unnd zunemendenn lasternn auch die straf-
fen zu scherpfenn unnd gohne das aufg diß laster des
ehebruchs in gotlichen unndt kayserlichen rechtenn
die leib- unnd lebensstraff gesetzt ist, so setzenn,
ordnen unnd wollen wir, da hinfhuro ein mansper-
sonn, die sei gleich ehelich oder ledig, unnd eines
andern mans eheweib einen ehebruch miteinander
willig- unndt wißentlich begehen unnd volnbringen,
das alßdann beid, der ehebrecher unnd ehebreche-
rin, zu hafftenn brachtt, vor pfeinlich [!] recht ge-
steltt unnd auf vorgehende gnugsame |13v| bewei-
sunge zum schwerdt verdampt unnd hingericht wer-
den sollenn, es wehre dann sach, das der ehebre-
cherin mann selbst zu solichem ehebruch reitzung
unnd ursach gegeben oder das weib vorhin41 ein
leichtfertig personn gewesen unnd mit andern zuvor
auch dergleichen ehebruch kundtlich begangen het-
te oder auch ir ehemann sie wieder zu sich zunhemen
begerte unnd was dergleichen umbstende mehr
seinn, die sich zutragen unnd einen jeden richter zur
miltern straf vermoege rechtens unnd billigkeit be-
wegen moechtenn, in deme dan alwegen mit unse-
rem vorwißen, rath unndt bedenckenn gehandlett
unnd volnfharenn werden soll.
Da aber ein eheman in werender ehe unnd ein
ledige person sich fleischlichen miteinander vermi-
schenn werden, so sollenn sie beide in hafften gezo-
gen, ein virtheil jhars darin enthaltten, mit waßer
unnd brot gespeisett unnd alßdann [mit] auferle-
gung einer geburlichen geltstraff vor das erste mahl
g-g Verschrieben: ohne auf das.
37 Siehe oben, Anm. 16.
38 Bekanntgeben, aufbieten.
39 Eingehen.
40 Entscheiden.
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