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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0380
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Solms

Nun bitten wir den heiligen geist38, und: Gott, der
vatter, wohn uns bei etc.,39 vom advent biß uf wei-
enachten: Unser vatter, der du bist in dem hiemel
etc.40 Nach sollichem gesang wirt der text des heili-
gen evangelii gelesen, und soll nach verlesung des-
selben der pfarher anzeigen, in welches hauptstuck
der christenlichen lehr sollicher text gehörig, die lehr
des cathechismi dardurch zubestettigen, volgents
seine predigt in etlich stuck abteilen und woll be-
dencken, domit die außlegung dem glauben ähnlich,
aus Gottes wortt gezogen sey und domit confirmirt
werde und die einfeltigen es vernemen, begreiffen
und behalten mögen, die rohen und gottlosen mit
verkondigung gottlichen zorns geschreckt und die
gottseligen irer sünden halben bekommerte hertzen
mit erinnerung göttlicher gnaden getröstet, die hin-
lässigen ermanet und einem jeden nach gelegenheit
etwas zur besserung furgehalten werde.
Und soll sonderlich der pfarher sich hüten, das
fnit privat affecten, rachgir undf anders, dem wortt
Gottes entgegen, mit eingemenget werde, auch die
predigten uber drey virtel der stunden oder zum
lengsten eine stunde idesmahl nit wehren, domit die
kirch dorab nit verdruß empfahe. |7v |
Zu ende der predigt sollen die verhandlete stuck
kurtzlich repetirt und alßdan, wo personen, so sich
miteinander ehelich versprochen, angeben, procla-
mirt werden, daruf dancksagung und gebett volgen,
also:
Dancksagung und gemein gebett
Dieweil wir nun Gottes wortt haben angehort und
schuldig seint, Gott dem allmechtigen fur alle seine
wollthatt, so er uns täglich erzeigt, zudancken, so
wollen wir ime dancksagen vor das werck der er-
schöpfung [!], erlösung und heiligung, das er auch
noch fur und fur biß an den jungsten tag in seiner

f-f Unterstrichen, am Rand: NB.
g Nachgetragen.
38 Luther, Nun bitten wir den heiligen Geist, AWA 4,
Nr. 19.
39 Luther, Gott der Vater wohn uns bei, AWA 4, Nr. 23.

erkantnus unsg erhelt, zum geistlichen, weltlichen
und haußstandt seine gnad verleyhet und uns sege-
net, seint auch schuldig, umb erhaltung derselben
stende und was darzu gehörig, zubitten, haben gött-
liche verheissung und gewisse zusage, was wir im
nhamen Jhesu Christi bitten werden, das unß das-
selbige der vatter im hiemel geben wölle41. So lasset
uns erstlich bedencken die noth der gantzen chri-
stenheit und bitten, das Gott uns sein wortt rein
und lauter erhalten, diejenige, so noch nit zu rechter
erkantnus kommen, herzufhüren und seine arme
christenheit gnediglich behüten wölle wider alles |8r |
fürnemen des teuffels, wolle uns derwegen getrewe
lehrer und prediger seines heiligen heilsamen worts
iderzeit zuschicken, dieselben in seiner warheit und
christenlichem leben erhalten, auch gnediglich ver-
leihen, das wir Gottes wortt mit rechter andacht
mögen hören, dasselbige liebhaben, bewegen, behal-
ten und unser leben darnach anstellen, alles zu lob
und preiß seines gottlichen nhamens und unser see-
len seligkheit, wolle auch stewern und wehren allen
denjenigen, so uns solches liechts der warheit zube-
rauben understehen.
Zum andern lasset uns auch bitten fur dieses
zeitliche leben, das uns Gott mit gnedigem fried und
seligem wetter begnaden, vor thewrung, krieg und
pestilentz behüten wolle. Bittet auch fur alle
obrigkeit, keiser, könige, fursten und herrn, inson-
derheit fur unsere gnedige landthern, under welcher
schutz und schirm uns Gott der herr gesetzt hat,
und fur beide heuser, der graven von Isenburg42 und
Solms, fur irer gnaden ambtleute, räthe und diener,
auch eine erbare gemein alhier, das Gott ir hertzen
durch seinen heiligen geist und wortt erleuchten und
regiren wölle, domit ire gnaden und sie bei der er-
kanten warheit bestendig mögen pleiben, uf das
Gottes wortt und ehre durch sie gefördert und nicht
verhindert werde, domit wir under irem regiment

40 Siehe oben, Anm. 35.
41 Joh 16,23.
42 Irmgard (1536-1577), eine Tochter Philipps von Solms-
Braunfels (1494-1581), war seit 1559 mit Philipp II. von
Ysenburg-Ronneburg (1526-1596) verheiratet.

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