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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0389
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9. Kirchenordnung für Solms-Laubach [1576-1580]

wie er dan ist, ir rechter, natürlicher vatter, nimbt
sie an arm und hertzet sie, errettet und erlöset sie
auß der sünden, teufels, todts und der hellen reich
und leget seine allmechtige, göttliche, gnedige handt
uf sie, nimbt sie in schutz, schirm und vertedigung
wider alles ongluck und segenet sie, das sie nun mit
ime seines himlischen vaters kinder erben und seine
miterben sein sollen der seligkeit und des ewigen le-
bens, und drawet an allen, das wir ja zusehen und
im einfeltigen glauben pleiben und als die kindlein
im hie- 20r | melreich, das ist im reich der gnaden
und des lebens, vor ihm wandlen, in onschuldt und
reinigkeit anfahen und vortfharen ewig zuleben, do-
mit wir nit ewig verstossen werden.
Weil aber nun solches alles, als errettung von der
sünden und des teufels reich, von Christo durch sei-
ne hendt uflegen, hertzen, segenen und versicherung
des hiemelreichs uber diese seine wortt diesem kindt
wie uns allen auch in einem eusserlichen zeichen,
nemlich der tauff und wortt Gottes im nhamen des
vatters und sohns und des heiligen geistes uberant-
wurt, zugeteilt und es dardurch versichert wurdt, so
wollen wir nun dasselbige auch in des hern nhamen
tauffen und uber die zuvor gesprochene gebett auch
das vater unser beten:
Unser vatter, der du bist in dem hiemel, gehei-
liget werde dein nhame, zukomme dein reich. Dein
will geschehe wie im hiemel also auch auf erden.
Unser täglich brodt gib uns heut und vergib unß
unsere schuldt, als wir vergeben unsern schuldigern.
Nit fhüre uns in versuchung, sondern erlöse uns von
dem bösen, dan dein ist das reich und die krafft und
die herlichkeit von ewigkeit zu ewigkeit, amen89.
Darnach sprech der pfarher:
Der herr behüte deinen ingangk und außgangk von
nun an bis zu ewigen zeiten, amen90.
Hieruf tretten sie mit dem kindlein zum taufstein.
20v |
Ermanung des pfarhers zu den paten oder gevat-
tern:
Lieben freunde in Christo. Nachdem ir von we-
89 Mt 6,9-13.

gen dieses kindts begert habt, das es in dem namen
Jhesu Christi getauft und durch die tauf in die hei-
lige gemeine Gottes volcks angenommen und einge-
leibet werde, so ist euch als christen onverborgen
das, welcher sich zu der gemeinen christenlichen kir-
chen thut, der begibt sich in einen geistlichen streit,
darinnen wir nicht mit fleisch und blut, sondern mit
dem bösen geist die tage unsers lebens hie auf erden
zukempfen haben, welchen streit auch wir one rech-
ten glauben in Gott vater, sohn und heiligen geist
nicht volfhüren mögen. Hierauf, dieweil ir euch aus
christlicher lieb und freuntschaft dieses noch on-
mundigen kindts habt angenommen und vertrettet
es in dieser offentlichen christlichen handlung, so
wollet mir an seiner statt antwortten, domit offent-
lich bekant, worauf es getauft werde:
N., widersagstu dem teufel und allen seinen wercken
und wesen?
Antwurt: Ja, ich widersage.
N., glaubstu an Gott vatter allmechtigen, schepffer
hiemels und der erden?
Antw.: Ja, ich glaub.
N., glaubstu an Jhesum Christum, seinen eingebor-
nen sohn, unsern hern, der empfangen ist vom hei-
ligen geist, geborn auß Maria, der jungkfraue, gelit-
ten hat unter Pontio Pilato, gekreutziget, gestorben
und begraben, abgestigen zur hellen, 21r | am drit-
ten tage auferstanden von den todten, aufgefharen
ghen hiemel, sitzent zur rechten Gottes, des all-
mechtigen vaters, von dannen er künfftig ist, zu-
richten die lebendigen und die todten?
Antw.: Ja, ich glaub.
N., glaubstu an den heiligen geist, eine heilige,
christliche kirche, die gemeine der heiligen, verge-
bung der sünden, auferstehung des fleisches und ein
ewiges leben?
Antw.: Ja, ich glaub.
N., wiltu daruf getauft werden?
Antw.: Ja, ich will.
Da neme der pfarher das kindt uf seine lincke handt
und giesse mit der rechten dreymal wasser uf des
kindts haupt und spreche:
90 Ps 121,8.

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