9. Kirchenordnung für Solms-Laubach [1576-1580]
bevelhen, das Gott der mutter helffe und das kind-
lein ime gnediglich lasse bevolhen sein, darnach, das
sie auch, nachdem das kindt geboren, ausserhalb der
höchsten noth des kindts schwacheit nit jauchtauf-
fen sollen, sondern, wan sie den kirchendiener oder
sonst einen christlichen man in der eil haben mögen,
denselben beruffen und inen das kindt tauffen las-
sen. Aber, so dasselb von schwacheit wegen des
kindts ja nit gesein mögte, alßdan soll die hebamme
oder welches gegenwertiges christlich weib sich des
taufens underfangen will, zwo oder drey personen
zum zeugnus beruffen und erfordern, domit uf zwei-
er oder dreier kundtschafft der tauf bestendig sey
und zuvor das gebett vater unser9' sprechen, daruf
das kindt mit wasser tauffen und sprechen: Ich tauf-
fe dich in dem nhamen des vaters und des sohns und
des heiligen geistes, amen.
Und soll alßdan nicht zweifeln, das kindt sey
recht und gnugsam getauft, und soll nicht anderweit
in der kirchen oder sonst getauft werden, sondern,
da das kindlein 23r | lebendig pleibt, mag man es in
die kirchen dragen, domit der pfarher fragen könne,
wie es mit der tauf zugangen.
Der pfarher frage also:
Lieben freunde Christi, weil wir allesambt in
sünden under Gottes zorn zum ewigen todt und ver-
damnus geborn werden und kein ander mittel ha-
ben, dardurch wir der sünden loß, fur Gott gerecht
und selig werden mögen dan durch unsern einigen
mitler und heilandt Jhesum Christum, und dieses
gegenwerttige kindlein in solchen nöten auch steckt,
so frage ich euch, ob es dem herrn Christo zuge-
dragen und durch die tauff eingeleibet sey oder
nicht.
Wurdet nun geantwurt: ja, so frage der pfarher fe-
rer:
Durch wen ist solches geschehen und wer ist dar-
bei gewesen?
Spricht dan imant: die und die personen, N. und
N., seint darbei gewesen, und die persohn hat dem
kindt die tauf gegeben, so frage der pfarher weiter:
Habt ir auch den namen des hern angeruffen und
gebetet?
Und wurt geantwurt: Ja, wir haben Gott ange-
ruffen und das vater unser gebetet, so frage er wei-
ter: Womit habt ir getauft? 23v |
Antwurt man dan: mit wasser, so frage er: Mit
was wortten habt ir getauft?
So man dan sagt: Ich tauffe dich im namen des
vaters unnd des sohns und des heiligen geistes, so
sagt er:
Nun, meine liebe freunde, weil ir dan im nhamen
und uf bevelch unsers lieben hern Gottes solches al-
les gethan, so sage ich, das ir recht und woll gethan
habt, sintemal die armen kindlein der gnad bedörf-
fen und unser her Jhesus Christus inen dieselb nit
absagt, sondern sie ufs allerfreundtlichst darzu fur-
dert, wie solches der text des heiligen evangelii
tröstlich zeuget, welchen der evangelist also be-
schriben hat, Marci am 10. capitel [13-16]: Und sie
brachten kindlein zu Jhesu, das er sie anrürete. Die
junger aber furen die an, welche sie drugen. Da es
aber Jesus sahe, ward er onwillig und sprach zu
inen: Lasset die kindlein zu mir kommen und wehret
inen nicht, dan sollicher ist das reich Gottes. War-
lich, ich sage euch, wer das hiemelreich nit empfehet
als ein kindlein, der wirdt nicht hinein kommen, und
hertzet sie und leget die hende uff sie und segenet
sie. Und weil wir aus itzgehorten wortten unsers
hern Christi des gewiß und versichert sein, das diß
kindlein zum reich der gnaden auch angenommen,
wollen wir bitten, das es darinnen möge zur ewigen
seligkeit bestendig erhalten werden. 24r |
Lasset uns beten:
Der allmechtige Gott und vatter unsers hern
Jhesu Christi, der dich durchs wasser und heiligen
geist anderweit geborn und dir alle deine sünde ver-
geben hat, der stercke dich mit seiner gnad zum ewi-
gen leben, amen. Friede sey mit dir, amen.
Wurden aber die leute, so das kindlein bringen, uf
des pfarhers fragen ongewiße antwurt geben und sa-
gen, sie wüsten nit, was sie gedacht, vielweniger,
97 Mt 6,9-13.
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bevelhen, das Gott der mutter helffe und das kind-
lein ime gnediglich lasse bevolhen sein, darnach, das
sie auch, nachdem das kindt geboren, ausserhalb der
höchsten noth des kindts schwacheit nit jauchtauf-
fen sollen, sondern, wan sie den kirchendiener oder
sonst einen christlichen man in der eil haben mögen,
denselben beruffen und inen das kindt tauffen las-
sen. Aber, so dasselb von schwacheit wegen des
kindts ja nit gesein mögte, alßdan soll die hebamme
oder welches gegenwertiges christlich weib sich des
taufens underfangen will, zwo oder drey personen
zum zeugnus beruffen und erfordern, domit uf zwei-
er oder dreier kundtschafft der tauf bestendig sey
und zuvor das gebett vater unser9' sprechen, daruf
das kindt mit wasser tauffen und sprechen: Ich tauf-
fe dich in dem nhamen des vaters und des sohns und
des heiligen geistes, amen.
Und soll alßdan nicht zweifeln, das kindt sey
recht und gnugsam getauft, und soll nicht anderweit
in der kirchen oder sonst getauft werden, sondern,
da das kindlein 23r | lebendig pleibt, mag man es in
die kirchen dragen, domit der pfarher fragen könne,
wie es mit der tauf zugangen.
Der pfarher frage also:
Lieben freunde Christi, weil wir allesambt in
sünden under Gottes zorn zum ewigen todt und ver-
damnus geborn werden und kein ander mittel ha-
ben, dardurch wir der sünden loß, fur Gott gerecht
und selig werden mögen dan durch unsern einigen
mitler und heilandt Jhesum Christum, und dieses
gegenwerttige kindlein in solchen nöten auch steckt,
so frage ich euch, ob es dem herrn Christo zuge-
dragen und durch die tauff eingeleibet sey oder
nicht.
Wurdet nun geantwurt: ja, so frage der pfarher fe-
rer:
Durch wen ist solches geschehen und wer ist dar-
bei gewesen?
Spricht dan imant: die und die personen, N. und
N., seint darbei gewesen, und die persohn hat dem
kindt die tauf gegeben, so frage der pfarher weiter:
Habt ir auch den namen des hern angeruffen und
gebetet?
Und wurt geantwurt: Ja, wir haben Gott ange-
ruffen und das vater unser gebetet, so frage er wei-
ter: Womit habt ir getauft? 23v |
Antwurt man dan: mit wasser, so frage er: Mit
was wortten habt ir getauft?
So man dan sagt: Ich tauffe dich im namen des
vaters unnd des sohns und des heiligen geistes, so
sagt er:
Nun, meine liebe freunde, weil ir dan im nhamen
und uf bevelch unsers lieben hern Gottes solches al-
les gethan, so sage ich, das ir recht und woll gethan
habt, sintemal die armen kindlein der gnad bedörf-
fen und unser her Jhesus Christus inen dieselb nit
absagt, sondern sie ufs allerfreundtlichst darzu fur-
dert, wie solches der text des heiligen evangelii
tröstlich zeuget, welchen der evangelist also be-
schriben hat, Marci am 10. capitel [13-16]: Und sie
brachten kindlein zu Jhesu, das er sie anrürete. Die
junger aber furen die an, welche sie drugen. Da es
aber Jesus sahe, ward er onwillig und sprach zu
inen: Lasset die kindlein zu mir kommen und wehret
inen nicht, dan sollicher ist das reich Gottes. War-
lich, ich sage euch, wer das hiemelreich nit empfehet
als ein kindlein, der wirdt nicht hinein kommen, und
hertzet sie und leget die hende uff sie und segenet
sie. Und weil wir aus itzgehorten wortten unsers
hern Christi des gewiß und versichert sein, das diß
kindlein zum reich der gnaden auch angenommen,
wollen wir bitten, das es darinnen möge zur ewigen
seligkeit bestendig erhalten werden. 24r |
Lasset uns beten:
Der allmechtige Gott und vatter unsers hern
Jhesu Christi, der dich durchs wasser und heiligen
geist anderweit geborn und dir alle deine sünde ver-
geben hat, der stercke dich mit seiner gnad zum ewi-
gen leben, amen. Friede sey mit dir, amen.
Wurden aber die leute, so das kindlein bringen, uf
des pfarhers fragen ongewiße antwurt geben und sa-
gen, sie wüsten nit, was sie gedacht, vielweniger,
97 Mt 6,9-13.
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