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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0396
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Solms

Kurtz gebett, wie sich der kranck in Gottes handt
soll bevelhen:
O allmechtiger Gott, du sohn des ewigen vaters,
biß11' ingedenck deines grossen leidens, das du hast
gehabt am stamme des kreutzes, da deine seel von
deinem leibe schiede, biß auch mein ingedenck, wan
meine arme seele von meinem leibe scheidet, Jhesu,
dir lebe ich, dir sterbe ich, dein bin ich todt und
lebendig, amen.
Von christlicher begrebnus
Die verstorbene menschen seint zu allen zeiten bei
allen vernunfftigen völckern, furnemlich aber bei
dem volck Gottes und bei allen rechten christen und
glaubigen ehrlich 29v | zur erden bestattet worden,
wie das der kirchen und andere historien, voraus das
alte und newe testament, gnugsam bezeugen, der-
halb wollen wir auch solliche gute christenliche ge-
wonheit der ehrlichen begrebnus unserer eltern, kin-
der und freunde behalten, und soll die uf volgende
weise angestellet werden:
1. Wan ein glaubiger aus diesem leben abgeschieden
ist, soll dem pfarher solches bei zeitten vermeldet
und er dem verstorbenen zum christlichen begreb-
nus zudienen gebetten werden, domit er sich inhei-
misch halten und zur gewonlichen stunde uf seinen
dinst warten könne.
2. Wan die gewonliche bestimbte stunde vorhan-
den und die zur begrebnus erbettene freunde und
nachbarn beneben dem pfarher beieinander versam-
blet seint, soll der pfarher mit dem schulmeister und
schülern fur der leich hergehen, die eltern aber, ehe-
gemahel, kinder oder andere des verstorbenen nech-
ste freunde ordenlich der leich zum negsten nachge-
hen, und nach denen andere fromme erbettene chri-
sten und welche sonst mitzugehen gutwillig, in guter
ordnung, also das allwege die in gemeinen ämptern
oder sonst ansehenliche personen seint, dergleichen
1 Gestrichen: singet oder.
m Gestrichen: (antwurten die schuler, wa gesungen wurdt).
n Gestrichen: antwurten die schüler amen.
117 Sei.
118 Luther, Aus tiefer Not schrei ich zu dir, AWA 4, Nr. 11.

die eltisten zuvorderst, darnach die jungen und an-
dere gemeine personen fein züchtiglich volgen, und
sollen allwege die menner vorher, darnach gleicher
gestalt ordenlich und zuchtiglich die weiber, wie itz-
under gemeldt, hernacher gehen.
3. Der schulmeister und schüler sollen begreb-
nuslieder, wie die im gesangbuch verzeichnet seint,
singen, alß: Auß dieffer noth etc.,118 Mitten wir im
leben seint119 etc. oder dergleichen. 30r |
4. Wan man nun kombt an den ortt der begreb-
nus, soll der glaub gesungen werden und nach volen-
dung desselben der pfarher (da der verstorben eine
alte persohn oder sonst der leichpredigt begert) ei-
nen spruch der heiligen schrifft für sich nemen und
daruf eine kurtze vermanung thuen vom trost wider
den todt, ufferstehung der todten, von der buß und
bekehrung zu Gott, auch dem ewigen leben, wie die-
selben under andern beschriben 1. Tessalo. 4 [13-18],
Johan. 11 [25-26], Philip. 3 [13-14.20-21], Romano.
6 [3-4.23], 1. Corinth. 15 [1-58], Johan. 5 [24-29],
Psalm 90 [12], Job 19 [25], Syrach 28 [6-9], Lucae 7
[11-17], Mathei 9 [18-19.23-26] etc.
5. Nach volendter predigt soll man singen: Mit
fried und frewd etc.,120 daruf lisset der pfarher die
collecten mit dem verß: Herr, nun lässestu deinen
diener in frieden fharenm, dan meine augen haben
deinen heilandt gesehen121.
Lasset uns beten:
Allmechtiger, ewiger Gott, wir bitten dich hertz-
lich, gib uns, das wir deinen lieben sohn erkennen
und preisen, wie der heilige Simeon inen leiblich in
die arm genommen und geistlich gesehen und be-
kant hat122, durch denselben, deinen lieben sohn
Jhesum Christum, unsern hern, amenn.
6. Nach sollichem wirdt und soll die leich in die erde
gesetzt und verscharret werden, die schuler aber in-
mittelst123 singen: Nun last uns den leib begraben
etc.124 30v |
119 Luther, Mitten wir im Leben sind, AWA 4, Nr. 3.
120 Luther, Mit Fried und Freud ich fahr dahin, AWA 4,
Nr. 21.
121 Lk 2,29-30.
122 Vgl. Lk 2,25-28.
123 Unterdessen.

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