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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0411
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9. Kirchenordnung für Solms-Laubach [1576-1580]

geben, dan wir täglich viel sündigen und woll ei-
tel166 straf verdienen. So wollen wir zwar widerumb
auch hertzlich vergeben und gerne wollthuen denen,
die sich an uns versündigen.
Welch ist die sechste bitte?
Und fhüre uns nicht in versuchung.
Was ist das?
Gott versucht zwar niemant, aber wir bitten in
diesem gebett, das unß Gott wolle behüten und er-
halten, auf das uns der teufel, die welt und unser
fleisch nicht bedriege und verfhüre in mißglauben,
verzweifelung und 50r | andere grosse schande und
laster, und ob wir domit angefochten wurden, das
wir doch entlich gewinnen und den sieg behalten.
Welch ist die siebende bitt?
Sondern erlöse uns vom bösen.
Was ist das?
Wir bitten in diesem gebett als in der summa,
das uns der vater im hiemel von allerlei übel leibs
und der seelen, gute und ehre erlose und zuletst, wen
unser stündlein kombt, ein seliges ende beschere und
mit gnaden von diesem jamerthal zu sich neme in
den hiemel.
vWie lauten die wort des beschluß?
Dan dein ist das reich und die kraft und die her-
lichkeit in ewigkeit.
Wie verstehestu diese wortt?
Wir ermanen Gott, den hiemelischen vatter in
diesen wortten alß unsern einigen hern und könig,
das er sich unser als seiner armen undertanen gne-
diglich wolle annemen und diese gaben, die wir itz
von ime gebetten haben, miltiglich verleihen umb
seines namens und umb seiner eher willen, dan wir
ja sonst keinen schutz noch hilf wissen, so kan er
auch nur allein helffen und wir wollen ihn auch al-
lein in ewigkeit darfur loben und preisen”.
Was heist dan das letste wörtlein, amen?
Das ich solle gewiß sein, solche bitte seint dem
vi Fehlt in Luthers Kleinem Katechismus, BSLK S. 515.
Dieser Abschnitt findet sich in gekürzter Form jedoch
im Katechismus der Kasseler Generalsynode von 1607,
siehe oben, S. 96.

vatter im hiemel angeneem und erhöret, dan er uns
selbst hatt gebotten, also zubeten, und verheissen,
das er uns wolle erhören16'. Amen, amen, das heist:
ja, ja, es soll also geschehen. 50v |
Das vierdte hauptstuck christlicher lehr, nemlich
vom sacrament der heiligen tauff
Was ist die tauffe?
Die tauffe ist nicht allein schlecht168 wasser, son-
dern sie ist das wasser in Gottes gebott gefasset und
mit Gottes wortt verbunden.
Welches ist dan sollich wortt Gottes?
Da unser her Christus spricht, Mathei am let-
sten [28,19]: Gehet hin in alle weldt, lehret alle hei-
den und tauffet sie im nhamen des vatters und des
sohns und des heiligen geistes.
Was gibt oder nutzt die tauffe?
Sie wurcket vergebung der sünden, erlöset vom
todt und teuffel und gibt die ewige seligkeit allen,
die es glauben, wie die wortt und verheissung Gottes
lauten.
Welche seint dan solliche wortt und verheissung
Gottes?
Da unser herr Christus spricht, Marci am let-
sten [16,16]: Wer da glaubt und getauft wirdt, der
wirt selig. Wer aber nicht glaubt, der wirt ver-
dambt.
Wie kan wasser solche grosse dinge thuen?
Wasser thuts freilich nicht, sondern das wortt
Gottes, so mit und bei dem wasser ist, und der
glaub, so solchem wortt Gottes im wasser trawet,
dan one Gottes wortt ist das wasser schlecht wasser
und keine tauff, aber mit dem wortt Gottes ists eine
tauf, das ist, ein gnadenreich wasser des lebens und
ein 51r | badt der newen geburt im heiligen geist,
wie sanct Paulus sagt zum Tito am 3. capitel [5-8]:
166 Nichts als.
167 Mt 6,8-9; 7,7.
168 Schlichtes, einfaches.

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