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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0413
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9. Kirchenordnung für Solms-Laubach [1576-1580]

Volgt die christliche haußtafel etlicher sprüch auß
der heiligen göttlichen schrifft von allerlei stenden,
dardurch ein jeder seines ambts und diensts ermanet
wirdt172.
Was erfordert die schrifft von den bisschoven, pfar-
hern und predigern?
Ein bischoff soll onsträflich sein, eines weibes
man, nuchtern, sittig, mässig, gastfrey, lehrhafftig
als ein haußhalter Gottes, nicht ein weinseuffer,
nicht beissig, nicht onehrliche handtirung treiben,
sondern gelindt, nicht hadderhafftig, nicht geitzig,
der seinem 52v | eigen hauß woll furstehe, der ge-
horsame kinder hab mit aller erbarkeit, nicht ein
newling, der halte ob dem wortt, das gewiß ist, und
lehren kan, auf das er mechtig sey, zuvermanen
durch die heilsame lehre und zu strafen die wider-
sprecher, 1. Timoth. 3 [2-6], Tit. 1 [6-9].
Was seint die christen iren lehrern und seelsorgern
zuthuen schuldig?
Also spricht S. Paulus zu allen christen: Der herr
hat bevolhen das, die das evangelium verkondigen,
sollen sich von dem evangelio nehren, 1. Corinth. 9
[14]. Item, wir bitten euch, lieben brüder, das ir er-
kennet die an euch arbeiten und euch furstehen in
dem hern und euch ermanen. Habt sie desto lieber
umb ires wercks willen und seit fridsam mit inen
und gehorchet ewern lehrern und volget inen, dan
sie wachen uber ewere sehlen, alß die rechnung dar-
fur geben sollen, auf das sie es mit frewden thuen
und nicht mit seuftzen, dan das ist euch nit gut,
1. Tessalonic. 5 [12-13], Hebreo. 13 [17].
Was erfordert die schrifft von der weltlichen obrig-
keit?
Sie spricht also: Lasset euch weisen, ir könige,
und laßet euch lehren, ir richter uf erden, dienet
dem hern mit forcht und frewet euch mit zittern,
Psal. 2 [10-11]. Lasset ab vom bösen, lernet |53r|

172 Die Haustafel folgt im wesentlichen Luthers Kleinem
Katechismus, ist aber ausführlicher als dieser, BSLK
S.523-527.

guts thuen, trachtet nach recht, helffet dem ver-
druckten173, schaffet den waisen recht und helffet
der witwen sachen, Esaiae 1 [16-17].
Was erfordert die schrifft von den richtern?
Also wurdt Moses ermanet von seinem schweher
Jitro, Exodi 18 [21-22]: Siehe dich umb under allem
volck nach redlichen leuten, die Gott förchten, war-
haftig und dem geitz feindt seint, die setze uber das
volck, das sie allezeit richten. Und Josaphat erinnert
seine richter also: Siehet zu, was ir thut, dan ir hal-
tet das gerichte nit den menschen sondern dem hern,
und er ist mit euch im gerichte, darumb lasset die
forcht des hern bei euch sein und hütet euch und
thuts, dan bei dem hern ist kein onrecht noch an-
sehen der personen noch annemen des geschencks,
2. Chronic 19 [6-7].
Was sagt die schrifft in gemein von der weltlichen
obrigkeit und undertanen zugleich?
Sie sagt also: Iderman sey underthan der obrig-
keit, die gewalt uber ihn hat, dan es ist keine obrig-
keit one von Gott. Wo aber obrigkeit ist, die ist von
Gott verordnet. Wer sich nun wider die obrigkeit
setzet, der widerstrebt Gottes ordnung. Die aber
widerstreben, werden uber sich ein urtell empfahen,
dan die |53v | gewaltigen seint nicht den guten
wercken, sondern den bösen zuförchten. Wiltu dich
aber nicht förchten vor der obrigkeit, so thue guts,
so wurdestu lob von derselben haben, dan sie ist
Gottes dienerin, dir zu gut. Thustu aber böses, so
förchte dich, dan sie dregt das schwert nit umb-
sonst. Sie ist Gottes dienerin, eine rächerin zur straf
uber den, der böses thut. So seit nun aus noth un-
derthan nicht allein umb der straf willen, sonder
auch umb des gewissens willen. Derhalben musset ir
auch stewer geben, dan sie seint Gottes diener, die
solchen schutz handthaben, Rom. 13 [1-6], 1. Petr.
2. cap. [13-14].

173 Unterdrückten, Bedrängten.

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