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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0444
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Erbach

gen, halten unnd Gott trewlich für euch bitten soll,
Damit einer deß andern Bürden trage, Wie Paulus
sagt3, und also das gesetz Christi erfüllet werdes.
|4v |
Last uns hnit einander betent:
Allmechtiger, ewiger Gott Vatter, der du uns
hast durch Jhesum Christum, unsern einigen Mei-
ster, also gelert: Die Erndt ist groß, aber wenig sind
der Arbeiter; darumb bittet den Herrn der Erndte,
daß er Arbeiter in seine Erndte sende4, welche Wort
uns ermahnen, gute arbeiter, das istu gute Prediger,
von deiner Gnaden mit ernstlichem gebette zufor-
dern. Wir bitten deine grundlose Barmhertzigkeit,

daß du wöllest ein gnedig auffsehen haben auff die-
sen deinen Diener, unsern erwelten Prediger, daß er
vleissig seie, mit deinem wort, Christum Jhesum,
unsere einige seligkeyt, zupredigen, die Gewissen zu
| 5r | underrichten und zu trösten, zu straffen und zu-
bedrawen5, auchv zuvermahnen mit aller Lang-
mütigkeit unnd Lehren, daß jha das Evangelion
rein, ohne zusatz Menschlicher lehre stets bey uns
bleibe und frucht bringe der ewigen Säligkeit under
uns allen, Durch denselbigen, wdeinen lieben Sohnw ,
unsern Herrn Jhesum Christum, Amen.
Als denn nach solchem Gebet soll der angenommene
Pfarherr als bald zu Predigen auffgestelt werden.

Vom Predigampt
Es sollen alle Pfarherrn auff der Cantzel oder son- Schrifft, beder, alten unnd newen Testaments, be-
sten nichts anders lehren oder Predigen, denn was weisen und darthun können. |5v |
sie mit wahrer, gewisser und ungezweivelter heiliger

s KO 1602: werde. Hie wendet sich nun der Praesentator
zum newen Pfarrherrn und spricht:
Wolan, Würdiger, lieber Herr Pfarrherr, so seye nun
Euch an Gottes statt und auß Befelch unser gnädigen
Obrigkeit befohlen und vertrauwet diese Christliche Ge-
mein, daß Ihr wol achtung habt auff Euch selbst und
diese gantze Herde, uber welche Euch heutiges Tags der
heylige Geist setzet zu einem Bischoff, zu weiden die
Gemein Gottes [1Petr 5,2], welche er durch sein Blut er-
worben hat, daß Ihr auch dieselbige unterrichtet mit
Lehr und Weißheit und führet zu dem reinen, lautern
Brunnen Israelis der Prophetischen und Apostolischen
Schrifften, wisset, daß Ihr umb aller dieser Seelen willen
müsset Rechenschafft geben und daß der Herr all Ihr
Blut von Euwern Händen werde fordern [vgl. Ez 3,17-19;
Mt 12,36; Röm 14,12; Hebr 13,17],
Euch seye hiemit vertrauwet diese Cantzel, davon Ihr
Gottes Wort rein und lauter sollet predigen, die Unwis-
sende lehren, die Irrende zurecht bringen, die Bösen und
Mutwilligen straffen, die betrübte Hertzen trösten,
stärcken und auffrichten [1Thess 5,12-14]. Euch seye
befohlen diser Tauffstein, daß Ihr die arme kleine Kind-
lein, so in diese Christliche Versamlung werden gebracht,
auff Christi Befelch tauffet und durch dieses gnadenrei-
che Bad der Widergeburt [Tit 3,5] der Christlichen Kir-
chen einverleibet. Euch seye befohlen dieser Altar, da Ir

das heylige Nachtmal deß waren Leibs und Bluts Jesu
Christi viel und offtmals deß Jars administrirt, auch son-
sten andere Sachen, zum Predigampt gehörig, vermög
der Bestallung, so mit euch hierüber soll auffgerichtet
werden, fleissig verrichtet, Summa, ein Fürbild werdet
der Gemein im Glauben, in der Liebe, in der Zucht, im
Geist, in der Keuschheit und im Wandel [1Tim 4,12],
Welches, so Ihr es thun werdet und in diesen Stücken
beharrt, werdet Ir euch selbst Selig machen und die, so
Euch hören. Das werdet Ihr umb Gottes und ewers Ge-
wissens willen Krafft ewers von unser gnädigen Obrig-
keit Euch auffgetragenen Ampts williglich und von
Hertzen gern thun?
Hie antwort der Pfarrherr laut und verständlich: Ja.
Spricht der Praesentator: Darzu Euch der gütige und
getreuwe Gott die Krafft und Gnade deß heyligen Gei-
stes verleihen und mittheilen wölle, Amen.
t-t KO 1558: beten kniendt.
u KO 1558: seind.
v Fehlt KO 1558.
w-w Fehlt KO 1558.

3 Gal 6,2.
4 Mt 9,37-38.
5 Zu bedrohen.

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