Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

2. Erbacher Kirchenordnung 1560

Wie es mit dem Cathechismo, Gebet und anderm
vorx der Predigt soll gehalten werden
Erstlich soll mann alle Sontage yvor der Predigty
den Catechismum zdem Volck fürlesen mit diesem
eingang2: aHöret an die Häuptstück unserer Christ-
lichen lehre, wie sie in Frag unnd Antwort gestel-
letb sind, also lautende6:
Frage: Was glaubens bistu?
Antwort: Ich bin ein Christ.
Frage: Warumb bistu ein Christ?
Antwort: Darumb, daß ich gläube in Jhesum
Christum und bin in seinem namen getaufft. |6r |
Frage: Was ist der Tauff?
Antwort: Der Tauff ist ein Sacrament und ein
Göttlichs warzeichen, damit sich Gott, der Vatter,
durch seinen Sohn, Jesum Christum, sampt dem
heiligen Geist verspricht, daß er dem getaufften ein
gnediger Gott wölle sein und verzeihe ihm alle seine
sünde, neme ihn auff an eines kinds stat und erben
aller Himlischen güter.
Frage: Mit welchen worten ist das Sacrament deß
Tauffs von Jhesu Christo eingesätzt?
Antwort: Matthei am letzten7, da er zu seinen
Jüngern sprach: Mir ist gegeben aller gewalt im
Himmel unnd auf Erden. Darumbc gehet hin und
lehret alle Völcker unnd Täuffet sie im namen des

x KO 1558: vor und nach.
y-y Fehlt KO 1558.
z-z KO 1558: lesen, darnach sol das folio 33 nachgeschrieben
gebett vor der predig gehalten werden [In KO 1558 folgt
hier das Gebet „O Allmechtiger, Ewiger Gott“, das in
KO 1560 das Kapitel „Wie es mit dem Catechismo, Ge-
bet und anderm vor der Predigt soll gehalten werden“
abschließt. Der Abschnitt „Vom Catechismo oder kin-
derlehr“ folgt in KO 1558 auf das Kapitel „Von einlei-
tung der Eheleut“].
a KO 1558: Vom Catechismo oder kinderlehr.
Diesser nachvolgendt cathechismus (dieweil er in unse-
rer graffschafft biß anher von unsern pfarhern den mer-
ertheil gehalten etc.) sol hinfur der mit vleiß gelert und
gehalten werden, auch alle sontag vor der predig gelesen
mit diesen wortten.

Vatters und deß Sohns und des heiligen Geistes und
lehret sie halten alles, waß ich euch befohlen habe.
|6v |
Deßgleichen, Marci am letzten8: Gehet hin in
alle Welt unnd prediget das Evangelium allen Crea-
turen. Wer da gläubt unnd getaufft wird, der wird
selig werden; Wer aber nicht gläubt, der wird ver-
dampt werden.
Frage: Was glaubstu?
Antwort: Ich glaub inn Gott, den Allmechtigen
Vatter, Schöpffer Himmels und der Erden, Und in
Jesum Christum, seinen einigen Son, unsern Herrn,
Der empfangen ist von dem heiligen Geist, Geborn
auß Maria, der Jungfrawen, Der gelitten hat unter
Pontio Pilato, gecreutziget, gestorben und begra-
ben, Nidergefahrend zur Helle, am dritten tage wi-
derumbe aufferstanden von den todten, Auffgefah-
ren gehn Himmef, sitzet gzur rechteng Gottes, deß
Allmechtigen Vatters, Von dannen er kommen wird,
zu richten die lebendigen und die todten. Ich gläub
in den heiligen Geist, ein heilige Christliche Kir-
chen, die gemeinschafft der Heiligen, verzeihungh
der Sünden, Aufferstehung des Fleisches Und ein
ewiges leben, Ameni9.|7r |
Frage: Was nutz bringt dir dieser Glaube?
Antwort: Diesen nutz bringt er mir, daß ich
durch den Glauben von wegen Jhesu Christi vor
Gottes gericht from und gerecht geurtheilt unnd mit
dem heiligen Geist begabt werde, daß ich zu Gott

b KO 1558: gefast.
c Fehlt KO 1558.
d KO 1558: abgefaren.
e Fehlt KO 1558.
f KO 1558: Himmel. Da.
g-g KO 1558: er zur gerechten.
h KO 1558: vergebung.
i Fehlt KO 1558.
6 Es folgt Johannes Brenz’ Katechismus von 1535,
Sehling, EKO XVII/1, S. 93-95.
7 Mt 28,18-20.
8 Mk 16,15-16.
9 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.

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