Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0458
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Erbach

Nach dieser dancksagung soll folgen der segen: Der
Herr gesegen uns unnd behüte uns, der Herr er-
leucht sein angesicht uber uns und sey uns gnedig,

der Herr erheb sein angesicht auff uns und geb uns
den friden, Amen44.

Von heimsuchung der krancken
Es söllen die Pfarrherr ddie krancken vleissig heim- nene das Nachtmal auff fihr begeren reichen unndf
suchen und in todts nöten unnd anderer anfechtung mittheileng. | 27v |
mit dem Wort Gottesd trösten, Desgleichen ih-

Von dem begrebnis

So jemand abstirbt inn der Pfarr, soll dasselbige den
Pfarherrn angezeigt hund als dennh mit einer

d-d KO 1558: so sie zue den krancken beruffen werden, sich
guttwillig finden lassen, denn krancken heimzusuchen
und.
e Fehlt KO 1558.
f-f KO 1558: sein begern im.
g KO 1602: mittheilen. Doch sollen sie zuvor ihrer Sünden
nottürfftiglich erinnert und, den getrewen Gott umb
gnädige Vergebung derselben zu bitten, ernstlich ver-
mahnet werden. Allermeist aber, da sie in Hass und
Neidt mit andern gelebet, sollen sie vor der Admini-
stration dieses Hochwürdigen Sacraments zur Christli-
chen willfährigen Versöhnung mit Ernst angehalten wer-
den, in Betrachtung deß schrecklichen Urtheils Gottes,
allen Fridhässigen und unversöhnlichen gedräwet, davon
Christus, Matthaei am 22. [Mt 18,35!], meldet: Also
wird mein himmlischer Vatter auch Euch thun, so ihr
nicht vergebet von ewerm Hertzen ein jeglicher seinem
Bruder seine Fähle.
Hetten sie aber hertzliche Rhew und Leid uber Ihre Sün-
de, weren auch Ihrem Nechsten zu verzeihen willig und
geneigt, soll ihnen die offentliche Beicht, wie sie oben
verzeichnet [siehe S. 428], vorgesprochen werden und da-
rauff die Absolution kürtzlich folgen mit diesen Worten:
Der Ewige, Allmächtige Gott hat sich Ewer erbarmet
und durch den Verdienst deß allerheiligsten Leidens,
Sterbens und Aufferstehung unsers Herren Jesu Christi
vergibt er Euch alle ewre Sünde und Ich, ein Diener der
Christlichen Kirchen, verkündige Euch solche Verge-
bung der Sünden im Namen Gottes deß Vatters, Gottes
deß Sohns und Gottes deß heyligen Geistes, Amen.
Weiters soll man ihnen die Artickel unsers Christlichen
Glaubens vorsprechen und sonderlich auff den andern
Artickel von Christi Verdienst und deren dadurch erwor-
benen Wolthaten trewlich weisen. Ferners das Vatter un-
ser mit angehengter vermahnung, daß sie den getrewen

Glocken geleuttet werden, auff daß das Volck, wer
da will, zu der vermanung komme.

Gott im Himmel hertzlich anruffen, damit er sie zu wür-
digen Tischgenossen seines lieben Sohns Jesu Christi ma-
chen und mit desselbigen Leib und Blut zur Seligkeit
speisen und träncken wölle, Wie ihnen dann auch, da sie
dieses Hochwürdigen Nachtmals noch nicht gnugsam
Bericht hetten, kurtze Erinnerung von dem Wesen,
Krafft und Würckung desselben soll geschehen.
Darauff verlese man die Wort von der Stifftung und Ein-
setzung deß Nachtmals und communicirt es ihnen alß
dann.
Nach verrichter Action soll die Dancksagung, wie dro-
ben verzeichnet [siehe S. 437], folgen, und so es die
Krancken schwachheit halben erleiden können, wird ein
Kirchendiener sie ferners auß Gottes heyligem Wort zu
trösten wissen, allermeist sie ihrer heyligen Tauffe erin-
nern mit Vermeldung, was für einen Gnaden Bund Gott
mit ihnen darinnen auffgerichtet.
Fast [= genau] auff gleiche Weiß mag auch gehandelt
werden mit denen, so umb ihrer Verbrechung willen vom
Leben zum Todt sollen gerichtet werden. Doch daß, wo
ferrn sie trotzig und Halßstarrig weren, ihnen ihre be-
gangene Sünde nach Nothturfft exaggerirt, das Gesetz
Gottes geschärpfft und wie sie mit seinem ernstlichen
Gericht dißmal umbfangen seyn, deutlich vor Augen ge-
stelt werde. Wölten sie aber viel entschuldigens machen
und die Ursachen ihrer Mißhandlungen auff andere le-
gen, soll ihnen vorgehalten werden, daß sie billich vor
böser Gesellschafft sich solten gehütet und in ihre Sünde
nicht eingewilligt haben. Hetten sie aber hertzliche
Rhew und Leid und suchten mit Thränen Gottes Gnad
und Güte, soll ihnen die Absolution gesprochen und auff
ihr begeren das heylige Nachtmal dargereichet werden.
h-h KO 1558: als denn soll.

44 Num 6,24-26.

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