Erbach
Vom Frügebet
Dieweil Christlich unnd hoch von nötten, pdas manp
auffs wenigst Morgens unnd abends in der gemein
Gott dancke und sich ihm befehle, so ist für gut an-
gesehen, das allen morgen unnd abend nach gelegen-
heit der Pfarkirchenq ein frü unnd abendt gebet ge-
halten werde, unnd dasselbige nicht zu lang ge-
macht, damit das Volck rwider an irr arbeit kommen
möges.
Es soll auch ein jeder Pfarherr auffs wenigst im jar
ein mal alle seine Pfarkinder, jung unnd alt, für sich
bescheiden, damit er ordentlich und mit gutter mus-
se sich mit einem jeden Haußvatter und Haußgesin-
de von den hauptstücken unser Christlichen lehre
möge unterreden und auß ihrem bericht erlernen,
wie sie von jar zu jar im erkäntniß Christlicher lehr
zunemen und auffwachsen. Denn es je billich,
tdas einl Pfarherr seine Pfarrkinder dermassen ken-
nen lerne, damit er wisse, die bußfertigen, betrübten
und erschrocken hertzen aus Gottes wort zutrösten,
die unbußfertigen aber unnd halßstarrigen zu-
schrecken, auff das sie sich auch bekeren unnd zu
gnaden kommen mögenu. | 37v |
vUnnd damitv solche ordnung gehaltenw werden
möge, so soll die Obrigkeit ein vleissig auffsehen ha-
ben, das die Pfarherr und Pfarkinder sich gegenein-
p-p KO 1558: ist, das ein jeder des morgens.
q KO 1558: Pfarkirchen in der kirchen.
r-r KO 1558: sein.
s KO 1602: möge. Gleichfals an den Orten, da es Schulen
hat, soll jederzeit auff die Sambstag, wenn zur Vesper
geleutet wird, der Pfarrherr sampt dem Schulmeister
und Schülern in die Kirchen sich verfügen, da dann, wo
Lateinische Schulen sind, die Lateinische Psalmen Da-
vids sampt den gewöhnlichen Hymnis, Magnificat und
Antiphonen etc. sollen gesungen werden. Und soll der
Pfarrher allwegen ein Teutschen Psalmen Davids, wie
sich derselbig entweder auff die Zeit oder die Matery deß
Sontäglichen Evangelii am besten schickt, sampt der
kurtzen Summaria deß geistreichen Manns D. Martini
Lutheri [Summarien über die Psalmen und Ursach des
Dolmetschens (1533), WA 38, S. 1-69] verlesen.
t-t KO 1558: ist, das ein jeder.
u KO 1602: mögen. Es soll aber das Examen einfältiglich
ander irem stand und wesen nach gebürlich halten.
xEs ist auchx unter anderm bedachty, das die Pfar-
herr unnd Amptleut ein mal im jar, Nemlich auff
Mitwoch nach Quasimodogeniti, zu früer tagzeit
auff einen platz, so die Oberkeit jeder zeit ernennen
wird, zusamen kommen söllen, damit man sich al-
lerhand sachen halben, so die Kirchen betrifft,
Christlich und freundtlich unterreden und darauff,
was darinnen zuthun, einmüttiglich endtschliessen
möge.
Wo aber mittler weil solche handlungen fürfallen
wurden, die man biß auff solche gemeine zusamen-
kunfft one mercklichen schaden und nachteil nit
auffschieben köndte oder auch etwan ein sach der-
massen geschaffen were, das sie allen Pfarherrn
unnd Predigern inn gemein fürzubringen unnötig,
sollen zu jeder zeit nach gelegenheit des handels
zween, drey odder mehr Pfarherr unnd prediger, so
zu solcher sachen dienlich, zusamen erfordert und
mit derselben rath solche fürgefallene handlung so
viel müglich Christlich unnd Gottselig verrichtet
und erörtert werden. | 38r |
zGedruckt zu Franckfurt am Mayn durch David
Zöpffeln61 im jar nach Christi, unsers Herrn, geburt
M.D.LX.z
geschehen nach den sechs Hauptstücken deß Catechismi.
Kan gleichwol nichts schaden, daß das Pfarrvolck auch
gewiesen werde auff die Fragstücke, wie sie zu Ende D.
Lutheri Catechismi sind bey gedruckt und von Herrn
Luthero selbsten gestelt: Glaubstu, daß du ein Sünder
seyst, etc. [In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
wurden dem Kleinen Katechismus immer häufiger die
Luther zugeschriebenen „Christlichen Fragstücke für
die, so zum Sakrament gehen wollen“ angefügt,
Peters, Kommentar 5, S. 78].
v-v KO 1558: Zum beschluß diesser kirchenordnung, damit
aber.
w KO 1558: erhalten.
x-x KO 1558: Und dieweil.
y KO 1558: bedacht ist.
z-z KO 1558: Finis. KO 1602: Ende.
61 Zu David Zöpfel siehe Reske, Buchdrucker, S. 228f.
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Vom Frügebet
Dieweil Christlich unnd hoch von nötten, pdas manp
auffs wenigst Morgens unnd abends in der gemein
Gott dancke und sich ihm befehle, so ist für gut an-
gesehen, das allen morgen unnd abend nach gelegen-
heit der Pfarkirchenq ein frü unnd abendt gebet ge-
halten werde, unnd dasselbige nicht zu lang ge-
macht, damit das Volck rwider an irr arbeit kommen
möges.
Es soll auch ein jeder Pfarherr auffs wenigst im jar
ein mal alle seine Pfarkinder, jung unnd alt, für sich
bescheiden, damit er ordentlich und mit gutter mus-
se sich mit einem jeden Haußvatter und Haußgesin-
de von den hauptstücken unser Christlichen lehre
möge unterreden und auß ihrem bericht erlernen,
wie sie von jar zu jar im erkäntniß Christlicher lehr
zunemen und auffwachsen. Denn es je billich,
tdas einl Pfarherr seine Pfarrkinder dermassen ken-
nen lerne, damit er wisse, die bußfertigen, betrübten
und erschrocken hertzen aus Gottes wort zutrösten,
die unbußfertigen aber unnd halßstarrigen zu-
schrecken, auff das sie sich auch bekeren unnd zu
gnaden kommen mögenu. | 37v |
vUnnd damitv solche ordnung gehaltenw werden
möge, so soll die Obrigkeit ein vleissig auffsehen ha-
ben, das die Pfarherr und Pfarkinder sich gegenein-
p-p KO 1558: ist, das ein jeder des morgens.
q KO 1558: Pfarkirchen in der kirchen.
r-r KO 1558: sein.
s KO 1602: möge. Gleichfals an den Orten, da es Schulen
hat, soll jederzeit auff die Sambstag, wenn zur Vesper
geleutet wird, der Pfarrherr sampt dem Schulmeister
und Schülern in die Kirchen sich verfügen, da dann, wo
Lateinische Schulen sind, die Lateinische Psalmen Da-
vids sampt den gewöhnlichen Hymnis, Magnificat und
Antiphonen etc. sollen gesungen werden. Und soll der
Pfarrher allwegen ein Teutschen Psalmen Davids, wie
sich derselbig entweder auff die Zeit oder die Matery deß
Sontäglichen Evangelii am besten schickt, sampt der
kurtzen Summaria deß geistreichen Manns D. Martini
Lutheri [Summarien über die Psalmen und Ursach des
Dolmetschens (1533), WA 38, S. 1-69] verlesen.
t-t KO 1558: ist, das ein jeder.
u KO 1602: mögen. Es soll aber das Examen einfältiglich
ander irem stand und wesen nach gebürlich halten.
xEs ist auchx unter anderm bedachty, das die Pfar-
herr unnd Amptleut ein mal im jar, Nemlich auff
Mitwoch nach Quasimodogeniti, zu früer tagzeit
auff einen platz, so die Oberkeit jeder zeit ernennen
wird, zusamen kommen söllen, damit man sich al-
lerhand sachen halben, so die Kirchen betrifft,
Christlich und freundtlich unterreden und darauff,
was darinnen zuthun, einmüttiglich endtschliessen
möge.
Wo aber mittler weil solche handlungen fürfallen
wurden, die man biß auff solche gemeine zusamen-
kunfft one mercklichen schaden und nachteil nit
auffschieben köndte oder auch etwan ein sach der-
massen geschaffen were, das sie allen Pfarherrn
unnd Predigern inn gemein fürzubringen unnötig,
sollen zu jeder zeit nach gelegenheit des handels
zween, drey odder mehr Pfarherr unnd prediger, so
zu solcher sachen dienlich, zusamen erfordert und
mit derselben rath solche fürgefallene handlung so
viel müglich Christlich unnd Gottselig verrichtet
und erörtert werden. | 38r |
zGedruckt zu Franckfurt am Mayn durch David
Zöpffeln61 im jar nach Christi, unsers Herrn, geburt
M.D.LX.z
geschehen nach den sechs Hauptstücken deß Catechismi.
Kan gleichwol nichts schaden, daß das Pfarrvolck auch
gewiesen werde auff die Fragstücke, wie sie zu Ende D.
Lutheri Catechismi sind bey gedruckt und von Herrn
Luthero selbsten gestelt: Glaubstu, daß du ein Sünder
seyst, etc. [In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
wurden dem Kleinen Katechismus immer häufiger die
Luther zugeschriebenen „Christlichen Fragstücke für
die, so zum Sakrament gehen wollen“ angefügt,
Peters, Kommentar 5, S. 78].
v-v KO 1558: Zum beschluß diesser kirchenordnung, damit
aber.
w KO 1558: erhalten.
x-x KO 1558: Und dieweil.
y KO 1558: bedacht ist.
z-z KO 1558: Finis. KO 1602: Ende.
61 Zu David Zöpfel siehe Reske, Buchdrucker, S. 228f.
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