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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0477
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5. Instruktion in Kirchensachen 1577

5. Instruktion in Kirchensachena
25. Oktober 1577
Instruction Unser, Georgen, Graven zu Erbach und Herrn zu Breuberg1, wie und welcher gestalt es hinführo
in Verrichtung geistlicher und Kirchen-Sachen in unserer Grafschaft gehalten werden soll

Damit nun Wir, wie wir uns dann vor Gott schuldig
erkennen, dem Predigt-Amt die Hand bieten und
menniglich Unserer Pfarrer, Kirchen- und Schuldie-
ner, auch anderer unserer gehorsamen Unterthanen
notori und khunt werde, das wir unns mit rechtem
Ernst und christlichem Eifer der Kirchen und geist-
lichen Sachen desto mehr annehmen und mit höch-
stem Vleiß dieselbe verrichten lassen wollen,
So ordnen Wir, daß hinfüro wochentlich unsere
Pfarrer zu Erpach und Michelstadt Freytags vor-
mittag nach gehaltener Predigt in Unser Canzley
erscheinen, Uns oder [im Falle] Unsers Abwesens
Unsern geordneten Canzley-Befehlhabern anzeigen
und fürtragen sollen, was sich dieselbige Wochen in
Kirchen-Sachen begeben und zugetragen haben
mocht, darinnen Raths und Bescheids vonnöten.
Was alsdann von Ihnen fürbracht, davon soll or-
dentlich umbgefragt und mit christlichem Vleiß,
Eifer und Ernst tractiret, gehandelt und eines jeden
Meinung gehöret werden, auch darauf ein einhellig
Bescheid gefaßt, begriffen und geben und aldann
Uns, so wir der Zeit nit gegenwärtig seyn konnten,
referiret und ohne Unßer Vorwißen, Bewilligung
und Ratification, wo wir der Zeit nit bey Handen
wären, nichts endlich decretirt und exequiret wer-
den.
Damit auch Unßere Pfarrer und Kirchen-Diener
sich keiner Ungunst, Haß oder Partialität einiger
Personen zu befahren und einen sichern Zugang zu
Uns haben, auch alles geneigten willens zu unserer
Person, als einer christlichen Obrigkeit, so das Mi-
nisterium und derselben zugehörige und verwandte
Personen in sonderm Bevehlich hat, sich zu verse-
hen, So sollen sie Ire Anliegen, Beschweerung, Man-

a Textvorlage (Abdruck): Luck, Versuch, S. 214-215.

gel und Gebrechen, wie die sein oder wenn sie belan-
gen oder berüren mögen, ohn einige Scheu an Uns in
Schriften gelangen lassen; solche Schriften uf be-
stimten Tag fürgetragen, abgeleßen und davon trac-
tiret, auch, wo vonnöten und dieser Sach Gelegen-
heit es erfordert, sie samt Irem Gegenteil bescheiden
und nothdürftig gehöret, darauf auch ein gebüren-
der Bescheid mit Unserm Vorwißen und Ratificati-
on gegeben werden soll. Wollten Sie aber Ihre Sa-
chen mündlich fürtragen neben der Schrifft, sollen
sie gleichermaßen gehört und darauf die Gepür ver-
richtet werden. |215 | Wie dann auch kein Enderung
mit Bestellung der Kirchen- und Schul-Aemter ohne
Unser Vorwißen und diese gemeine Berathschlagung
vorgenommen werden soll.
Deßgleichen alle Ehe-Sachen, Kirchen-Rech-
nungen, Annehmung und Absetzung der Kirchen-
Verwalter und alle andere Versehung der Kirchen
und dero Güter mit gemeinem Rath und Beschluß
bestimtes Tags verhandelt werden sollen.
So ordnen Wir auch, daß allen Pfarrern, Kirchen-
und Schuldienern Ire Bestallungen In unserm Na-
men gefertiget, auch von Unsertwegen in vorberür-
ter Versammlung angenommen und abgesezt wer-
den sollen.
Es ist auch unsere Meinung, daß ein jeder Pfar-
rer, Kirchen- oder Schul-Diener zuvor und ehe er
angenommen wird, seine testimonia und Zeugungs-
Schrifft uf solchen bestimten Tag fürlegen, volgends
durch einen Pfarrer, dem wir es jezt bevehlen und
uferlegen werden, examinirt, wo er dann tüglich be-
funden, angenommen und vermöge unserer Kir-
chen-Ordnung2 der Gemein desselbigen Orts presen-
tiret und also eingesezt werden solle.

1 Zu Graf Georg III. von Erbach (1548-1605) siehe oben,
S. 450 Anm. 1.
2 Erbacher Kirchenordnung von 1560, oben, Nr. 2.

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