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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0487
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1. Kirchenordnung für die Pfarrei Königsteina
1540

Wie mans in der Kirchen halten soll
Sontags etc.

Es soll in allweg das Volck darzu Vermahnet werden,
damit sie oft den Tisch und Nachtmal des herrn im
Jahre besuchen, und wann jemandts zugehen will,
soll derselbig sich den Sambstag zuvor dem Pfarrer
ansagen, mit gebürliger Beicht Erzeigen, und wan
dan einer oder der andere mehr Communicanten
Vorhandten, so soll der schuhlmeister mit den Kna-
ben sambt den andteren geistligen die Litaney zum
anfang zu Teutsch singen undt dieselbig mit zwei
teutschen Collecten1, die umb undterhaltung eines
guten Regiments bitten, schließen etc. und darauff
ein Meß singen von der Zeit mit introita, Kyrie
eleison, gloria in excelsis Deo, Alleluja, Sequentz,
offertorio, Sanctus, Agnus Dei und Communion, so-
fern alle Stück christlich und der Ehr Gottes nit ab-
brechen.
Dieselbige Meß soll herr Johann Bingen2 als der
Pfarrer mit meßgewandt, Kelch und hergebrachten
Ceremonien (doch alles, was abgöttisch ist, ausge-
lassen) celebriren und hallten, damit man des Lei-
dens undt Nachtmahls Christi je zum wenigsten in
a Textvorlage (Abdruck): Korf, Beiträge, S. 391f., Nr. 8
(mit offensichtlichen Lesefehlern).
1 Kollektengebeten.
2 Johannes Bingen wurde 1534 erstmals als Pfarrer in Kö-
nigstein erwähnt. Bis 1539 war er Prokurator des dorti-
gen Kugelhauses, der Niederlassung der Brüder vom ge-
meinsamen Leben (Canonici Regulares Sancti Augustini
Fratrum a Vita Communi). Bingen trat zum neuen
Glauben über und wurde der erste evangelische Pfarrer
in Königstein, er starb 1543, Korf, Beiträge,
S. 305-309, 314f.; Widmann, Mitteilungen, S. 43f.

der Wochen ein mahl erinnert werde. Auch sollen
sich divertatur andtere Diener der Kirchen, als
Meister Valtin Pacius3, der Schulmeister, sambt den
größten undt elttlichen Knaben, da verstand bei
währ, dahin befleißigen, ob es sonst an Communi-
canten mangeln wollte, daß Ihr einer oder zwei hel-
fen sollten.
Somit es auch noch wenig an Communicanten
mangeln möchte, sollen die von Schneidthain4 und
Altenhain5 samt Ihr Pfarrern auch heruf derohalben
in diese Pfarrei6 gezogen werdten, doch das berühr-
ter Pfarrer von Schneidthaimb noch als Vor7 sein
Pfarrvolck in beydten Orten nachts und jeder Zeith
nothdurftiglich versehe undt ahn administration
seines Pfarrambts nit mangell geschehen lasse.
Item, alle sondtags nachmittags umb 1 Uhr soll
man leuthen undt alle bürger angehallten werdten,
ihre Kindter in die Kirch zu schicken, sie auch selbst
zu kommen, so soll Meister Valtin Pacius den Ca-
techismum lehren, die Jugendt zu forcht und Ehre
Gottes zu underweisen und zu vermahnen. Und da-
3 Magister Valentin Pacius war bis Anfang 1541 in König-
stein, danach wirkte er in Butzbach, Korf, Beiträge,
S. 309, 314 Anm. 43; Diehl, Reformationsbuch, S. 148.
4 Schneidhain, ca. 2 km südwestlich von Königstein, siehe
Kleinfeldt/Weirich, Kirchenorganisation, S. 75.
5 Altenhain, ca. 3 km südlich von Königstein, siehe
Kleinfeldt/Weirich, Kirchenorganisation, S. 71.
6 Nach Königstein.
7 Wie bisher.

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