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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0503
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Einleitung

che, die Weißfrauen-, Katharinen-, Peters- und Nikolaikirche, die Dreikönigskirche in Sachsenhausen sowie
die Kirche des Heiliggeistspitals - beschränken.104
9. Verzeichnis der Fest- und Feiertage 5. Januar 1553 (Text S. 523)
Am 27. Dezember 1552 erkundigte sich der Frankfurter Rat bei den Predigern, was hiebevor für eine ordnung
der heiligentag halben durch die Prädikanten gestelt worden sei,105 da er ein aktualisiertes Verzeichnis der
Heiligen- und Feiertage anfertigen lassen wollte. Zwei Tage später wurden die Prediger mit der Ausarbei-
tung einer Feiertagsordnung beauftragt.106 Am 5. Januar 1553 lag die Liste der Feiertage schließlich vor.
Neben den Christfesten sind einige Aposteltage und Marienfeste genannt. Diese Auswahl stimmte weit-
gehend mit der anderer evangelischer Städte und Territorien überein.107 Dem Verzeichnis war die Erklärung
beigefügt, dass alle Geistlichen, die sich weigerten, an den genannten Tagen zu predigen, ihres Amtes
enthoben würden.108 Tatsächlich traf die Feiertagsliste bei den Predigern auf Widerstand.109 Wie die Aus-
einandersetzung zwischen dem Rat und den Predigern ausging, muss aufgrund des Quellenmangels offen
bleiben. Der Rat hatte die Anzahl der Fest- und Feiertage bis 1576 jedoch so weit reduziert, dass die
Prediger den Wunsch äußerten, man solle in Frankfurt wie andernorts auch den Neujahrstag und Christi
Himmelfahrt wieder als Festtag einführen.110
10. Agende 1553 (Text S. 524)
Während sämtliche vor dem Interim erlassenen Mandate und Ordnungen für das Frankfurter Kirchenwe-
sen handschriftlich verbreitet worden waren, erschien 1553 die erste gedruckte Kirchenordnung. Dieses
Regelwerk, das vom Predigerministerium, also der Gesamtheit der reichsstädtischen evangelischen Geist-
lichen, ausgearbeitet und vom Rat veröffentlicht worden war, sollte die evangelischen Zeremonien in einer
einzigen Ordnung zusammenfassen.111 Die bereits 1543 entstandenen Formulare für Taufe, Abendmahl und
Krankenbesuche (Nr. 7b, 7c), gingen in überarbeiteter Form in die gedruckte Ordnung ein.112 Die Frank-
furter Agende von 1553 wurde 1564 und 1565 in zwei Neuauflagen gedruckt, wobei die beiden Abschnitte
„Ein andere kürtzere Form beim Heiligen Nachtmal“ sowie „Kurtzer underricht, wie man bey den
Krancken handelen soll“ hinzugekommen waren.
Eine Aktennotiz vom 9. Februar 1568 deutet darauf hin, dass man bereits wenige Jahre nach der letzten
Fassung über eine Novelle nachdachte. An diesem Tag bat nämlich ein Drucker darum, dass das Ministe-
rium die alte Kirchenordnung für eine Neuauflage durchsehen sollte.113 1579/80 wurde schließlich mit dem
„Handbüchlein der fürnembsten Kirchengebräuch“ eine neue umfangreiche Sammlung agendarischer Texte

104 Jahns, Frankfurt, S. 196.
105 IfSG Frankfurt, Bürgermeisterbücher 1552, fol. 140v.
106 IfSG Frankfurt, Bürgermeisterbücher 1552, fol. 142r:
Belangen die apostell- und feiertag, so vor diser zeit gefeiert
sindt worden und itzo von den predicanten nit verkundet
werden. Ist beschlossen, das man den predicanten bevelhen
sol, derwegen ein ordnung, was fur feiertag, als der apostel-
und etlich unser frawen fest, so in der heiligen geschrift
grund haben, hinfurter zuverkünden zu zufeyren seien,
zustellen und darnach mit ernst daruber handthaben.
107 Vgl. etwa die hessischen Kirchenordnungen von 1532
und 1566, Sehling, EKO VIII, S. 75, 228, die württem-
bergische Kirchenordnung von 1553, Sehling, EKO
XVI, S. 266, die Schwäbisch Haller Kirchenordnungen
von 1527 und 1543, Sehling, EKO XVII/1, S. 53f.,
157f., das Verzeichnis der Feiertage in Ulm von 1554,
Sehling, EKO XVII/2, S. 206, das Feiertagsmandat

aus Biberach von 1554, ebd., S. 452 und die Feiertagsli-
ste aus Wimpfen, ebd., S. 520.
108 IfSG Frankfurt, Bürgermeisterbücher 1552, fol. 145v.
Vgl. ebd., Ratsprotokolle 1553, fol. lv.
109 IfSG Frankfurt, Bürgermeisterbücher 1552, fol. 150r
(17. Jan.), fol. 151v-152r (19. Jan.); Ratsprotokolle
1553, fol. 3v (17. Jan.), fol. 4v (19. Jan.).
110 IfSG Frankfurt, Ratsprotokolle 1576, fol. 66v
(27. Dez.). Vgl. Beck, Rat und Kirche, S. 561-563.
111 Dienst, Gottesdienst, S. 175 und Anl. 139.
112 Becker, Kirchenagende, S. 11; ders., Beiträge, S. 14;
Dienst, Gottesdienst, S. 179, 189f.
113 Entgegen Becker, Beiträge, S. 15 und Dienst, Got-
tesdienst, Anlage 161, bezog sich die Notiz des Druckers
nicht auf die Agende von 1589, sondern auf das Hand-
büchlein von 1579.

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