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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0515
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1. Predigt- und Abendmahlsordnunga
3. März 1530
Des herrn abendmahl belangend, item ander1 kirchenordnung
1530, 3. Martii

Ersame und weise, gönstige herren. Nachdem ewer
weißheiten durch verordnete rathsfrund bey unsb
ersucht haben, daß wir des abendmahls Christi ein
ordnungc verfasten, haben wir uns derhalben mit-
einander vereinigt und einhellig entschloßen, Gott
zu ehren undd gemeinem christlichem volck, dieser
stadt zu gut, einen kurtzen begriff des gantzen
hanndels everfast mit der bescheidenheit, daß nach
gelegenheit der zeit und stat alweg frey und unge-
zwungen bleib, hierin zu endern, mehren und min-
dern, wie sichs nutzlich und beßerlich befinden wir-
det, auf daß nit solich und dergleichen ordnung für
genötig aufge- | 62v | drungen und die gewissen wie
unter dem papstthum verirret werdene.
fZum ersten wer wol von noten, daß, wie der sathan
durch seine diener den falschen, lügenhafftigen got-
tesdienst auf allerley weis in der kirchen getriben
hat, wir auch den rechtschaffen, warhafftigen got-
tesdienst wiederum auf allerley gelegenheit, den ein-
feltigen und verführten zu helffen, triben und fleißig

a Textvorlage Ordnung (Handschrift): IfSG Frankfurt,
Acta Ecclesiastica, Abschriftenband I/1, fol. 62r-68r.
Abdrucke: Ritter, Denckmahl, S. 195-199; Rich-
ter, Kirchenordnungen I, S. 140-142; Telschow,
Rechtquellen, S. 5-9. Textvorlage Entwurf (Abdruck):
Ritter, Denckmahl, S. 199-203.
b Entwurf: uns, predicanten, angehalten und.
c Entwurf: ordnung, wie es am füglichsten gehalten wer-
den mogte.
d Entwurf: auch.
e-e Entwurf: wie volget verzeichnet.

übten, welches aber auf folgende weiß nit unfuglich
gescheen mochte, nemlich daß aufs wenigst alle tag
einmahl die gemeine oder versammlung nach eines
jeden gelegenheit zusammen komm morgens und
daselbst ein stück aus heiliger schrifft verstentlich in
sprachen2 fürgelesen [würde]g samt etzlichen christ-
lichen gesängen, dazu dienstlich, und darnach ein
prediger aufftret und die gelesen lection auslegt nit
über eine halbe stund, also daß diß gantz werck in
einer stunde ohngeverlich vollendet würde. Das
erste heist Paulus mit zungen reden, das andere
weißagen und auslegen3.
Möchte man denn soliches auf den abend auch
bekommen, wer gut, wie die papi- | 63r | sten mor-
gens und nachts mit meß und vesper gethan haben.
Mit der weiß würde man in der schrifft leufftig4 und
erfahren leut erziehen. Es hat diß einige stück vor
zeiten gar feine, gelehrte und wohlgerüste christen
gemacht. Weil uns aber hie zu Franckfurt dieser zeit
am genotigsten stück, hierzu dienstlich, mangelt,

f-f Fehlt Entwurf.
g Papier zerstört.
1 Möglicherweise bezieht sich „ander“ auf eine frühere
Ordnung. Hier könnte der erste Entwurf gemeint sein,
den die vier Prediger dem Rat am 10. Februar zur Be-
gutachtung vorgelegt hatten, siehe Anm. a Entwurf. Vgl.
oben, Einleitung, S. 476.
2 Zu ergänzen: in deutschen.
3 1Kor 12,10; 14,1-40, bes. 26.
4 Geläufige.

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