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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0538
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Frankfurt

und des Teuffels Gewalt, darin wir durch Ubertret-
tung Göttlicher Gebott gefallen sind, nicht frey
noch ledig machen. Derselbig Gott aber, der unser
Vermögen baß erkennet denn wir, hat derhalben sei-
nen eingebohrnen Sohn, Jesum Christum, unsern
Herrn, (als ein gnädiger Vatter) für uns in den
schmähligen Todt des Creutzes gegeben, auff daß er
uns durch sein Blut und Todt von unsern Sünden
reiniget, von seinem Zorn, ewigen Todte und des
Teuffels Gewalt freyet und errettet, lässet darzu uns
solches predigen und dardurch uns vermahnen und
bitten, daß wirs glauben und denselben, Christum,
als unsern Versühner und Seeligmacher annehmen,
verspricht auch uns, wo wir das thun, wolle er uns
ein gnädiger Gott seyn und Vater, so sollen wir seine
liebe Kinder seyn, wolle uns auch in diesem Leben
bewahren und schützen und nach diesem Lebens-
Ende sein ewiges Himmelreich geben, uff | 388 | wel-
chen Glauben und Seeligkeitt wir getaufft sind,
durch welchen wir auch (wo wir den ungefärbt12 be-
halten) stetz geistlich das Fleisch Christi essen und
sein Blut trincken, bleiben in Ihm und Er in uns.
Damit aber, lieben Freunde, solcher Glaube in
uns uffgeweckt, erfrischet und vermehret und, ja,
solcher grossen Lieb und Gutthat nicht vergessen
werde, so hat Christus aus deß Vaters Geheiß uns
ein sonderlich Gedächtnüß seines Todes und herzli-
cher Lieb gestifftet und hinter sich gelassen und be-
fohlen, daß wir auch in seinem Nachtmahl an aus-
wendigen13 Sacrament essen sollen, seinen wahren
Leib und sein wahres Blut trincken, uff daß wir ja
nicht zweifflen, sein Todt und vergossen Blut sey
unser gewisse Seeligkeit, für welche unaussprechli-
che Wohlthaten doch nichts von uns gefordert wird,
denn daß wir nach Christus Befehle sein Gedächt-
nuß halten14, das ist, Ihme zu Lob und Danck davon
singen, lesen, predigen, zuhören, mit einander reden,
uns vermahnen und trösten.
Daß wir auch uns durch den Brauch dieses Sa-
craments reitzen, solche hertzliche Liebe und Gedult

b Verdruckt?: Sine sine.
12 Rein, unverfälscht.
13 Äußerlichem.
14 Vgl. 1Kor 11,25.

gegen unsern nächsten, das ist, Freunden und Fein-
den, zu beweisen und halten; Wie wir darneben
dann erkennen, daß Christus gegen uns bewiesen
und gehalten habe. Wer nun würdig will essen und
trincken diß Sacrament15, der soll 2 Ding thun: Er
soll glauben, was Christus hier saget, und thun, was
Er gebeut. Er saget: Das ist mein Leib, der für euch
gegeben wird, das ist mein Blut, das für euch ver-
gossen wird zur Vergebung der Sünden, solches soll
er glauben. Er gebeut aber: Nehmet hin und esset,
nehmet hin und trincket alle daraus und gedencket
mein16. Solches soll er thun, alles nach seines Herrn
Christi Befehl und Wort.
Im Beschluß der Vermahnung möchte man den
Krancken erinnern, daß mit des Herrn Nachtmahl
auch ein Symbolum charitatis ist, daß er von Her-
tzen jedermann vergebe, und wo er so viel reden
möchte, daß er auch abbitte, so er jemand beleidigt
hätte, weil gemeiniglich Nachtbarn zugegen sind,
zwischen denen um täglicher Beywohnung willen
allerley simultates (und Mißmuthen) vorfallen. Da-
mit wir nun solches alles thun und erlangen mögen,
erhebet ihr euer Hertz zu Gott und die andern kny-
en nieder und betten von Hertzen das Vater un-

ser17 .
Darauf folgen verba Coenae18, Erstlich panis, und
reiche dasselbe, Darnach Calix, et porrigat Calicem.
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Sineb aegrotantem exhortari oportet ad ferendam et
tolerandam crucem et ut admoneatur, quibus ex
fontibus verae et firmae consolationes petendae sint.
Et quod Ecclesia inde usque ab initio exercitata sit
ingentibus, terribilibus adflictionibus, ut fiat similis
imagini Christi. In aerumnis requirit a nobis Deus
obedientiam; hanc iudicet esse praecipuum sacrifi-
cium. Quare nos quoque, siquidem volumus esse
Christi membra et Ecclesiae Cives, meminerimus,

15 Vgl. 1Kor 11,27-32.
16 1Kor 11,24-25.
17 Mt 6,9-13.
18 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.

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