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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0541
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7c. Abendmahlsagende [1543]

den und Besserung der gantzen Christenheit gnädig-
lich verleyhen.
Für unsere Feinde, daß Gott sie in ihre eigene Er-
kantnüß führe.
Für alle schwangere Frauen, daß sie von Kindes-
Banden gnädiglich erlöset werden.
Für die Früchte der Erden, daß Gott, der Herr, Ge-
deyen gebe, sie seeliglich und mit Dancksagung zu
geniessen.
Für diese und alle andere Nothdurfft der gant-
zen Christenheit, daß der allmächtige Gott seine
Gaben in allen Stücken, worzu ein nützlicher Be-
| 441 | ruf ist, zu seinem Preiß und unsern Nutzen
und Seeligkeit wolle seegenen und fertigen durch Je-
sum Christum, unsern Herrn. Derohalben erhebet
euer hertzen auf desselben Befehl und Geheiß also
zu bethen3:
O Herr, Gott, unser Vater im Himmel, wir, deine
elende Kinder auf Erden, bitten dich, daß du uns
barmhertziglich ansehen und Gnade verleyhen wol-
lest, Das dein H. Nahme unter uns und in aller Welt
geheiliget werde durch reine, rechtschaffene Lehre
deines Worts und durch brünstige Liebe unsers le-
bens. Wende ab gnädiglich alle falsche Lehre und
böses Leben, darinnen dein werther Nahme
gelästert und geschändet wird. Dein Reich komme
und werde gemehret, alle verblendete Sünder und
vom Teuffel in seinem Reich gefangene bring zu Er-
kantnuß des rechten Glaubens an Jesum Christum,
deinen Sohn, auf daß die Zahl der Christen groß
werde. Stärcke uns, Herr, mit deinem Geiste, deinen
Willen zuthun und zu leiden, beyde, im Leben und
Sterben, in Guten und Bösen, auf daß allezeit unser
Wille gebrochen, geopfert und getödtet werde.
Und gieb uns unser täglich Brodt, vor Geitz und
Sorge des Bauchs behüt, damit wir uns alles gutes
gnug zu dir mögen versehen. Vergib uns unsere
Schuld wie wir unsern Schuldigern vergeben, daß
unser Hertz ein sicher, frölich Gewissen für dir habe
und für keiner Sünde uns nimmer förchten noch er-

3 Vgl. Mt 6,9-13.
4 Mk 11,24.

schrecken. Nit führ uns in Anfechtung, sondern hilff
uns, durch deinen Geist das Fleisch zwingen, Die
Welt mit ihrem Wesen verachten und den Teuffel
mit allen seinen Tücken überwinden. Und zu letzt
erlöse uns von allem Ubel beyde, leiblich und geist-
lich, zeitlich und ewiglich.
Welche das alles mit ernst begehren, sprechen von
Hertzen: Amen; ohn allen zweiffel glaubend, es sey
ja und erhöret im Himmel wie uns Christus zuge-
saget, was ihr bittet, glaubet, daß ihrs haben wer-
det, so solls geschehen4.
So nehmet nun wahr mit Hertzen und vesten
Glauben das Wort des H. Nachtmahls, auf daß ihr
den Leib und Blut des Herrn seeliglich möget ge-
niessen.
Also schreiben die H. Evangelisten Matthäus,
Marcus, Lucas und St. Paulus: Unser Herr Jesus
Christus, in der Nacht, etc., etc.5 |442|
Diejenigen, so sich in ein bußfertig Leben ergeben
haben und darüber Absolution über ihre Sünden
empfangen von den Dienern des Worts, die mögen
mit Andacht herzu gehen.
Die Dancksagung
Herr, Allmächtiger Gott, wir dancken dir mit gant-
zen Hertzen, daß du unsere Seelen gespeiset hast
mit dem Leib und Blut deines allerliebsten Sohnes
und bitten dich gar hertzlich, erleuchte unsere Hert-
zen mit deinem Geiste, daß unser Glaube und rechte
Zuversicht zu deinen Gnaden täglich in uns erwach-
se und zunehme zur Glorie und Ehre deines H. Nah-
mens, Amen.
Der Seegen
Der Herr seegne uns6 etc., etc.
Ende.

5 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
6 Num 6,24-26.

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