Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

10. Agende 1553

lSo nemet nun war mit Hertzen und festem Glauben
der wort des Heiligen Nachtmals, auff das ir den
Leib und Blut des Herren seliglich möget geniessen.
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Also schreiben die Heiligen Evangelisten Mattheus,
Marcus, Lucas und S. Paulus11:
Unser Herr Jesus Christus, in der nacht, da er
verraten ward, name er das Brot, dancket und
brachs und gabs seinen Jüngern und sprach: Nemet
hin, esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben
wirt. Sölchs thut zu meinem gedechtniß.
Desselbigen gleichen nam er auch den Kelch
nach dem Abendmal, dancket und gab inen den und
sprach: Nemet hin und trincket alle darauß. Dieser
Kelch ist das newe Testament in meinem Blut, das
für euch vergossen wirt zur vergebung der sünden.
Sölches thut, so offt irs trincket, zu meinem ge-
dechtniß.
Die jhenigen, so sich in ein bußfertiges leben er-
geben und darüberm abso- | 14 | lution uber ire sün-
den empfangen haben von den Dienern des Worts,
mögen mit andacht herzu gehn.

für die gemeine Christliche Kirche], vor alle [KO 1565:
die] Kirchendiener und verkündiger Göttliches worts,
Vor Keyserliche Majestat und alle Obrigkeyten und in-
sonderheyt vor ein Ersamen, weisen Rath und Burger-
meyster diser Statt, daß Gott, der Herr, wölle sie unnd
uns in seinem heiligen wort unnd Göttlichem schutz
unnd schirm genediglich bewaren und erhalten, Wölle
alle irrthumb, kranckheit, tewrung, gefengnuß, sterben
unnd alle widerwertigkeit, zuvorab den grausamen Erb-
feindt Christlichs namens und bluts, den Türcken, von
uns genediglich abwenden und uns mit seligem frieden
unnd gedeien begaben, Unsere Feinde in ihre eygen er-
kendtniß und besserung füren. Vor alle schwangere fra-
wen, daß sie der Herr wöll mit freuden einer lebendigen
Frucht trösten, Vor die Früchte der Erden, daß sie der
trewe Gott wölle gesegnen und uns wol gerathen lassen
und mit dancksagung geniessen, Vor alle betrübte und
bekümmerte gewissen, Alle elende und dürfftige hertzen,
Vor alle krancke menschen, junge Kinder, vor Witwen
und weysen, daß sie Gott alle trösten wolt mit seinem
heiligen Geyst und in gnaden bedencken. Lasset uns
auch sonst bitten vor alles, so unser Herr Gott gebetten

Dancksagung nach dem Nachtmal
Erhebet ewre hertzen zur dancksagung und sprecht
also mit mir:
O Herr, Almechtiger Gott, wir dancken dir mit
gantzem hertzen, das du unsere Seelen gespeiset
hast mit dem Leib und Blut deines allerliebsten
Sons, und bitten dich gar hertziglich, erleuchte un-
sere hertzen mit deinem Geist, das unser glaub und
rechte zuversicht zu deinen gnaden teglich in uns
wachse und zuneme zur glorien und ehr deines Hei-
ligen Namens, Amen12.
Der Segen
Der Herr segene euch und behüte euch. Der Herr
erleuchte sein Ange- | 15 | sicht uber euch und sey
euch genedig. Der Herr hebe sein Angesicht auff
euch und gebe euch frieden, Amenlin13.
Vermanung bey der Heiligen Tauffe
Lieben Freunde in Christo. Dieweil alle Menschen
in sünden seind empfangen und geboren, auch un-
müglich ist, das der Mensch ins reich Gottes gehe, er
werde dann new geboren14, so lasst uns bitten Gott,

sein wil und [KO 1565: bedencken. Vor diese und alle
andere not der gantzen Christenheit zu beten, damit der
Allmechtige Gott seine gaben in allen Stenden, warzu ein
jeglicher beruffen ist, zu seinem preiß und unserer selig-
keit wölle segnen unnd fertigen durch Jesum Christum,
unsern Herrn. So] erhebt ewere hertzen auß Gottes [KO
1565: hertzen zu Gott, auß desselben] bevelhe unnd ge-
heiß und auff seine zusage und betet vonn hertzen mit
mir also: [hier folgen die Gebete, Danksagung nach dem
Nachtmahl und der Segen wie in KO 1553, Anm. i],
l-l Fehlt KO 1564.
m KO 1579/80: die.
n In KO 1565 folgt hier „Ein andere kürtzere Form beim
Heiligen Nachtmal“ und die nachfolgenden Abschnitte,
siehe Anm. k. In KO 1579/80 folgt hier der Abschnitt
„Einsegnung der Eheleut“.

11 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
12 Vgl. die Kasseler Kirchenordnung von 1539, Sehling,
EKO VIII, S. 123.
13 Num 6,24-26.
14 Joh 3,3.

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