Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

13. Agende 1589

Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, un-
sern Herren, der empfangen ist vom Heiligen Geist,
geboren auß Maria, der Jungfrauwen, gelitten unter
Pontio Pilato, gecreutziget, gestorben unnd begra-
ben, nidergefahren zur Hellen, am dritten Tage wi-
der aufferstanden von den Todten, auffge-| C6r | fah-
ren gehn Himmel, sitzet zur Rechten Gottes, deß
Allmechtigen Vatters, von dannen er kommen
wirdt, zurichten die Lebendigen unnd die Todten?
Antwort: Ja.
N., Glaubstu an den Heiligen Geist, eine Heilige,
Christliche Kirch, die Gemeinschafft der Heiligen,
Vergebung der Sünden, Aufferstehung deß Fleisches
und ein ewiges Leben?
Antwort: Ja.
Hic ter aspergit infantulum, dicens:
N., Ich täuffe dich im Namen Gottes, deß Vatters
und deß Sohns und deß Heiligen Geistes.
Geliebten Gottes in Christo, unserm Herren. Die-
weil nun dieses (diese) Kindlein von Gott, dem
Himmlischen | C6v | Vatter, durch das Sacrament der
Heiligen Tauff inn Christo Jesu zu (einem) Kind
(Kindern) Gottes unnd zu (einem) Glied (Gliedern)
seiner Gemeine ist (sind) auffgenommen worden,
Befehl ich es (sie) euch an statt der Christlichen
Gemein in euwer Gebett.
Erhebt derhalben euwer Hertzen und sprecht also
mit mir, etc.:
Allmechtiger, Barmhertziger Gott und Vatter,
wir sagen dir von Hertzen Lob unnd Danck, daß du
deine Kirche so genediglich erheltest und mehrest
und diesem (diesen) Kindlein verliehen hast, daß es
(sie) durch die H. Tauff widergeborn und deinen lie-
ben Sohn, unserm Herren und Heiland, einverleibet,
dein Kindt (Kinder) |C7r| und Erb (Erben) deiner
Himmlischen Güter worden ist (seind). Wir bitten
dich demütiglich, du wöllest dieses (diese) Kindlein,

welches (welche) nunmehr dein Kindt ist (deine
Kinder sind), bey solcher empfangenen Gutthat ge-
nediglich erhalten, damit es (sie) nach deinem wol-
gefallen zu Lob unnd Preiß deines Heiligen Namens
auff das trewlichst und Gottseligst aufferzogen wer-
de (werden) und Ritterlich wider die Sünd, den
Teuffel und sein gantzes Reich streitten unnd siegen
möge (mügen) und endlich das versprochen Erbtheil
im Himmel40 mit allen Heiligen entpfahe (entpfa-
hen) durch Jesum Christum, Amen.
Letzlich sollen sich die Eltern und Gevattern auß
Gottes Wort erinnern, was sie nun diesem (diesen)
Kindlein schuldig sind, nemblich wo es er- |C7v|
wächst unnd zu seinem Verstand kommet (sie er-
wachsen und zu ihrem verstandt kommen), daß als
dann die Eltern, und da es an ihnen mangeln sollte,
die Gevattern schuldig sind, es (sie) zum Catechis-
mo zu führen, auch sonstk fleiß anzukehren, daß es
(sie) in der Forcht deß Herren zu Gottes Ehr und
aufferbawung und Besserung deß Nächsten auffer-
zogen werde, das verleihe inen Gott durch Chri-
stum, unsern Herren, Amen.
Von der Nothtauff, sonst Gahe41 Tauff genannt
Anfenglich ist zu wissen, daß es nicht recht ist, in
der Noth eines Kindleins Haupt, Arm oder Füß oder
ander Glied, so sich mag herfür gethan haben, Tauf-
fen. Dann man noch an seinem Leben und anderer
| C8r | Gelegenheit zu zweiffeln hat, so kan es auch
durch die Heilige Tauff nicht widergeboren werden,
wenn es nicht zuvor Natürlich geboren wird. Da-
rumb es am sichersten ist, daß man in mittler zeit
wie auch darvor solch Kindlein mit ernstlichem,
hertzlichen Gebet dem Herrn Christo zutrage und
Befehle. Und solches auß diesem Grund, daß wir
sein Befelch haben, die Kindlein ihm zuzutragen,
Matth. 19 [14] und Marci am 10. [13-16], mit dieser
Zusagung, daß solcher Kindlein (nemblich die ihm
zugebracht werden) sey das Himmelreich. Item, daß
er auch unserm Gebett diese Verheissung gethan,

k Fehlt KO 1599. 40 1Petr 1,4.
41 Jäh, plötzlich: Nottaufe.

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