Frankfurt
daß uns werden soll, was wir in seinem Namen bit-
ten, Matth. am 18. [Mt 7,7-8], Marci am 11. [24],
Johan. 14 [13], 15 [7], etc. |C8v|
Zum andern, wenn aber das Kindlein geboren
ist, soll man gleichwol mit der Nottauff nicht zu
sehr eylen, ob es schon nicht zum stercksten, son-
dern sehen, ob es die Zeit leiden möge, daß man ei-
nen Seelsorger oder Predicanten beruffe, der es, da
es schwach ist, so bald im Hause taufft.
Zum dritten, wird aber die Noht zu groß seyn, so
soll es die Amme oder sonst eine Gottselige Person,
so bey der Geburt ist, zum fürderlichsten Tauffen,
Doch mit dieser Christlichen bescheydenheit, daß
zuvor ein Gebett und zum wenigsten das Vatter Un-
ser42 uber das Kindlein von den Umbständern ge-
schehe. Darnach soll es mit Wasser im Namen Got-
tes, deß Vatters und |D1r| deß Sohns und deß Hei-
ligen Geistes getauffet werden, und soll man kein
andere Segen noch irgend etwas Abergläubisch und
abstützlerisch43 auß eigener Andacht on Gottes
Wort unnd Befehl gebrauchen oder hinzu thun.
Denn Gottsfürchtigen Leuten stehet es zu, daß sie
irem Herrn sein Wort und Ordnungen unbeflecket
bleiben lassen nach dem Spruch Exod. 20 [7]: Der
Herr wird den nicht ungestrafft lassen, der seinen
Namen mißbraucht.
Zum vierten, wann nun nach solcher Nothtauff
(so von einer Privat Person gereicht worden) das
Kindlein im Leben bleibet biß auff den nechstfol-
genden Taufftag, ist es billich, daß es von dem Vat-
ter, Gevatter unnd denen, so bey der Geburt |D1v|
und Nothtauff gewesen, als denn in die Kirch of-
fentlich vor die Gemein gebracht werde, nit der
Meynung, daß es noch einmal getaufft werde, son-
dern daß die Gemeine alda von deß Kindleins vor-
geschehener Nothtauff bericht, davon auch ir Zeug-
nuß geben könne, und forthin für ir Mitglied erken-
ne, Item, daß es darauff eingeschrieben44 werde.
So viel an diesem Ort von verrichtung der
Nothtauff im Hause.
Nun folget, wie mit den Kindlein, so also im Hauß
getaufft worden, in der Kirchen offentlich zu han-
deln.
Nach vollendter Predigt, wann der Prediger ver-
ständiget worden, daß ein solches Kindlein vorhan-
den, welches vorstehender Noth und Ge-| D2r | fahr
halben daheim getaufft worden, unnd aber sonst un-
getauffte Kindlein da sind, soll er dieselbigen or-
dentlich nach einander tauffen, Wie solches droben
in der Agend zufinden45. Darnach spreche er die
Amme und die Person, so das Kindlein zu Hauß auß
der Tauff gehoben, mit folgenden Worten an:
Lieben Freunde unnd Christen, ihr saget, daß dieses
gegenwertige Kindlein daheim im Hauß von wegen
seiner sorglichen Schwachheit sey getaufft worden.
Damit nun dieses Kindlein auch ein offentlich Zeug-
nuß seiner Tauffe hab von der Gemein Gottes, unnd
wir auch neben euch, so mit und dabey gewesen,
gewiß seyn mögen, daß dieses Sacrament nach der
Ordnung Christi | D2v | sey gereichet worden, so frag
ich euch als ein ordenntlicher Diener der Christli-
chen Kirchen, Ob ihr auch selbs in euweren Hertzen
für ein rechte, wahre, Christliche Tauff haltet das
jenige, so ir an diesem Kindlein auß Christlicher
Lieb gethan habt?
Sagen sie Ja, So frag er ferrner: Habt ir denn
auch den Namen deß Herren bey der Tauff angeruf-
fen und das Heilige Vatter Unser gebetten?
Antworten sie Ja, so sprech er weiter: Wer hat
das Kind getaufft und wer ist dabey gewesen?
Sprechen sie denn, die und die Personen, N. und
N., sind dabey gewesen und die Person N. hat das
Kind getaufft, So fragt er: In weß Namen habt ihr
getaufft? Item: Was habt ihr | D3r | uber das Kind
gegossen?
Und wann sie darauff antworten: Wasser, Wann
denn von solchem allem rechter und verständiger
Bericht dargethan wirt, sol der Täuffer solches der
versammleten Gemein anzeigen mit diesen oder der-
gleichen Worten:
42 Mt 6,9-13. 44 Im Taufbuch verzeichnet.
43 Irrgläubiges, abergläubisches. 45 Siehe oben, S. 549.
550
daß uns werden soll, was wir in seinem Namen bit-
ten, Matth. am 18. [Mt 7,7-8], Marci am 11. [24],
Johan. 14 [13], 15 [7], etc. |C8v|
Zum andern, wenn aber das Kindlein geboren
ist, soll man gleichwol mit der Nottauff nicht zu
sehr eylen, ob es schon nicht zum stercksten, son-
dern sehen, ob es die Zeit leiden möge, daß man ei-
nen Seelsorger oder Predicanten beruffe, der es, da
es schwach ist, so bald im Hause taufft.
Zum dritten, wird aber die Noht zu groß seyn, so
soll es die Amme oder sonst eine Gottselige Person,
so bey der Geburt ist, zum fürderlichsten Tauffen,
Doch mit dieser Christlichen bescheydenheit, daß
zuvor ein Gebett und zum wenigsten das Vatter Un-
ser42 uber das Kindlein von den Umbständern ge-
schehe. Darnach soll es mit Wasser im Namen Got-
tes, deß Vatters und |D1r| deß Sohns und deß Hei-
ligen Geistes getauffet werden, und soll man kein
andere Segen noch irgend etwas Abergläubisch und
abstützlerisch43 auß eigener Andacht on Gottes
Wort unnd Befehl gebrauchen oder hinzu thun.
Denn Gottsfürchtigen Leuten stehet es zu, daß sie
irem Herrn sein Wort und Ordnungen unbeflecket
bleiben lassen nach dem Spruch Exod. 20 [7]: Der
Herr wird den nicht ungestrafft lassen, der seinen
Namen mißbraucht.
Zum vierten, wann nun nach solcher Nothtauff
(so von einer Privat Person gereicht worden) das
Kindlein im Leben bleibet biß auff den nechstfol-
genden Taufftag, ist es billich, daß es von dem Vat-
ter, Gevatter unnd denen, so bey der Geburt |D1v|
und Nothtauff gewesen, als denn in die Kirch of-
fentlich vor die Gemein gebracht werde, nit der
Meynung, daß es noch einmal getaufft werde, son-
dern daß die Gemeine alda von deß Kindleins vor-
geschehener Nothtauff bericht, davon auch ir Zeug-
nuß geben könne, und forthin für ir Mitglied erken-
ne, Item, daß es darauff eingeschrieben44 werde.
So viel an diesem Ort von verrichtung der
Nothtauff im Hause.
Nun folget, wie mit den Kindlein, so also im Hauß
getaufft worden, in der Kirchen offentlich zu han-
deln.
Nach vollendter Predigt, wann der Prediger ver-
ständiget worden, daß ein solches Kindlein vorhan-
den, welches vorstehender Noth und Ge-| D2r | fahr
halben daheim getaufft worden, unnd aber sonst un-
getauffte Kindlein da sind, soll er dieselbigen or-
dentlich nach einander tauffen, Wie solches droben
in der Agend zufinden45. Darnach spreche er die
Amme und die Person, so das Kindlein zu Hauß auß
der Tauff gehoben, mit folgenden Worten an:
Lieben Freunde unnd Christen, ihr saget, daß dieses
gegenwertige Kindlein daheim im Hauß von wegen
seiner sorglichen Schwachheit sey getaufft worden.
Damit nun dieses Kindlein auch ein offentlich Zeug-
nuß seiner Tauffe hab von der Gemein Gottes, unnd
wir auch neben euch, so mit und dabey gewesen,
gewiß seyn mögen, daß dieses Sacrament nach der
Ordnung Christi | D2v | sey gereichet worden, so frag
ich euch als ein ordenntlicher Diener der Christli-
chen Kirchen, Ob ihr auch selbs in euweren Hertzen
für ein rechte, wahre, Christliche Tauff haltet das
jenige, so ir an diesem Kindlein auß Christlicher
Lieb gethan habt?
Sagen sie Ja, So frag er ferrner: Habt ir denn
auch den Namen deß Herren bey der Tauff angeruf-
fen und das Heilige Vatter Unser gebetten?
Antworten sie Ja, so sprech er weiter: Wer hat
das Kind getaufft und wer ist dabey gewesen?
Sprechen sie denn, die und die Personen, N. und
N., sind dabey gewesen und die Person N. hat das
Kind getaufft, So fragt er: In weß Namen habt ihr
getaufft? Item: Was habt ihr | D3r | uber das Kind
gegossen?
Und wann sie darauff antworten: Wasser, Wann
denn von solchem allem rechter und verständiger
Bericht dargethan wirt, sol der Täuffer solches der
versammleten Gemein anzeigen mit diesen oder der-
gleichen Worten:
42 Mt 6,9-13. 44 Im Taufbuch verzeichnet.
43 Irrgläubiges, abergläubisches. 45 Siehe oben, S. 549.
550