Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0579
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
13. Agende 1589

p KO 1579/80, 1599: Communion.
Etliche Formen und Weise besonderer Beicht für die Eynfäl-
tigen, wenn sie die Absolution von den Seelsorgern begeren,
ehe sie zum H. Nachtmal gehen
[KO 1579/80: Etliche Formen und Weise für die einfeltigen,
ihre Sünden vor ihren Pfarrherrn und ordentlichen Seelsor-
gern zubekennen und die Absolution zubegeren, ehe dann sie
zum heiligen Nachtmal gehen]
Ich armer Sünder bekenne mich vor Gott aller Sünden schül-
dig, daß ich Gott unnd meinen Nechsten nicht so liebe, Got-
tes Wort nicht so glaub und halt, wie ich schuldig bin, Und
beger von Gott Gnad unnd Vergebung meiner Sünden durch
Christum. Ich wil mit der Hülff Gottes mich bessern. Bitt
derhalben euch, ihr wöllet mich mit Gottes Wort trösten
unnd mir auß Gottes Wort Verzeihung meiner Sünden spre-
chen, auff daß ich darauff zu Befestigung und Stärckung
meines Glaubens das Nachtmal deß Herrn wirdiglich und
seliglich möge empfangen.
Oder also: Ich armer Sünder erzeig mich vor euch, das ich
von Gottes Gnaden Erkänntnuß, Reuw unnd Leyd meiner
Sünden hab und einen Fürsatz, mit Gottes Hülff mein Leben
zu bessern, Bitte und beger von Gott in Christo Jesu Verzei-
hung meiner Sünden. Darzu beger ich von euch, daß ir mir
an statt Christi und in seinem Namen Verzeihung meiner
Sünden sprechen wolt, Ich wil auch jederman verzeihen.
Auch beger ich, daß ihr mir mit dem Brot und Wein den
wahren Leib unnd Blut Christi im Nachtmal mittheilen wöl-
let, wie es dann Christus selbs in seinem letzten Nachtmal
eingesetzet und uns ihm zu seiner Gedächtnuß nach zuthun
befohlen hat.
Oder also: Ich bekenne mich vor euch, Gott, meinen Himm-
lischen Vatter, daß ich leider viel gesündiget hab von mei-
nen Kindtlichen Tagen an biß auff diese gegenwertige
Stund, wie dann Gott, mein Herr, solche meine Sünde an
mir erkennet und ich sie nicht alle wissen unnd [KO
1579/80: oder] erkennen kan. Dieselbigen alle, sie seyen mir
bewust oder unbewust, reuwen mich von Grund meines
Hertzens unnd sind mir leyd und bitt umb Gnad, ich will
mein Leben bessern. Und dieweil ich auß Gottes Wort gewiß
bin, daß Vergebung der Sünden empfahen sollen alle, die an
den Herrn Christum gläuben, und der Herr Christus den
Gewalt, die Sünden in seinem Namen zubehalten und zu
vergeben, seiner Kirchen und Gemein hat ubergeben [Mt
16,19; 18,18], auch darzu, damit wir der Vergebung der Sün-
den gewiß weren, das Nachtmal eingesetzt [1Kor 11,26],
Bitte ich euch, ihr wöllet mich auß Gottes Wort trösten und
die Absolution uber meine Sünden sprechen. Darauff ich
dann zu Stärckung meines Glaubens das hochwirdige unnd
thewre Pfand solcher Gnaden, den wahren Leib unnd wah-
res Blut Christi, mit andern Christen beger zu empfahen
[KO 1579/80: empfahen. Ende],
Etliche fürneme und nützliche Sprüch auß der H. Schrifft, so
die Jugend neben dem Catechismo zu mehrem Unterricht
unnd Trost mag außwendig lernen
I. Zu den Zehen Gebotten gehörig
Also spricht Gott durch Mosen am vierdten Capitel des
fünfften Buchs [6-8]: So behaltets nun und thuts, Denn das
wirdt ewer Weißheit unnd Verstand seyn bey allen Völckern,
wenn sie hören werden alle diese Gebott, daß sie müssen sa-

gen, Ey, welche weise und verständige Leut sind das unnd
ein herrlich Volck, denn wo ist so ein herrlich Volck, zu dem
Götter also nahe sich thun, als der Herr, unser Gott, so offt
wir ihn anruffen? Und wo ist so ein herrlich Volck, das so
gerechte Sitten und Gebott habe, als alle diß Gesetz, das ich
euch heutiges Tags fürlege.
Matthei 5. Cap. [17-20] spricht der Herr Christus: Ir solt nit
wehnen, das ich kommen bin, das Gesetz oder die Propheten
auffzulösen. Ich bin nicht kommen, auffzulösen, sondern zu
erfüllen. Denn ich sage euch, warlich, biß daß Himmel und
Erden zergehen, wirdt nicht zergehen der kleinst Buchstab
noch ein Tittel vom Gesetz biß daß [KO 1579/80: daß es]
alles geschehe. Wer nun eines von diesen kleinesten Gebotten
aufflöset unnd lehret die Leut also, der wirdt der kleineste
heissen im Himmelreich. Wer es aber thut unnd lehret, der
wirdt groß heissen im Himmelreich. Denn ich sag euch, es
sey den euwer Gerechtigkeit besser denn der Schrifftgelehr-
ten unnd Phariseer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich
kommen.
Unnd am 7. Cap. [12]: Alles nun, das ihr wöllet, daß euch die
Leute thun sollen, das thut ihr ihnen. Das ist das Gesetz
unnd die Propheten.
S. Paulus zun Römern am 3. Capit. [19-20]: Wir wissen aber
daß, was das Gesetz saget, das saget es denen, die unter dem
Gesetz sindt, Auff daß aller Mund verstopfet werde unnd
alle Welt Gott schuldig seye, Darumb daß kein Fleisch durch
deß Gesetzes Werck vor im gerecht seyn mag. Denn durch
das Gesetz kompt nur Erkenntnuß der Sünd. Und am 4.
Cap. [15]: Sintemal das Gesetz richtet nur Zorn an. Denn wo
das Gesetz nicht ist, da ist auch kein Ubertrettung.
S. Paulus zun Römern am 13. Capit. [8-10]: Seyt niemand
nichts schuldig, denn daß ir euch untereinander liebet. Denn
wer den andern liebet, der hat das Gesetz erfüllet, Denn daß
da gesagt ist: Du solt nicht ehebrechen, Du solt nicht tödten,
Du solt nicht stelen [KO 1579/80: stelen, Du solt nicht falsch
Gezeugniß geben], Dich soll nicht gelüsten. Und so ein an-
ders Gebott mehr ist, das wirdt in diesem Wort verfasset: Du
solt deinen Nechsten lieben als dich selbs. Die Liebe thut
dem Nechsten nichts Böses. So ist nun die Liebe deß Geset-
zes Erfüllung.
II. Zu dem Glauben gehörige Sprüche
Am 64. Cap. Esaie [Jes 63,15-16]: So schauwe nu vom Him-
mel unnd sihe herab von deiner [KO 1579/80: deiner heiligen]
herrlichen Wohnung. Wo ist nun dein Eyffer, deine Macht?
Deine grosse hertzliche Barmhertzigkeit helt sich hart gegen
mir. Bistu doch unser Vatter, Denn Abraham weiß von uns
nicht unnd Israel kennet uns nicht. Du aber, Herr, bist unser
Vatter und unser Erlöser, von Alters her ist das dein Name.
S. Paulus in der 2. Epistel zun Corinth. am 1. Capitel [3-4]:
Gelobet sey Gott unnd der Vatter unsers Herrn Jesu Christi,
der Vatter der Barmhertzigkeit unnd Gott alles Trosts, der
uns tröstet in all unserm Trübsal, daß wir auch trösten kön-
nen, die da sind in allerley Trübsal mit dem Trost, damit wir
getröstet werden von Gott.
Und zun Ephes. am 3. Cap. [14-17]: Derhalben beuge ich
meine Knie gegen dem Vatter unsers Herrn Jesu Christi, der
der rechte Vatter ist uber alles, was da Kinder heist im Him-
mel unnd Erden, daß er euch Krafft gebe nach dem Reich-
thumb seiner Herrligkeit, starck zu werden durch seinen
Geist an dem innwendigen Menschen, und Christus zu woh-

559
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften