Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0581
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
13. Agende 1589

unnd der Teuffel Tisches. Oder wöllen wir den Herren trot-
zen? Sind wir stärcker den er?
Item am folgenden 11. Cap. [26-32]: Denn so offt ir von die-
sem Brodt esset und von diesem Kelch trincket, solt ihr deß
Herren Todt verkündigen, biß daß er kompt. Welcher nun
unwirdig von diesem Brodt isset oder von dem Kelch deß
Herren trinckt, der ist schuldig an dem Leib und Blut deß
Herren. Der Mensch prüfe aber sich selbst und also esse er
von diesem Brodt und trincke von diesem Kelch. Dann wel-
cher unwirdig isset unnd trincket, der isset unnd trincket
ihm selbst das Gericht damit, daß er nicht unterscheidet den
Leib deß Herren. Darumb sind auch so viel Schwachen und
Krancken unter euch unnd ein gut Theil schlaffen. Denn so
wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn
wir aber gerichtet werden, so werden wir von dem Herren
gezüchtiget, auff daß wir nicht sampt der Welt verdampt
werden.
1. Cor. 12 [12-13]: Gleich wie ein Leib ist und hat doch viel
Glider, alle Glider aber eines Leibs, wiewol ihr viel sind,
seindt sie doch ein Leib. Also auch Christus, denn wir seindt
durch einen Geist alle zu einem Leib getaufft, wir seyen
Jüden oder Griechen, Knecht oder Freyen, und seindt alle zu
einem Geist getrencket. Getrencket (das ist), sagt D. Mart.
Luther [WA.DB 7, S. 121, Randglosse]: Wir trincken einerley
Sacrament, daß wir auch einerley Geist empfahen, gleich wie
wir einerley Tauff ampfahen, daß wir ein Leib seyen.
I. Joh. 5 [7-8]: Drey seindt, die da zeugen auff Erden, der
Geist und das Wasser und das Blut, und die drey seindt bey-
sammen.
Ebr. 12 [22-24]: Ihr seyt kommen zu dem Berg Zion unnd zu
der Statt deß lebendigen Gottes, zu dem Himmlischen Je-
rusalem und zu der Menge vieler tausent Engel Und zu der
Gemeine der Erstgebornen, die im Himmel angeschrieben
sind, und zu Gott, dem Richter uber alle, und zu den Gei-
stern der vollkommenen Gerechten und zu dem Mitler deß
Neuwen Testaments, Jesu, und zu dem Blut und der Be-
sprengunge, das da besser redet denn Habels.
Nota: Ob wol diser nechste Spruch nit eigentlich zu dem H.
Abentmal gehöret, sondern in gemein von der Herrligkeit
deß Neuwen Testaments redet, so hat er doch nicht ohne
Nutz deß Gottseligen Lesers die ledige Stelle allhie erfüllen
mögen [„1. Cor. 12 ... erfüllen mögen“ fehlt KO 1579/80].

Beschluß [fehlt KO 1579/80]
Solcher Sprüche köndten wol viel mehr außgezeichnet wer-
den. Damit aber die Jugent nicht uberladen werde und diß
Büchlein nicht zu dick werde, lassen wirs hiebey bleiben. Wer
dergleichen mehr haben wil, der lese die Bibel oder allein das
Neuwe Testament, so wirt er finden, daß im gnügen wirt.
Wer aber nicht weiter kan, der lerne nur diese, ube sich [KO
1579/80: sie] offt unnd bedencke sie wol, er wirt erfahren, daß
sie ihm mehr Frucht bringen werden dann er gemeynt hette.
Es können auch lehrhafftige Kinder etliche Psalmen, darin-
nen schöne, tröstliche Sprüch stehen, mit der Zeit darzu ler-
nen, Als nemlich den L, 2., 3., 7., 9., 15., 19., 23., 25., 27.,
33., 34., 37., 39., 46., 48., 49., 50., 51., 62., 66., 73., 76., 81.,
84., 90., 91., 94., 100., 103., 104., 107., 110., 111., 112., 113.,
116., 117., 118., 126., 127., 133., 138., 144., 145., 146., 147.
Ob aber jemandt gern Betpsalmen hette für die Sünde, der
nemme für sich den 6., 13., 32., 38., 51., 85., 130., 143.
Wil er aber Betpsalmen wider allerley Widersacher, so nemm
er den 3., 4., 10., 13., 17., 26., 35., 36., 44., 53., 55., 56., 57.,
58., 63., 64., 71., 74., 79., 109., 129., 140., 141., 142.
Wil er auch Psalmen, die von Christo unnd seinem Reich
weissagen, so nemm er den 8., 16., 22., 24., 29., 31., 40., 41.,
45., 59., 68., 69., 72., 87., 95. [KO 1579/80: 96.], 97., 120.
Auß diesen mögen nun die Eltern, Schulmeister oder auch
die Kinder selbst, so etwas verstendig worden, außlesen zu
lernen, welche in am besten gefallen. Ende.
KO 1579/80: gefallen: Nun folgen etliche fürnemmste Psal-
men und Lobgesäng, welche täglich in der Christlichen Kir-
chen im brauch sind [es folgen die Texte der Luther-Lieder:
Dies sind die heilgen Zehn Gebot, Wir glauben all an einen
Gott; Vater unser im Himmelreich; Christ, unser Herr, zum
Jordan kam; Jesus Christus, unser Heiland, der von uns;
Gott sei gelobet und gebenedeiet; Erhalt uns, Herr, bei dei-
nem Wort; Verleih uns Frieden gnädiglich; Gott der Vater
wohn uns bei; Nun bitten wir den Heiligen Geist; Mitten wir
im Leben sind; Mein Seel erhebt den Herren mein; Dank
sagen wir alle; die deutsche Litanei; Es ist das Heil uns kom-
men her, vgl. AWA 4, Nr. 1, 3, 4, 6, 19, 23, 24, 29a, 30, 35, 36,
38; S. 338; Wackernagel, Kirchenlied I, S. 69; III, S. 31],
Gedruckt zu Franckfurt am Mayn durch Nicolaum Basseum
Im Jar M.D.LXXIX [zu Nikolaus Basse siehe Reske,
Buchdrucker, S. 232f.].

561
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften