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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0647
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1. Wiedererrichtung des Friedberger Landkapitels als evangelische Institutiona
15. November 1565

Recessus Restaurationis Capituli Ruralis Fridbergensis

d[e] d[ato] 15. Novembr[is] 1565

Kund und zuwissen seye männiglich. Nachdeme et-
liche und dieselbigen in ganz geringer Zahl Papsti-
sche Pfarrer, so vor Alters her in das Capitul zu
Friedberg gehörig1, sich desselbigen Capituls und
dessen jährlichen Renthen und Einkommens allein
unterfangen, die Evangelischen Pfarrer ausgeschlos-
sen und nicht allein des Capitels Einkommen von
Jahren zu Jahren unnüzlich umbracht und verthan,
sondern auch die Haupt-Sache, ohne alle billige und
erhebliche Ursachen angegriffen, viele Briefe abge-
löst, genommen, viele versezet und hin und wieder
nach ihrem Gefallen spazieren getragen, auch den
Hausrath, so in dem Capitul Hauss gewesen, fast
allen dissipirt und verstreuet, daraus denn das Ca-
pitul nicht in geringen Abgang und Schaden gera-
then2, So haben etliche Pfarrherren und deren eine
gute Anzahl dem Evangelio Jesu Christi zugethan,
der Statt Friedberg gesessen und in dieses Capitul
gehörig, beydes vor sich und im Nahmen anderer
weitgesessenen der Evangelischen Religion zuge-
than und in dieses Capitul gehörige Pfarrherren aus
gutem Wohlbedencken und vorgepflegten Rath sich
zusammen verfüget, das Capitul-Hause eröfnen,

a Textvorlage (Abdruck): König, Dissertatio, Lit. A.
Weiterer Abdruck: Ayrmann, Nachricht, S. 126-133.
Diehl, Ruralkapitel, S. 33f. (Auszug); Urkundliche
Quellen 3, S. 353-355 (Auszug).

1 Das Friedberger Kapitel bestand bereits zu Beginn des
14. Jahrhunderts, Grein, Kirche und Schule, S. 30.

und was sie noch in dem Hauss an Haussrath und
Briefen befunden, durch einen offenen Notarium
von Stücken zu Stücken inventiren und auffschrei-
ben lassen.
Damit aber dieses ihr Vornehmen, welches nur
allein zu Gottes Ehren, zur Erbauung Christl. Ge-
meinde und, diess Capitul in einen Christlichen
Brauch zu bringen, also angefangen, desto kräftiger
und handfester würde, so haben sie mit gemeinen
Rath die würdigen Herrn Johann Strapffen3, Pfarr-
herrn zu Friedberg, und Herrn Leonhard Pra-
schen4, Pfarrern zu Berstatt, nach Marpurg abge-
fertiget, bey dem Durchleuchtigen Hochgebohrnen
Fürsten und Herrn, Herrn Philipsen, Landgraven zu
Hessen, Grafen zu Cazenellnbogen, Diez, Ziegen-
hayn und Nidda etc.,5 derohalben unterthäniglich
anzusuchen und zu bitten, dieweil das mehr Theil
der Pfarrer in der Graffschafft Nidda gelegen, zu
diesem Capitul von Alter her gehören, auch ziemli-
che Zinnsse aus der Fuldischen marck darein gefal-
len, Ihro Fürstl. Gnaden wolten aus gnädigem Be-
dencken der Sachen gnädige Versehung thun, auch
Mittel und Weege vorschlagen und helffen, dass

2 Zu diesen Vorgängen siehe oben, S. 623.
3 Johannes Strupp aus Gelnhausen war von 1552 bis 1567
Pfarrer in Friedberg, Diehl, Reformationsbuch, S. 254.
4 Leonhard Busch war mehr als 40 Jang Pfarrer in Ber-
stadt, Diehl, Reformationsbuch, S. 96. Die Lesart
„Prasch“ ist nach Diehl, Ruralkapitel, S. 54 falsch.
5 Philipp I. von Hessen (1504-1567).

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