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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0657
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4. Burg-Friedberger Judentaufformular [um 1600]

Das verleihe uns unser lieber Herre Gott und er-
fülle mitt seiner gnaden in diser Person und uns al-
len, was wir von uns selbst nicht vermögen, Amen.
So frage ich dich, N., noch eynmal: Glaubstu war-
hafftig an Gott Vatter, Son und heiligen Geyst?
Anttw.: Ja.
Und ist dirs recht ernst mitt der tauffe und wiltu
nach Christi Ordnung und befehl getaufft sein?
R.: Ja, Ich bitte drumb.
Dorauff schöpffe der Tauffer mitt beyden Händen
Wasser, giesse es dem Teuffling auff das Haupt und
spreche: | 296 | N., Ich tauffe dich im namen Gottes
Vatters und des sons und des heyligen Geystes.
Und soll der Tauffling anttworten: Das walt
Gott Vatter, Son und h. Geyst, Amen.
Der tauffer spreche weiter: Der Allmechtige, ewige
Gott und Vatter unsers H. Jhesu Christi, der dich
aus grundloser Barmhertzigkeyt anderweit wider-
geboren (Wider neugeboren)10 und dir alle deine
sünde vergeben hat, der stergke und beware dich
durch seine Gnade zum ewigen leben, Amen.
Der Herr sei mitt Euch (dir).
Last uns Abermal beten:
O Allmechtiger Gott, Himlischer Vatter, wir sa-
gen dir ewig lob und danck, das du diese gegenwer-
tige Person durch deinen heyligen Geist mit der hey-
ligen Tauffe wiedergeboren undt zu eym Erben dei-
nes himlischen Reiches gemacht hast. Du wöllest
Ihr forters deine gnade verleihen, das sie solches
nimmermehr vergesse, den altten Adam tödte und
sich dieses in der heyligen Tauffe mit Ihr uffgerich-
ten Bundts des guten gewissens im leben undt ster-
ben tröste undt also das Ende unser Christlichen
Tauffe undt glaubens, das ewige Leben, erlange,
durch deinen lieben sohn, unsern Herrn und Hey-
landt Jhesum Christum, Amen.

10 Vgl. Tit 3,5.
11 Siehe oben, Anm. 8.
12 Lk 2,14.

Vermahnung an die getauffte Persohn
Wolan, lieber N. und Bruder (Schwester) in Christo
Jhesu, dieweil dich der liebe Gott, der reich ist von
barmhertzigkeit, vor viel taussentt Jüden auss dem
Jüdischen Unglauben und finsternus errettet, zum
erkenttnus des waren Messiae und seligkeyt ge-
bracht und durch dieses heylige wasserbadt die Ver-
gebung aller deiner sünden versiegelt (-sichert,
-gewissert) hat, Solche wolthat soltu nimmermehr
vergessen, sondern Ihme on Untterlass daführ lob
und danck sagen, Auch, wie sichs gebüret und
danckbaren Christen wohl anstehet, nach seinem
willen in heyligkeyt und gerechtigkeyt leben, sein
seligmachendes Wortt hinfortt fleissig und gern hö-
ren, Auch künfftig das hochwürdige Sacramentt des
leibs und bluts Jhesu Christi zu sterckung und er-
haltung deines glaubens nach Christi einsatzung
und Befehl11 zu seinem gedächtnus gebrauchen,
Gott den Herrn für dich selbst und dein gewesen
Volck und freundschafft anruffen, das er dehren
noch viel und wo müglich alle auch dergleichen be-
kehren und dich zum ewigen leben durch seinen
heyl. Geyst regieren unndt er- | 297 | haltten wölle.
Wirstu solches thun, so wirdt dirs zeittlich undt
ewig wolgehen, darzu ich dann im namen dieser
Christlichen Gemeynde und für mich des Allmech-
tigen segen und gnade will gewünschet haben. Der
das gute angefangen, der wölle solches zu seinen Eh-
ren und deiner seligkeit vollbringen Amen, Amen.
Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auff Erdenn
undt den Menschen ein Wolgefallen12.
Dorauff wirdt gesungen aus dem lobgesange, Es ist
das Heyl, etc. die Verss: Daran ich keinen Zweiffel
trage, etc. Sei lob und Ehre mitt, etc. Sein Reich
zukomm, sein Will, etc.13

13 Es ist das Heil uns kommen her, Wackernagel, Kir-
chenlied III, S. 31f., Strophen 7, 13 und 14.

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