Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0671
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1. Eheordnung 1566

Nemlich, hinauffwerts zurechnen, |192r| solle
der bruder nicht nemen seines schwehers oder seiner
schwieger schwester (das ist seins weibs vatters oder
mutter schwester), auch nicht seins vettern, das ist
seines vatters oder seiner mutter bruders weib, noch
seines anherns oder anfrawen bruders weib.
So solle auch die schwester nicht nemen ires
mans vatters bruder, ires mans mutter bruder, irer
mummen10 man, das ist irer mutter schwester man,
irer basen11 man, das ist ires vatters schwester man,
ires anherns oder anfrawen schwester man.
Also auch hinabwerts zurechnen sollen in der be-
seitslinien der schwagerschafft sich nicht zusamen
verehelichen diese personen wie volgtt:
Der bruder solle nicht nemen seines bruders
weib, seines weibs schwester, seines bruders oder sei-
ner schwester sohns weib, seines weibs bruders oder
schwester dochter noch seines bruders sohns sohns
weib, seines bruder dochter sohns weib, seiner
schwester sohns sohns weib, seines weibs bruders
dochter dochter, seines weibs schwester dochter
dochter.
Desgleichenn solle die schwester hinabwerts
nicht nemen irer verstorbnen schwester man, ires
verstorbenenn mans bruder, ires bruders oder irer
schwester dochter man, ires mans bruders oder
schwester sohnn noch ires bruders sohns dochter
man, ires bruders dochter dochter man, irer schwe-
ster dochter dochter man, ires mans bruders sohns
sohn, ires mans schwester sohns sohnn. | 192v |
Solches, wie itzt der schwagerschafft halben ge-
meldt, geht allein uf braudt und breutigam oder bei-
de eheleudt, also das sich ir ides vonn des andern
blutsfreunden obberurter maßen enthaltenn solle.
Aber beider eheleude freunden und verwanten ist
keinn schwagerschafft, dardurch die ehe zwischenn
inen verhindert werden moge, sondern es mogen und
khunden des mans freunde sich wol und onverhin-
dert der schwagerschafft mitt deßelben freunden
verehelichen, wie auch des weibs bludtsfreunde sich

10 Tante mütterlicherseits.
11 Tante väterlicherseits.
12 Verwandtschaft.

mitt ires ehemans freunden und verwanten verhey-
rathenn mogenn. Also khunden zwen bruder woll
zwe geschwister zur ehe, item ein stieffsohnn seiner
stieffmutter dochter, nemen und also vatter unnd
sohn außerhalb irer freundschafft12 mutter und
dochter nemen, wie auch solchs in rechten auß-
drucklichenn zugelaßenn.
Diese obvermelte personen unnd glid der blud-
freundschafft und schwagerschafft sein zum theill
von Gott dem herren selbst, zum theill durch das
naturlich recht unnd weltlicher oberkeidt gesatz bei
schweren pein und straffen (als des fewers und
schwerdts, ausschliessung unnd verbannung von der
christlichen gemein, verweisung des landts, vonein-
ander scheidung solcher verbottenen personen, ent-
setzung irer eheren, confiscation und entziehung irer
guter unnd das die aus solcher vermeinten ehe ge-
borne kinder nicht fur ehelich und erbfehig erkannt
oder gehaltenn werdenn sollen) ernstlichenn verpot-
tenn. | 193r |
Derohalben sollen solche personen sich nitt mitein-
ander verehelichenn noch sich mitt blutschanden
veronreinigen, damitt sie nicht der gotlichenn al-
mechtigen majestet zorn und ungnade (dardurch
offt land und leutte umb solcher sunde wegenn
schwerlichen heimgesucht worden) unnd christlicher
oberkeith ernstliche straff uf sich ladenn.
Dem allem nach, so wollen und ordnen wir, das
sich unsere mitburgere und -burgerin man- und
weibspersonen, auch junge gesellen und dochter, al-
hie vorgeschriebener ordnung gemeß halten unnd
sich mitt den oberzelten verbottenen personen oder
graden nicht verloben, versprechenn oder vermi-
schenn sollenn bei vermeidung unser schweren
straff, vermoge der gemeinen beschriebnen rechtenn
und des heiligenn reichs peinlichenn gerichtsord-
nung .
Telos.

13 Constitutio Criminalis Carolina, die peinliche Gerichts-
ordnung Kaiser Karls V. von 1532.

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