2. Kirchenordnung [1568]
Von coena Domini
Wen man coenam Domini helt, welches in | 181v | der
fasten11 auff reminiscere, oculi, laetare, judica, pal-
marum12 und am grunen donnerstag, sonsten im jar
alle monat ein mal geschehen sol, so sol es den
abendt zuvor mit gesang, predigten und privatab-
solution, so keineswegs sol underlassen werden, auch
den folgenden sontag aller ding, wie bisher breuch-
lich gewesen, und noch gehalten werden.
Von der tauff
Die sol administrirt werden gleichfals wie bishero
geschehen, nemlich nach ordnung, wie sie doctor
Lutherus seliger gedechtnus geschrieben, D. Philip-
pus in der Mechelburgischen kirchenordnung13 nach
Lutheri todt one eynige enderung widerholet und in
allen Sachsischen, Meisnischen, Duringischen14 und
andern kirchen, auch bei unsern nachtparn, den Ha-
nawischen15 etc. in ubung ist.
Catechismus
Der sol alle sontag, wie er angestelt, gehalten wer-
den, nemlich das geleuth, gesang und predigt umb
ein uhr aus seie, darnach das examen gehalten, und
sol der chor alwegen das stuck singen und der pre-
diger handlen, das die kinder ansagen.
Wochenpredigt und gebettag
Die sollen gehalten werden wie bisher, und wer gut,
das der ein prediger etwas handlet aus dem alten
11 Fastenzeit vor Ostern.
12 Reminiscere bis Palmarum sind die letzten fünf Sonn-
tage vor Ostern.
13 Luthers Taufbüchlein von 1526, WA 19, S. 536-541. Die
mecklenburgische Kirchenordnung von 1552, Abdruck
in Sehling, EKO V, S. 161-219, zur Taufe S. 204f.
14 In den Kirchen von Sachsen, Meißen und Thüringen.
15 In der Grafschaft Hanau-Münzenberg hatte der Hanau-
er Pfarrer Nicolaus Krug, der zuvor in sächsischen Dien-
sten tätig gewesen war, die mecklenburgische Kirchen-
ordnung eingeführt, Brammerell, Kirchenreformati-
on, S. 39f.; Heppe, Kirchengeschichte 2, S. 229f.;
testament, doch nit weitleuffig, sonder nur zu er-
clerung | 182r | des texts auf die art der summarien
Viti Dieterichs16, damit die historien bekant wer-
den, der ander aber etwas aus dem neuen testament.
Item ist ein stete ordnung der stunden halben anzu-
richten.
Spitalpredigt
Sollen gehalten werden wie bisher. Zu ende der pre-
digt sollen zwen knaben aus der schuel ein stuck des
cathecismi Lutheri17 hersagen.
Besuchung der krancken etc.
Besuchung der krancken, tauffen, begleitung der lei-
chen, hochzeit oder einsegen der eleut und derglei-
chen sol under den dienern der kirchen wochentlich
umbgehen, doch so ein krancker zu dem, der nit wo-
chener were, mehr anmutung oder gefallen hat, das
sol ime nicht verargt werden, und in solchen und
dergleichen fellen oder ceremonien allen sol der Me-
chelburgischen kirchenordnung18, davon oben ge-
redt, nachgangen werden.
Sontag misericordias Domini19
Sol aus gewisser ursachen alle jar des morgents teut-
sche psalm von Luthero vertirt: Wer Got nit mit uns
diese zeit20 etc., nachmals das: Te Deum laudamus
teutsch21 gesungen werden und nach vollendter pre-
digt die letania, und sol solches den sontag zuvor
dem volck angezeigt werden, das es desto fleissiger
sich darzu schicket, auch sol alle jar nach einge-
Scheer, Einführung, S. 19; Kurz, Zeit der Reforma-
tion, S. 35.
16 Veit Dietrichs Summarien erschienen 1541 für das Alte
Testament und 1544 für das Neue Testament.
17 Luthers Kleiner Katechismus, BSLK S. 501-541.
18 Die mecklenburgische Kirchenordnung von 1552, Seh-
ling, EKO V, S. 161-219, hier S. 208f.
19 Zweiter Sonntag nach Ostern.
20 Luther, Wär Gott nicht mit uns diese Zeit, AWA 4,
Nr. 22.
21 Luther, Herr Gott, dich loben wir, AWA 4, Nr. 31.
653
Von coena Domini
Wen man coenam Domini helt, welches in | 181v | der
fasten11 auff reminiscere, oculi, laetare, judica, pal-
marum12 und am grunen donnerstag, sonsten im jar
alle monat ein mal geschehen sol, so sol es den
abendt zuvor mit gesang, predigten und privatab-
solution, so keineswegs sol underlassen werden, auch
den folgenden sontag aller ding, wie bisher breuch-
lich gewesen, und noch gehalten werden.
Von der tauff
Die sol administrirt werden gleichfals wie bishero
geschehen, nemlich nach ordnung, wie sie doctor
Lutherus seliger gedechtnus geschrieben, D. Philip-
pus in der Mechelburgischen kirchenordnung13 nach
Lutheri todt one eynige enderung widerholet und in
allen Sachsischen, Meisnischen, Duringischen14 und
andern kirchen, auch bei unsern nachtparn, den Ha-
nawischen15 etc. in ubung ist.
Catechismus
Der sol alle sontag, wie er angestelt, gehalten wer-
den, nemlich das geleuth, gesang und predigt umb
ein uhr aus seie, darnach das examen gehalten, und
sol der chor alwegen das stuck singen und der pre-
diger handlen, das die kinder ansagen.
Wochenpredigt und gebettag
Die sollen gehalten werden wie bisher, und wer gut,
das der ein prediger etwas handlet aus dem alten
11 Fastenzeit vor Ostern.
12 Reminiscere bis Palmarum sind die letzten fünf Sonn-
tage vor Ostern.
13 Luthers Taufbüchlein von 1526, WA 19, S. 536-541. Die
mecklenburgische Kirchenordnung von 1552, Abdruck
in Sehling, EKO V, S. 161-219, zur Taufe S. 204f.
14 In den Kirchen von Sachsen, Meißen und Thüringen.
15 In der Grafschaft Hanau-Münzenberg hatte der Hanau-
er Pfarrer Nicolaus Krug, der zuvor in sächsischen Dien-
sten tätig gewesen war, die mecklenburgische Kirchen-
ordnung eingeführt, Brammerell, Kirchenreformati-
on, S. 39f.; Heppe, Kirchengeschichte 2, S. 229f.;
testament, doch nit weitleuffig, sonder nur zu er-
clerung | 182r | des texts auf die art der summarien
Viti Dieterichs16, damit die historien bekant wer-
den, der ander aber etwas aus dem neuen testament.
Item ist ein stete ordnung der stunden halben anzu-
richten.
Spitalpredigt
Sollen gehalten werden wie bisher. Zu ende der pre-
digt sollen zwen knaben aus der schuel ein stuck des
cathecismi Lutheri17 hersagen.
Besuchung der krancken etc.
Besuchung der krancken, tauffen, begleitung der lei-
chen, hochzeit oder einsegen der eleut und derglei-
chen sol under den dienern der kirchen wochentlich
umbgehen, doch so ein krancker zu dem, der nit wo-
chener were, mehr anmutung oder gefallen hat, das
sol ime nicht verargt werden, und in solchen und
dergleichen fellen oder ceremonien allen sol der Me-
chelburgischen kirchenordnung18, davon oben ge-
redt, nachgangen werden.
Sontag misericordias Domini19
Sol aus gewisser ursachen alle jar des morgents teut-
sche psalm von Luthero vertirt: Wer Got nit mit uns
diese zeit20 etc., nachmals das: Te Deum laudamus
teutsch21 gesungen werden und nach vollendter pre-
digt die letania, und sol solches den sontag zuvor
dem volck angezeigt werden, das es desto fleissiger
sich darzu schicket, auch sol alle jar nach einge-
Scheer, Einführung, S. 19; Kurz, Zeit der Reforma-
tion, S. 35.
16 Veit Dietrichs Summarien erschienen 1541 für das Alte
Testament und 1544 für das Neue Testament.
17 Luthers Kleiner Katechismus, BSLK S. 501-541.
18 Die mecklenburgische Kirchenordnung von 1552, Seh-
ling, EKO V, S. 161-219, hier S. 208f.
19 Zweiter Sonntag nach Ostern.
20 Luther, Wär Gott nicht mit uns diese Zeit, AWA 4,
Nr. 22.
21 Luther, Herr Gott, dich loben wir, AWA 4, Nr. 31.
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