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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0694
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Wetzlar

ten, sondern alß Johan Hell5, der predicant, etliche
vil leuhte mitt den sacrament berichten wollen, da-
mitt dieselbige inen, Helln, desto beßer besehen
kontten, mitt dem singen ein wenig, biß er sein
amptt verricht hett, zu stillen, guttlich gebetten ha-
ben sollen, wie auch ein erbar ratt kein gefallen,
auch dem, das sie ihre gezeitt und kirchendinst nit
wie vor altters gebreuchlig herkommens hiltten
noch leysten.
So vill dan den angefangen kirchenbaw betref-
fentt, wiß sich ein erbar radt sich woll zu berichten,
das der kirchenbaw hie unnd alweg auß dem baw-
hofe und deßselbigen einkommene guttern gebawett
worden, wie sie dan auch dechantt und capitull de-
ßen erinerdt unnd bey inen umb wiederruffung ob-
gemeltten kirchenturnß angehaltten. Alß aber itz-
gemeltter | dechandt unnd capitull sich zum baw
nicht schicken wöllen, weren sie zugefahrn, damitt
die kirchen wiederumb inn gutten, weßenlichen
bawe gebracht werden möge, unnd zwey stuck
Ackerslantts vor ungefahrlich zweyhundert gultten
verkaufft und den baw in Gottes namen angefan-
gen, doch gar nichtt in meinung, imantts, und sun-
derlich dem ertzbischoff unnd churfürsten zu Trier
alß ordinarien, ahn seiner habentter geistlicher ju-
risdiction, auch anderer disposition unnd gerechtig-
keitten hierdurch etwas zu entziehen oder abzubre-
chen, Welche beyde puncten obgemeltte churfurstl.
etc. rädte unnd commissarien neben etliche mehr
zwischen vorgemeltter partheyen schwebenden ir-
runge angehort und nach vill gepflogener under-
handlung sie beyderseitts mitt ihrem gutten wießen
und willen nachvolgentter gestaltt vertragen und
vergleichen.
Was dan erstlich die praedicanten und andere, so
von der uraldten catholischen religion abgetredten
unnd sich zu der Außpurgischen Confession6 er-
klerdt, belangedt, laßens die churfurstlichen rädte
auß habentten befelch bey der disposition und ord-
5 Magister Johannes Hell hatte seit 1542 in Wittenberg
studiert, war Solmser Hofprediger gewesen und kam
wahrscheinlich 1559 als Helfer des Pfarrers Antonius
Wedensis nach Wetzlar. Nach dessen Tod 1563 wurde
Hell sein Nachfolger, Schulten, Marienstift, S. 221.
6 Augsburger Bekenntnis von 1530, BSLK S. 44-137.

nung des religionsfriedens7 bleyben und | beruhen,
unnd soll insonderheidt der pharherr, herr An-
toni8, welcher biß uff des hochwürdigsten unsers
gnedigsten churfursten unnd herrn fernere verkle-
rung [!] in deß stiffts kirchen zu predigen verordinirt
worden, sich obberurdten religionfrieden gemeß
schicklich unnd friedtlich verhaltten. Unnd damitt
dan dechantt und capittull und gemeiner stifft ihren
gottesdinsten nach catholischer churfürstlicher ord-
nung auch desto ruiger und friedtlicher volnbringen
unnd außwartten mögen, so soll mittlerweyll herr
Antoni, der pharherr, seine gepreuchttige predigen
unnd administration seiner sacramentten desto
zeittlicher und zu 6 uhren anfangen unnd zum we-
nigsten umb oder zu 8 uhren uffhören und vollenden
unnd die ubrige zeidt den stifftsherrn, ihren emp-
ttern unnd gezeidten mitt singen und midt leßen
frey und unverhindertt meniglichen gelaßen werden.
Unnd damidt solchem allen desto beßer gelebdt, ge-
hantthabt und allerley wiederwille, unruhe und
zwydrach verhuttett, so soll ein erbar radt forthin
sambtlich und sunderlich der gebott und verbodt | in
der stifftskirchen und was geystliche person unnd
sachen betreffen mögen, gentzlich enthaltten und
unserem gnedigsten herrn von Trier alß ordinarien
die geystliche jurisdiction unnd disposition frey
unnd unverhinderdt laßen, auch bemeltten stifft de-
chantt unnd capittull und geystlichheit sampdt ih-
ren verwanden diener bey der aldten catholischen
religion, habe unnd gudtern, bey ihrem aldten her-
kommen, freyheitten, verträge, keyserliche privile-
gia sampdt allem ihrem inhaldt sambdtlichen unnd
sunderlichen puncten redtlich unnd getreulich ihrem
vermögen nach vor gewaldt und meniglichen schu-
zen, schirmen und handthaben etc.
Alß sich dan auch dechandt unnd capittull und
gemeiner stifft hochlich beschwertt, daß ihnen von
jederm maltter kornß oder meel, so sie in ihrem, des
stiffts, eygener möll zu ihrem taglichen haußbrau-
7 Augsburger Religionsfrieden 1555, DRTA.JR 20,
S. 3102-3158; vgl. auch Brandi, Religionsfriede.
8 Antonius Wedensis stammte aus der Grafschaft Wied.
Er wurde möglicherweise 1549 als Pfarrer in Wetzlar an-
gestellt. Er starb am 13. November 1563, Schulten,
Antonius Wedensis, S. 95-97.

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