Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (9. Band = Hessen, 2): Die geteilte Landgrafschaft Hessen 1582-1618 - Grafschaften Waldeck, Solms, Erbach und Stolberg-Königstein - Reichsstädte Frankfurt, Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30289#0696
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wetzlar

2. Verbot, geistliche Gerichte anzurufena
1571
Copia bescheidts zwischen Herman Kiseln unndt Anna Elisabethen Schurgin

Wiewol ein erbar raht eß gentzlichenn darvor heltt,
daß die ehesachenn zwischenn denn jenigenn, so sich
zur Augspurgischen Confession1 bekennett, ann die
bischoffliche gaistliche consistoria nicht gezogenn
werdenn sollenn oder mögenn unndt daß umb soviel
desto weniger die jenige irrung, die sich zwischen
Herman Kiselenn, Anna Elisabethen Schurgin
unndt Anthonio Gornissen angezogener unnder-
schiedlicher eheverlobnus halbenn enntstandenn,
zue Coblentz2 nit recht erörtert werdenn sollenn,
dieweil sie baiderseits durch ihren pfarher vor einen
erbaren raht gewiesenn, sie auch sich ver- | pflich-
tett, vor demselben allß ihrer ordenlichenn obrig-
kheitt solche ihre sachenn zuesammenn außzuetra-
genn, undt eß dann ferners an dem, daß der bi-
schoffliche official zue Coblentz dieser statt Wetz-
flar unndt umb soviell desto weniger dem kay.
lanndtgrevischen vogt, auch schultheissenn unndt
scheffenn etwas zuegebietenn undt zueverbiettenn
habe, sie auch desselbenn gebott zuegehorsamenn
nicht verpflicht noch schuldig seyenn,
jedoch, dieweil ein erbarn rhat glaublichenn an-
langt, daß ermelter Herman Kisel die clegerin, Anna
Elisabethen, nhomehr auß allerhanndt ihne darzue
bewegendenn ursachenn an ihrer zweiten eheverlöb-
nuß, | so sie mitt gedachtem Anthonio Gornissen ge-
troffenn, nicht zuverhindern gedencke, wo fern dann
sie baide, Anthonius unndt Anna Elisabetha, bey

a Textvorlage (Handschrift:) AWM Wetzlar, 1571-2.
1 Confessio Augustana 1530, BSLK S. 44-137.
2 Unter Erzbischof Balduin von Luxemburg (1307-1354)
wurde das Erzstift organisatorisch neu strukturiert. Ne-

gmelttem raht alß ihrer von Gott gesetzten obrig-
kheitt ansuchenn wurdenn, ihnen daß einsegnen
unndt vollnziehenn ihrer angefangenen ehe zuver-
statten, so weren sie, der raht dasselbig ihrestheils
allso nachzuegebenn, nicht ohngenaigt.
Doch nachdem vor dieser zeitt Anthonius Gornß
seiner begangenenn mißhandlung unndt frevels hal-
ben auß der stadt vor fluchtig wordenn unndt sich
geburenn will, daß er zuvorderst, ehe er inn die
stadt wider ublich gelassenn, einem erbarn | rhatt
solchs frevels halben gebürlichenn außtrag mache,
so will ein erbarer rahtt deßelbenn abtrags also vor
allenn dingenn vonn ihme, Anthonio, erwarttenn
unndt alß dann hinwider daß jenig zuthuen sich hie-
mit ercleret haben, daß sie vonn rechts wegenn zu-
everfugenn unndt nachzuegebenn schuldig seindt,
doch mitt der außtrucklichen bedingung, daß sie
sich hiedurch ermelter ertzbischofflichen geistlichen
jurisdiction khaines wegs inn ehesachenn unnder-
worffen haben wollen.
Daß dieses beschaidts copia ihrem originalconcept
vonn wortt zue worttenn glaichstimmig, bekenne
ich, nachbenandter offenbahrer notarius, | mitt die-
ser meiner eigener hanndt unndt unnderschrifft.
Hanns Georg Schott, notarius publicus et civis Bur-
bacensis in fidem subscripsit manu propria.

ben dem Offizialat in Trier wurde Ende des 13. Jahrhun-
derts ein weiteres in Koblenz eingerichtet. Der Offizial
amtierte in Trier, der Offizialatskommissar in Koblenz,
vgl. Gatz, Bistümer, S. 757; ders., Bischöfe, S. 837f.

676
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften