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Aristophanes
Zitatkontext Das Fragment stammt aus Buch 4 des nur fragmentarisch erhal-
tenen Traktats Περί ρητορικής (in sieben Büchern) des Philodemos von Gadara
(dieses Buch ist in P. Here. 1423, 1007/1673 überliefert und nur in Sudhaus
1892, 147-225 ediert; eine partielle engl. Übersetzung bzw. Paraphrase, nicht
indes von diesem Abschnitt, in Hubbell 1920, 293-305; zur doppelten Fassung
des Buchs vgl. Dorandi 1990a; zur Rekonstruktion des Buchs vgl. Dorandi
1990b, 82-4); in den erhaltenen Teilen des Buchs stehen v.a. λέξις, φράσις,
ύπόκρισις, das Verhältnis Rhetorik/Philosophie sowie kurz die Figur des
Redners im Mittelpunkt. Aristophanes’ schwer zu restituierendes Zitat war
vielleicht in diese letztere Diskussion eingebettet, in der wohl auch die Redner/
Politiker der athenischen Demokratie sowie die konkreten Gefahren einer
demagogischen Degeneration derselben thematisiert wurden.
Textgestalt Die von H. Usener in Sudhaus 1892, 348 vorgeschlagene Emen-
dation des korrupten Textes in οί σποδούμενοι liegt nahe und scheint keine
ernsthafte Alternative zu haben (vgl. hier unten, Interpretation).
Interpretation Aus dem Kontext des Fragments läßt sich ein zur aristopha-
nischen Komödie durchaus passender politischer Hintergrund rekonstruieren:
die griechischen Poleis seien durch Demagogen dermaßen schlecht beraten,
daß sie oft unvermeidlich zugrunde gehen.
Mit σποδούμενοι dürften athenische Demagogen gemeint sein, die sich in
der Jugend als pathici auszeichneten, genau wie in Ar. Eccl. 110-3 ([ΓΥ. A]
καί πώς γυναικών θηλύφρων ξυνουσία / δημηγορήσει; [ΠΡ.] πολύ μεν ούν
άριστά που. / λέγουσι γάρ καί τών νεανίσκων όσοι / πλεϊστα σποδοϋνται,
δεινοτάτους είναι λέγειν- / ήμϊν δ’ ύπάρχει τούτο κατά τύχην τινά), wo Frau
I fragt, wie sich die Frauen rhetorische Fähigkeiten aneignen könnten, und
Praxagora prompt mit dem schlagenden Argument erwidert: wenn die besten
Redner unter jungen Männern diejenigen sind, die in einem päderastischen
Verhältnis am ehesten die passive Rolle spielen, dann sind die Frauen von
Natur aus gut prädisponiert (vgl. Rothwell 1990, 77-82; zu σποδεΐν in diesem
Sinn vgl. Taillardat 19652, 103 und Henderson 19912, 172).
Bei der Gleichsetzung erömenoi - gute Redner handelt es sich um einen
Topos v.a. der Archaia (vgl. etwa Ar. Equ. 423-8. 878-80 ούκουν σε ταύτα
δήτα δεινόν έστι πρωκτοτηρεϊν / παϋσαί τε τούς βινουμένους [ν.1. κιν-];
κούκ εσθ’ όπως εκείνους / ούχί φθονών επαυσας, ϊνα μή ρήτορες γένοιντο,
- interessant auch für das Verb παΰσαι -, 1242 ήλλαντοπώλουν καί τι καί
βινεσκόμην, Nub. 1092-3 [ΗΤ.] εύ λέγεις. / δημηγοροϋσι δ’ έκ τίνων; [KP.] έξ
εύρυπρώκτων, Plat. fr. 202,5 κεκολλόπευκας- τοιγαροϋν ρήτωρ έση; vgl. auch
Ar. fr. 205 [Daitales]; daß eine λη-ψιλογομίσθος τέχνη „skill in receiving pay
for words“ in Ephipp. fr. 14,4 [Nauagos] f λιψιγομισθω f τέχνη als weitere
Aristophanes
Zitatkontext Das Fragment stammt aus Buch 4 des nur fragmentarisch erhal-
tenen Traktats Περί ρητορικής (in sieben Büchern) des Philodemos von Gadara
(dieses Buch ist in P. Here. 1423, 1007/1673 überliefert und nur in Sudhaus
1892, 147-225 ediert; eine partielle engl. Übersetzung bzw. Paraphrase, nicht
indes von diesem Abschnitt, in Hubbell 1920, 293-305; zur doppelten Fassung
des Buchs vgl. Dorandi 1990a; zur Rekonstruktion des Buchs vgl. Dorandi
1990b, 82-4); in den erhaltenen Teilen des Buchs stehen v.a. λέξις, φράσις,
ύπόκρισις, das Verhältnis Rhetorik/Philosophie sowie kurz die Figur des
Redners im Mittelpunkt. Aristophanes’ schwer zu restituierendes Zitat war
vielleicht in diese letztere Diskussion eingebettet, in der wohl auch die Redner/
Politiker der athenischen Demokratie sowie die konkreten Gefahren einer
demagogischen Degeneration derselben thematisiert wurden.
Textgestalt Die von H. Usener in Sudhaus 1892, 348 vorgeschlagene Emen-
dation des korrupten Textes in οί σποδούμενοι liegt nahe und scheint keine
ernsthafte Alternative zu haben (vgl. hier unten, Interpretation).
Interpretation Aus dem Kontext des Fragments läßt sich ein zur aristopha-
nischen Komödie durchaus passender politischer Hintergrund rekonstruieren:
die griechischen Poleis seien durch Demagogen dermaßen schlecht beraten,
daß sie oft unvermeidlich zugrunde gehen.
Mit σποδούμενοι dürften athenische Demagogen gemeint sein, die sich in
der Jugend als pathici auszeichneten, genau wie in Ar. Eccl. 110-3 ([ΓΥ. A]
καί πώς γυναικών θηλύφρων ξυνουσία / δημηγορήσει; [ΠΡ.] πολύ μεν ούν
άριστά που. / λέγουσι γάρ καί τών νεανίσκων όσοι / πλεϊστα σποδοϋνται,
δεινοτάτους είναι λέγειν- / ήμϊν δ’ ύπάρχει τούτο κατά τύχην τινά), wo Frau
I fragt, wie sich die Frauen rhetorische Fähigkeiten aneignen könnten, und
Praxagora prompt mit dem schlagenden Argument erwidert: wenn die besten
Redner unter jungen Männern diejenigen sind, die in einem päderastischen
Verhältnis am ehesten die passive Rolle spielen, dann sind die Frauen von
Natur aus gut prädisponiert (vgl. Rothwell 1990, 77-82; zu σποδεΐν in diesem
Sinn vgl. Taillardat 19652, 103 und Henderson 19912, 172).
Bei der Gleichsetzung erömenoi - gute Redner handelt es sich um einen
Topos v.a. der Archaia (vgl. etwa Ar. Equ. 423-8. 878-80 ούκουν σε ταύτα
δήτα δεινόν έστι πρωκτοτηρεϊν / παϋσαί τε τούς βινουμένους [ν.1. κιν-];
κούκ εσθ’ όπως εκείνους / ούχί φθονών επαυσας, ϊνα μή ρήτορες γένοιντο,
- interessant auch für das Verb παΰσαι -, 1242 ήλλαντοπώλουν καί τι καί
βινεσκόμην, Nub. 1092-3 [ΗΤ.] εύ λέγεις. / δημηγοροϋσι δ’ έκ τίνων; [KP.] έξ
εύρυπρώκτων, Plat. fr. 202,5 κεκολλόπευκας- τοιγαροϋν ρήτωρ έση; vgl. auch
Ar. fr. 205 [Daitales]; daß eine λη-ψιλογομίσθος τέχνη „skill in receiving pay
for words“ in Ephipp. fr. 14,4 [Nauagos] f λιψιγομισθω f τέχνη als weitere