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Aristophanes
Katalogs diverser Weinsorten (Athen, epit. I 26a-34e). Der Zitatträger beruft
sich zunächst auf den Historiker Eparchides (wohl aus dem 3. Jh. v. Chr.), der
die Produktion des pramnischen Weins auf der Insel Ikaros (heute Ikaria)
lokalisiert (Eparch. FGrHist 437 F 1), und ergänzt seinerseits diese Information
mit der Angabe des Semos von Delos (Sem. Del. FGrHist 397 F 6a) über eine
Πράμνιος πέτρα, aus deren Nähe in bergiger Eandschaft der Wein stamme.
Die Behandlung des Πράμν(ε)ιος οίνος reicht bis Athen, epit. I 30de, wo ferner
auf die Diskussion bezüglich der ebenso umstrittenen Etymologie des Worts
verwiesen wird (nach Didymos etwa - Did. p. 77 Schm. - aus einer πραμνία
άμπελος hergeleitet; vgl. Hsch. π 3196).
Textgestalt σκληροΐσιν, das die Verbindung πραμνίοις οϊνοις unterbricht,
wurde von van Herwerden 1864, 18 als Glosse expungiert (vgl. Hsch. π 3196
Πράμνιος οίνος- ό άπό τής Πραμνίας αμπέλου, έστι δέ έγκώμιον οϊνου. καί
σκληρός οίνος), während άνθοσμία durch Musurus plausibel restituiert wurde
(vgl. Ar. fr. 351 [Thesmophoriazousai II]).
Interpretation Das Zitat enthält mit Sicherheit in weiten Teilen, wenn
nicht gar zur Gänze den aristophanischen Wortlaut, wobei jeglicher Versuch,
dieses Material in metrische Sequenzen zu zwingen, wie häufig in solchen
Fällen, mit gewisser Beliebigkeit und unvermeidlicher Willkür erfolgen muß
(vgl. Kaibel in Kassel-Austin z. St.: „numeri iambici manifesti sunt, versus
ipsi variis modis refici possunt“, mit dem Verweis der beiden Herausgeber
darauf, daß συνάγουσι τάς όφρϋς τε καί την κοιλίαν und άνθοσμία καί
πέπονι νεκταροσταγεΐ „trimetri integri“ sind; die etwas forcierte Skansion
in 4trA von Bergk in Meineke II.2 1076 - ούτε γάρ σκληροΐς ποιηταϊς ήδεται
κάστεμφέσιν / ούτε (πόλις Αθηναίων) σκληροΐσιν οϊνοις Πραμνίοις / *
συνάγουσι τάς όφρϋς τε καί την κοιλίαν, / αλλά (μην) άνθοσμία καί πεπόνι
νεκταροσταγεΐ - ist von der durch Ar. fr. 351 [Thesmophoriazousai II] οίνος
άνθοσμίας motivierten Intention bedingt, das Fragment der Parabase dieser
Komödie zuzuweisen).
Der Inhalt scheint auf den ersten Blick unmißverständlich: gleich den
Weinsorten ziehe der athenische Demos eine gewisse Art von Dichtern vor,
deren Charakteristikum nicht (wie bei pramnischem Wein) Härte ist, die
Verkrampfung auszulösen und ähnliche unangenehme Reaktionen hervorzu-
rufen vermag, sondern eine anmutige Milde, welche im fruchtigen Bouquet
eher lieblicher Weine ihr Pendant findet. Die anscheinende Dichotomie herb
~ schlecht / süß ~ gut ließ u. a. an eine Polemik gegen Kratinos denken, indem
Aristophanes der Milde, der ältere Rivale hingegen der Bittere, d. h. im iam-
bischen Sinne aggressivere wäre (so etwa Biles 2011, 32: „Aristophanes used
the metaphor of wine to analyze Athenian tastes for poetry, with his own
Aristophanes
Katalogs diverser Weinsorten (Athen, epit. I 26a-34e). Der Zitatträger beruft
sich zunächst auf den Historiker Eparchides (wohl aus dem 3. Jh. v. Chr.), der
die Produktion des pramnischen Weins auf der Insel Ikaros (heute Ikaria)
lokalisiert (Eparch. FGrHist 437 F 1), und ergänzt seinerseits diese Information
mit der Angabe des Semos von Delos (Sem. Del. FGrHist 397 F 6a) über eine
Πράμνιος πέτρα, aus deren Nähe in bergiger Eandschaft der Wein stamme.
Die Behandlung des Πράμν(ε)ιος οίνος reicht bis Athen, epit. I 30de, wo ferner
auf die Diskussion bezüglich der ebenso umstrittenen Etymologie des Worts
verwiesen wird (nach Didymos etwa - Did. p. 77 Schm. - aus einer πραμνία
άμπελος hergeleitet; vgl. Hsch. π 3196).
Textgestalt σκληροΐσιν, das die Verbindung πραμνίοις οϊνοις unterbricht,
wurde von van Herwerden 1864, 18 als Glosse expungiert (vgl. Hsch. π 3196
Πράμνιος οίνος- ό άπό τής Πραμνίας αμπέλου, έστι δέ έγκώμιον οϊνου. καί
σκληρός οίνος), während άνθοσμία durch Musurus plausibel restituiert wurde
(vgl. Ar. fr. 351 [Thesmophoriazousai II]).
Interpretation Das Zitat enthält mit Sicherheit in weiten Teilen, wenn
nicht gar zur Gänze den aristophanischen Wortlaut, wobei jeglicher Versuch,
dieses Material in metrische Sequenzen zu zwingen, wie häufig in solchen
Fällen, mit gewisser Beliebigkeit und unvermeidlicher Willkür erfolgen muß
(vgl. Kaibel in Kassel-Austin z. St.: „numeri iambici manifesti sunt, versus
ipsi variis modis refici possunt“, mit dem Verweis der beiden Herausgeber
darauf, daß συνάγουσι τάς όφρϋς τε καί την κοιλίαν und άνθοσμία καί
πέπονι νεκταροσταγεΐ „trimetri integri“ sind; die etwas forcierte Skansion
in 4trA von Bergk in Meineke II.2 1076 - ούτε γάρ σκληροΐς ποιηταϊς ήδεται
κάστεμφέσιν / ούτε (πόλις Αθηναίων) σκληροΐσιν οϊνοις Πραμνίοις / *
συνάγουσι τάς όφρϋς τε καί την κοιλίαν, / αλλά (μην) άνθοσμία καί πεπόνι
νεκταροσταγεΐ - ist von der durch Ar. fr. 351 [Thesmophoriazousai II] οίνος
άνθοσμίας motivierten Intention bedingt, das Fragment der Parabase dieser
Komödie zuzuweisen).
Der Inhalt scheint auf den ersten Blick unmißverständlich: gleich den
Weinsorten ziehe der athenische Demos eine gewisse Art von Dichtern vor,
deren Charakteristikum nicht (wie bei pramnischem Wein) Härte ist, die
Verkrampfung auszulösen und ähnliche unangenehme Reaktionen hervorzu-
rufen vermag, sondern eine anmutige Milde, welche im fruchtigen Bouquet
eher lieblicher Weine ihr Pendant findet. Die anscheinende Dichotomie herb
~ schlecht / süß ~ gut ließ u. a. an eine Polemik gegen Kratinos denken, indem
Aristophanes der Milde, der ältere Rivale hingegen der Bittere, d. h. im iam-
bischen Sinne aggressivere wäre (so etwa Biles 2011, 32: „Aristophanes used
the metaphor of wine to analyze Athenian tastes for poetry, with his own