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Bagordo, Andreas; Aristophanes; Verlag Antike [Mitarb.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,10): Aristophanes fr. 675-820: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53732#0049
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 691)

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dem primären Sinn von Himmelskörper und -erscheinungen (wie etwa in Ar.
Nub. 225-30.1279-84) auch der erweiterte beigemessen wird, d.h für alles, was
mit Göttern, ihren Ursprüngen sowie der Natur der Unterwelt zu tun hat (wie
in Av. 690-1; so Olson 2016, 46;puceDreßler 2014, 272-3, der diese Äquivalenz
mit τά μετέωροί im exklusiven Sinne von ,Himmelserscheinungen“ aufstellt).
Bei τά δέ χαμάθεν έσθίει muß allerdings dahingestellt bleiben, ob es sich
um einen Fall von komischer Intertextualität handele (absolut haltlos indes
sind die in Kassel-Austin z. St. aufgelisteten früheren Versuche, Aristophanes’
Fragment Eupolis zuzuschreiben, bzw. umgekehrt), um gemeinsames Reper-
toire (hier für die Polemik gegen überhebliche Naturforscher) oder aber
um eine auch außerhalb der Komödie gängige Redewendung (nicht nur für
Intellektuelle, sondern für jeden, der sich materiell zu befriedigen weiß).
Eine weitere Bezeugung für die Sorge eines Philosophen (diesmal Sokrates)
um sein tägliches Essen bietet Eup. fr. 386 (μισώ δέ και ψ Σωκράτην / τον
πτωχόν άδολέσχην, / δς τάλλα μεν πεφρόντικεν, / όπόθεν δέ καταφαγεΐν
έχοι / τούτου κατημέληκεν), wo die durch φροντίζειν (ein in seiner Prägnanz
perfektes Gegenstück zu μεριμνάν) ausgedrückte intellektuelle Aktivität dem
akuten Appetit (vgl. καταφαγεΐν ,verschlingen“) gelegentlich weichen muß.
τάφανή = τά άφανή; ursprünglich v.a. auf die Unterwelt bezogen (Sapph.
fr. 55,3 V, Pind. fr. 207,1 Sn.-Μ.; vgl. auch Ar. Ran. 1333), entwickelt άφανής
(von ά + φαίνεσθαι) v.a. in der ion.-att. Prosa die Bedeutungen ungewiß, zwei-
felhaft, unbekannt, geheim und steht auch - speziell in der philosophischen
Sprache als Antonym von φανερός (vgl. z.B. Heraclit. VS 22 B 54 άρμονίη
άφανής φανερής κρείττων, Epicur. fr. [27]25,15 τάφανές διά τού φαινομένου
συλλογίζεσθαι, Aristot. ΕΝ 1104a 13 δει γάρ υπέρ των άφανών φανεροΐς
μαρτυρίοις χρήσθαι) - für etwas, das sich nicht durch die menschlichen Sinne
wahrnehmen läßt; hierzu gehört sicherlich auch Eur. fr. 913,5-7 Kn. (ών τολ-
μηρά / γλώσσ’ εϊκοβολεΐ περί τών άφανών / ούδέν γνώμης μετέχουσα) sowie
Sophokles’ und Aristophanes’ Fragment.
μεριμνά Das denominale Verb μεριμνάν evoziert mit μέριμνα einen der
Schlüsselbegriffe der Sokrates-Verspottung in Aristophanes’ Wolken (vgl. Willi
2003, 106, der μέριμνα und Derivate unter den Anklängen der wissenschatli-
chen Dichtung im Rahmen des ,scientific discourse“ der Wolken rubriziert): in
Ar. Nub. 101 (μεριμνοφροντισταΐ καλοί τε κάγαθοί) werden auf diese Weise
Sokrates und seine Schüler des Phrontisterion präsentiert; in 135-6 (άμαθής
γε νή Δί’, οστις ούτωσί σφόδρα / άπεριμερίμνως τήν θύραν λελάκτικας / καί
φροντίδ’ έξήμβλωκας έξηυρημένην) dient das Kompositum (unreflektiert') zur
Beschreibung des unbeholfenen Strepsiades (vgl. auch 420. 952. 1404); μέριμνα
im spezifischen Sinne von philosophischer Reflexion ist allerdings ein beliebtes
Wort ausschließlich bei Empedokles (Emped. VS 31 B 2,2, B 11,1, B 110,7).
 
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