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Bagordo, Andreas; Aristophanes; Verlag Antike [Mitarb.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,10): Aristophanes fr. 675-820: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53732#0054
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Aristophanes

[...] and always at the end of the verse where Έξήκεστος [...] plainly could
not stand“; zu Doppelformen in Athen vgl. Crusius 1891, 392).
Das Rätsel um die Identitäten von nicht weniger als zwei Kitharoden dürfte
folgendermaßen zu lösen sein: Exekestides (auch, oder vielleicht eigentlich
Exekestos, dessen längere Form als die nobilitierende gelten muß) ist überall
in der Komödie ein und derselbe kömödoumenos (Kitharode, wohl athenischer
Bürger, doch als Fremder aus Karien - und Sklave - verspottet); für Alkides
(oder vielmehr Alkaios) gilt exakt dasselbe (Kitharode, Grieche - aus Sizilien
bzw. der Peloponnes aber als nicht-griechischer Kalabrer verunglimpft).
1 έχων λύροίν Zur lyra, die hier mit der siebensaitigen kithara überein-
stimmt, vgl. Maas-Snyder 1989, 53-78 und West 1992, 50-6; zur Konstruktion
mit έχων vgl. Orth 2013, 97.
2 εργον Εΰδόξου / εϋδοξον Von diesem Eudoxos, der das von Exe-
kestides gespielte Saiteninstrument gebaut haben soll, wissen wir weiter
nichts; es könnte ein ad hoc platzierter sprechender Name sein (der Berühmte),
der ein dem Ansehen seines Besitzers würdiges Instrument geschaffen hat,
was wiederum auch ironisch-spöttisch klingen könnte. Den Ausdruck als
Apposition von νόμον zu betrachten (vgl. hier oben, Interpretation), wider-
strebte - mehr noch als der Wortstellung (die Apposition würde in einem
forcierten Hyperbaton das entsprechende Subst. völlig unpointiert antizipie-
ren) - dem Wortschatz und den literaturhistorischen Bedingungen: 1) εργον
steht im passivischen Sinn seit Homer (z.B. Hom. Z 289 πέπλοι παμποίκιλα
έργα γυναικών, Τ 22 οί’ επιεικές έργ’ έμεν αθανάτων, von Achills Waffen)
sowie in klass. Zeit für Artefakt, Manufakt (d. h. Produkt handwerklicher
Arbeit; vgl. z.B. den Wall der Vögel in Ar. Av. 1125 κάλλιστον εργον και
μεγαλοπρεπέστατον) und erst in Dion. Hal. De comp. verb. 25 (vgl. LSJ
s.v.) für das Produkt einer geistigen Tätigkeit (d.h. ein literarisches Werk);
2) Warum sollte der Kitharode Exekestides den Nomos eines anderen spie-
len? Die Kitharoden - wie die Vertreter aller anderen poetischen Genres, in
denen die Musik ein wichtiger Bestandteil war (Meliker, Tragiker, Komiker,
Dithyrambiker) - waren i.d.R. zugleich für Text und Melodie zuständig; daß
Terpander, der als erster Verfasser von nomoi kitharödikoi galt (vgl. hier unten,
zu νόμος) laut [Plut.] De mus. 1132cd neben seinen eigenen Werken auch
Auszüge aus den homerischen Epen gesungen haben soll, darf angesichts der
einzigartigen Rolle Homers in der archaischen Lyrik wohl nicht zum Vergleich
herangezogen werden.
Die Alternative wäre, εργον εϋδοξον zu lesen: da auch die kithara faktisch
einen Anteil am Erfolg eines Kitharoden hat und εϋδοξος gut zu den zahl-
reichen kitharodischen Triumphen paßte (selbst an den durchaus strengen
Karneia), die Exekestides laut dem Zitatträger errang (für Assoziationen des
 
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