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Bagordo, Andreas; Aristophanes; Verlag Antike [Contr.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,10): Aristophanes fr. 675-820: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53732#0203
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 769)

199

der jeweilige Grammatiker (Phrynichos, Didymos) eine Bestätigung für die
von ihm bevorzugte Wortform im Sprachgebrauch des jeweiligen Autors
(Xenophon, Aristophanes, Eupolis) gefunden zu haben. So hätte der Attizist
Phrynichos άμυκλάιδες anhand der aristophanischen Bezeugung gebilligt. Ist
hier die Schreibweise άμυκλάιδες statt άμυκλάδες Gegenstand des Interesses?
In diesem Fall könnte die Photios-Glosse gänzlich von Phrynichos abhän-
gen; andererseits sind die Beispiele, in denen zwei Komikernamen in einem
Interpretamentum aufeinander folgen, nahezu unzählig und lassen vielleicht
die Option eines Komikerfragments etwas weniger zweifelhaft erscheinen als
die eines Grammatikerfragments.
Interpretation Bei άμυκλάιδες handelt es sich um die Benennung von
Schuhen (das zu erwartende Subst. ist in solchen Fällen έμβάδες, was insbes.
zu männlichen und relativ groben Schuhen paßt; vgl. Stone 1981, 223-25) nach
der Herkunft (der Stadt Amyklai in Lakonien; so auch in Eust. in II. p. 295,18).
Άμύκλαι liegt ca. 5 km südl. von Sparta und war in historischer Zeit ώβή von
Sparta mit eigenen Ephoren; durch die spartanische Eroberung wurde das
bereits spätmykenische Heiligtum des Hyakinthos durch ein im 8. Jh. v. Chr.
gegründetes Apollonheiligtum ersetzt (Paus. III 18,9-19,5), wobei das große
Fest den Namen Hyakinthia beibehielt.
Das Aristophanes-Fragment ist die einzige literarische Bezeugung für
diese Schuhe; das Diminutiv [Ά]μυκλάδια ,Amykläische Schühchen' ist in
IG I3 422,244 = SEG XIII 13,203 (Tabulae Poletarum de rebus Hermocopidarum
venditis, aus Attika, 415/3 v. Chr.) belegt: der Kontext ist lückenhaft, daß es
aber Schuhe sind, zeigen (in der übernächsten Zeile) die [κρ]επίδια = ,kleine
κρηπίδες“ (eine Art Halbschuhe); in Theocr. 10,35 (σχήμα δ’ εγώ και καινάς έπ’
άμφοτέροισιν άμύκλας) stellt sich der Landarbeiter Boukaios vor, er wäre reich
und trüge deshalb amyklai (ein Hapax) an den Füßen: wohl eine Reminiszenz
antiquarischer Natur an ein nunmehr nur den Gelehrten verständliches Objekt.
Laut Hsch. λ 225 (λακωνικαί- ύποδήματα άνδρεΐα, ά καλείται άμυκλάιδες;
vgl. Bryant 1899, 81-3) sind die amykla(i)des schlicht Männerschuhe, während
sie in α 3838 (είδος ύποδήματος πολυτελούς λακωνικού) als teures Produkt
etikettiert werden, was grundsätzlich mit der Kategorie der έμβάδες (vgl. hier
oben) zu kollidieren scheint, doch könnte diese Etikettierung auch lediglich
bedeuten, daß im Vergleich zu anderen έμβάδες die Amykläischen als besonders
wertvoll galten (dabei muß es sich nicht um Importware gehandelt haben;
vgl. Austin-Olson 2004, zu Ar. Thesm. 142 Λακωνικαί und Ehrenberg 1951,
137 mit A. 1).
Unter den verschiedenen Arten und Formen von Schuhen, näherhin
solchen, die nach ihrem Herstellungsort benannt sind, finden sich in Poll.
VII 85-96 - unter Argivischen, Skythischen, Rhodischen, Lakonischen und
 
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