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Bagordo, Andreas; Aristophanes; Verlag Antike [Contr.]
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,10): Aristophanes fr. 675-820: Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53732#0251
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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 806) 247
διαβήτην λαβών, wo der Schüler erklärt, wie Sokrates ein Spießchen wie
einen Zirkel benutzt hat; Av. 1001-3 προσθείς ούν εγώ / τον κανόν’ άνωθεν
τούτον! τον καμπύλον, / ένθε'ις διαβήτην - μανθάνεις;, wo Meton zeigt, wie
er u. a. mit dem Zirkel die Luft vermessen kann; bei Platon auch im Sinne von
Bleiwaage; vgl. auch Poll. X 147; vgl. hier unten, Textgestalt).
Textgestalt Die Lesart von A (διαβήτης) fände zwar einen Anhaltspunkt in
zwei aristophanischen Belegen für das entsprechende Gerät (.Zirkel'; vgl. hier
oben, Zitatkontext), läßt sich allerdings durch die lexikographischen Einträge
zu διαβάτης sowie die unmittelbare Umgebung des Zitats bei Pollux nicht
uneingeschränkt untermauern (vgl. hier unten, Interpretation).
Interpretation διαβάτης, ein Nomen agentis von διαβαίνειν, bedeutet wer
durch/über etwas geht (nach Kaibel in Kassel-Austin, z. St.: „eum qui traicit
flumen“; vgl. auch W. Dindorf in ThGL II p. 1113 A und LSJ s.v.: „one who fer-
nes over or crosses“). Nebst u. a. καταβάτης, άναβάτης, άποβάτης, επιβάτης
(alle aus dem präsent. Stamm ßa-) gehört es zur produktiveren Kategorie unter
den Nomina agentis von -βαίνειν, wohingegen διαβήτης und wenige andere,
durchaus seltene Zusammensetzungen wie έμπυριβήτης oder καρκινοβήτης
(aus βη- < βά-) eher die Ausnahmen darstellen (vgl. Fraenkel 1910, 33-4,
bezüglich des aristophanischen διαβάτης: „Ob διαβάτης, im Gegensatz zu
διαβήτης bei Pollux II 200 (διαβήτης A) aus Aristoph. [...] den Übersetzenden
bezeichnet oder ebenfalls Werkzeugsbezeichnung ist, läßt sich nicht entschei-
den“, 34).
Zu den verschiedenen Formen von διαβαίνειν, die Pollux direkt vor dem
Aristophanes-Zitat anführt, paßte allerdings für διαβάτης eine Bedeutung wie
Überquerer, z. B. eines Wasserstroms, besser: zum einen, da eine Konkurrenz
mit der für Zirkel bezeugten Form schwer vorstellbar ist; zum anderen, weil
das Griechische der klass. Zeit zahlreiche Wortbildungen auf-βάτης aufweist,
bei welchen die Suffigierung des Nomen agentis noch relativ deutlich spür-
bar ist und von denen einige auch der Komödie nicht fremd sind (Apobates
,Der Apobat [d.h. der aus dem Pferdewagen Absteigende]' lautet ein für
Alexis und Diphilos bezeugter Komödientitel, der in PCG II 34 u. a. anhand
von Phot, o 2449 άποβάτης μεν ιππικόν τι άγώνισμά έστι, και άποβήναι τό
άγωνίσασθαι τον άποβάτην erklärt wurde; zu Alexis’ Titel und dem athleti-
schen Hintergrund der ,apobatischen‘ Agone vgl. Arnott 1996, 104-6; ein έ-/
πιβάται .Passagiere' gehört in Ar. fr. 590,32-3 [fr. A col. II 8-9 CLGP] zum
Wortlaut des Kommentars, nur rein hypothetisch des Aristophanes-Textes).
 
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