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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0202
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198

Aristophanes

Wasser wurde im Amphiareion offenbar für verschiedene Zwecke verwen-
det (wobei die Trennung zwischen religiöser und medizinischer Verwendung
nicht immer einfach ist): Paus. 1,34,4 erwähnt eine Quelle in der Nähe des
Tempels des Amphiaraos, aus der der zum Gott gewordene Amphiaraos ge-
kommen sei, und dessen Wasser nicht einmal für Reinigungsriten verwendet
werden durfte, in das aber die Geheilten Silber und Gold warfen (vgl. - auch
zu den archäologischen Resten dieser Quelle - Sineux 2007, 132-3). Bäder
im Amphiareion in offenbar recht kaltem Wasser bezeugt dagegen Xen.
Mem. 3,13,3, wo Sokrates einen Gesprächspartner, der sich darüber beklagt
hat, dass das Wasser in seinem Haus zu warm zum Trinken und zu kalt zum
Waschen sei, fragt, ob es wärmer zum Trinken sei als die warme Quelle im
Asklepiosheiligtum (von Athen), und kälter zum Baden als das Wasser im
Heiligtum des Amphiaraos. Als dieser beides verneint, wirft ihm Sokrates vor,
weniger genügsam zu sein als seine eigenen Sklaven, die das Wasser im Haus
sowohl zum Trinken als auch zum Baden verwendeten, und als die Kranken
(die also offenbar das warme Wasser im Asklepieion tranken und im kalten
Wasser im Amphiareion badeten). Die Bedeutung der Bäder des Amphiareions
verdeutlichen auch Euphor. fr. 33 Powell = fr. 48 Cusset Αύλίς τ’ Ώρωπός τε και
Άμφιάρεια λοετρά und Arat. AP 12,129,3 = HE 762 μέχρι λοετρών Αμφιαράου,
und vgl. (neben den ausgegrabenen Resten eines Bades aus dem 4. Jh. v. Chr.;
vgl. Sineux 2007, 133-6) auch I.Oropos 292 (eine auf 335-322 v. Chr. datierbare
Inschrift über die Errichtung eines Abwasserkanals für das Männerbad, in der
auch ein Frauenbad erwähnt wird; vgl. Sineux 2007, 134 mit Anm. 48).
An welche Verwendung des Wassers in dem Fragment aus dem Amphiaraos
gedacht ist (wenn es überhaupt um das Wasser im Amphiareion geht, s.o.),
bleibt unklar.209 Die durch ακραιφνές betonte Qualität ist möglicherweise
ein Hinweis darauf, dass es auch zum Trinken diente;210 aber auch auf die
von Pausanias erwähnte Quelle würde die Wendung ακραιφνές ϋδωρ gut
passen.211
ακραιφνές „rein, unvermischt“ und übertragen „unversehrt“ (die Etymo-
logie ist unklar, vgl. Chantraine s. v. und Frisk s. v.); zuerst belegt bei Eur. Ale.
1052, Hec. 537, Soph. OC 1147, Thuc. 1,19,1. 1,52,2, Hp. Morb. sacr. 16 vol. VI
p. 392,1 Littre, Mui. 1,11. 34. 57 vol. VIII p. 46,3. 78,12. 114,10 Littre; in der
Komödie vgl. Chrysipp. fr. 1,2 (3. Jh. v. Chr.).

209 Vgl. Ginouves 1962, 346 Anm. 1: „Dans Y Amphiaraos dAristophane, Γ ακραιφνές
ϋδωρ ... est probablement une allusion a la source, mais rien n’indique son role“.
210 Vgl. zu der Frage, ob das Wasser im Amphiareion auch zum Trinken verwendet
wurde, Sineux 2007, 129-30.
211 Vgl. Pellegrino 2015, 55.
 
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