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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0278
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Aristophanes

Graben geworfen hat. Könnte das Verbum vom Aufbäumen (Emporsteigen)
eines Pferdes verstanden werden, so würde das neue Fragment zu den schon
bekannten 41-43 [= fr. 42-44] vortrefflich passen.“ Seitdem hat sich für den
κλίμακες genannten Ringergriff die - ohne Berücksichtigung des Fragments
entwickelte - Interpretation von Gardiner 1906,15-9 durchgesetzt, derzufolge
der Ringer dabei auf den Rücken des Gegners klettert und seine Arme und
Beine um diesen schlingt (vgl. unten zu έκλιμάκισεν), und diese ist auch für
das Fragment des Aristophanes übernommen worden (so Taillardat 1965, 355,
Campagner 2001, 190, Pellegrino 2015, 62). Dagegen spricht aber, dass man (1)
mit diesem Griff einen Gegner nicht leicht zu Boden werfen kann, (2) τάφρος
sonst nicht in Bezug auf die Kampffläche der Ringer verwendet wird,135 und
(3) der Text keinen Anhaltspunkt liefert für einen Wechsel des Subjekts von
έκλιμάκισεν zu έπεσε. Widerlegt wird diese Deutung jetzt (wie Tsantsanoglou
1984, 84 erkannt hat) zusätzlich durch den im Zavordensis vollständiger erhal-
tenen Zitatkontext, wo έκλιμάκισεν mit „drehte sich zur Seite“ (παρεστράφη)
und „wich aus“ (έξέκλινεν) erklärt wird. Vgl. Tsantsanoglou 1984, 84: „The verb
seems now to be used intransitively and to refer to someone (not necessarily
a horse) who has misstepped or deviated from the road“. Sollte das Subjekt
zu έκλιμάκισεν ein Pferd sein, dann ergibt sich die Möglichkeit, den Vers als
Teil der Schilderung eines Unfalls des jungen Pferdeliebhabers (vgl. fr. 42-4)
zu deuten, der zugleich den Unfall des Titelhelden in Euripides’ Hippolytos
und die Verstümmelung des Sohns in der Anagyroslegende aufgreifen könnte
(so könnte beispielsweise eines der Pferde des jungen Mannes vom Daimon
Anagyros erschreckt worden und dadurch in einen Graben gestürzt sein).
έκλιμάκισεν Nach der Erklärung im Zavordensis hier = „drehte sich
zur Seite und wich aus“ (vgl. oben zur Interpretation). Das Wort bezeichnet
daneben auch eine Bewegung oder einen Griff beim Ringkampf (vgl. oben zum
Zitatkontext), der in der Nachfolge von Gardiner 1906, 15-9 allgemein damit
erklärt wird, dass der Kämpfer dabei auf den Rücken des Gegners springt und
seine Arme und Beine um diesen schlingt (vgl. mit weiterer Literatur und
Belegen Doblhofer/Mauritsch 1996, 201, Doblhofer/ Petermandl/Schachinger
1998, 416).136 Vgl. auch Plat. com. fr. 132,1 (διακλιμακίσας). Dinarch. fr. ix 3

135 Einen solchen Bezug vermutet für τάφρος im Fragment Campagner 2001, 190. Zu
den Bezeichnungen für den Kampfplatz vgl. Doblhofer/Petermandl/Schachinger
1998, 384-5.
136 Diese Interpretation beruht hauptsächlich auf Soph. Trach. 520 (in einer Beschrei-
bung von Herakles’ Kampf mit Acheloos) άμφίπλεκτοι κλίμακες (und dem Scholion
dazu: κλίμακες αί έπαναβάσεις παρά τό άνω τε καί κάτω αύτούς στρέφεσθαι έν
 
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