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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0282
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278

Aristophanes

Dass sowohl bei Photios als auch im Papyroskommentar offenbar genau
derselbe Textauszug gewählt worde, spricht dafür, dass der Kommentareintrag
und die bei Photios und Hesychios überlieferte Erklärung zu άναβεβρασμένη
letztlich auf eine gemeinsame Diskussion zurückgehen (in der aber durchaus
verschiedene alternative Interpretationen desselben Ausdrucks diskutiert
worden sein können). Nicht auszuschließen ist aber auch, dass τήνδ’ έωλον
άναβεβρασμένην schon im Text des Anagyros eine so klare (und vom Kontext
abgegrenzte) Einheit bildete, dass sich das Lemma beinahe von selbst ergab
(und entsprechend auch mehrmals unabhängig voneinander gewählt werden
konnte); dagegen spricht allerdings die unvollständige und nicht ohne weite-
res verständliche Syntax des Fragments.* * * * * * * 142
Auch die Unterschiede zwischen den Erklärungen im Papyruskommentar
und bei Photios/Hesychios143 sind keineswegs so gravierend, dass man
einen gemeinsamen Ursprung der beiden Einträge ausschließen könnte:144
άνακεκινημένη bei Photios deutet darauf, dass dort άναβράττω entweder als
(vielleicht, aber nicht sicher, durch Kochen) „aufrühren“, „aufwirbeln“145 oder

νεναγμένην πάλι[ν ein neues Lemma beginnt (und damit zuvor allein άναβεβρα-
σμένην durch διαλελυμένην glossiert wird. Dagegen spricht, dass (1) είτα νεναγ-
μένην πάλιν keine wirklich überzeugende iambische Sequenz bildet (gespaltener
Anapäst -τα νεναγ-!), (2) der Kommentar im erhaltenen Teil sonst keine einfachen
Wortglossierungen in dieser kurzen Form enthält, und (3) dieses neue Lemma,
wenn in der folgenden Zeile ein weiteres Lemma folgte, keine Erklärung hätte (vgl.
Austin 1973, 20). Vgl. zuletzt Montana 2012b, 179-80.
142 Denkbar wäre allerdings, dass das Subjekt zu τήνδ’ έωλον άναβεβρασμένην nicht
direkt vorausging, sondern durch weitere syntaktisch nicht zugehörige Elemente
(oder sogar den Einwurf eines anderen Sprechers) davon getrennt war.
143 Auf diese weisen (als Argument gegen eine Identifizierung von fr. 51 mit dem
Lemma des Papyruskommentars) Kassel/Austin, PCG III.2 (1984) 306 ad Ar. fr.
590,67sq. hin.
144 Vgl. auch Luppe 1971, 108 („Die (etwa synonymen) Erklärungen άνακεκινημένη
und διαλελυμένη zeigen, dass άναβράττειν an dieser Stelle nicht „aufkochen“ heißt,
was H. annimmt, sondern „worfeln“ (‘winnow’ L.)“) und Geizer 1972, 151 Anm.
71 (beide gehen allerdings davon aus, dass dort allein διαλελυμένην das Wort
άναβεβρασμένην erklärt und είτα νεναγμένην πάλιν ein neues Lemma bildet).
145 Auch an übertragene Bedeutungen von άνακεκιμένη wie „wachgerufen“ könnte
man denken (das Bezugswort zu άναβρασμένην könnte dann z.B. einen Krieg,
politische Unruhen oder - was vielleicht besser mit έωλον verbunden werden
kann - Gefühle oder eine Krankheit bezeichnen [vgl. Soph. Trach. 1259-60 πριν
τήνδ’ άνακινήσαι / νόσον]). Die Metaphorik der Passage wäre dann vergleichbar
mit der von άναθερμαίνειν in einem Eintrag von Phrynichos’ Praeparatio sophi-
stica, für die Sophokles (fr. 822 R.) als Quelle genannt wird (Phryn. Praep. soph.
 
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