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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0294
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290

Aristophanes

töten, den gefleckten Hirschen auf den Fersen. Bei den Göttern! Ich wünsche
mir, zu den Hunden zu rufen und an meinem blonden Haar vorbei einen thes-
salischen Wurfspieß zu werfen, in der Hand das spitze Geschoss haltend.“170
Direkt übernommen ist nur 219 προς θεών· εραμαι,171 aber die Bezüge
gehen viel weiter: Bei Euripides und bei Aristophanes ist von der Jagd die
Rede, und Vers 3 des Fragments καλάρω λεπτω greift die Erwähnung des
Wurfspießes bei Eur. Hipp. 220-2 auf. Vielleicht ist auch θηρευσαμένη in
Vers 2 durch das Partizip έγχριμπτόμεναι bei Eur. Hipp. 218 (ebenfalls in der
zweiten Hälfte des Dimeters) inspiriert (in beiden Fällen ist davon ein in der
ersten Dimeterhälfte desselben bzw. des folgenden Verses stehender Dativ -
bestehend aus Substantiv und Attribut - abhängig).172
Dass im Anagyros gerade eine Stelle aus dem Hippolytos aufgegriffen
wird, ist wohl kein Zufall. Denn die Geschichte vom Άναγυράσιος δαίμων
hat insgesamt auffällige Ähnlichkeiten mit dem Hippolytos-Mythos (vgl.
S. 224). Ebenso interessant wie die Bezüge und Gemeinsamkeiten zu Euripides’
Hippylytos und der Anagyroslegende sind hier aber die Unterschiede, durch
die aus dem tragischen Vorbild ein komischer Text wird: Die Tiere sind (zumal
als Jagdbeute) lächerlich klein, aus dem Wurfspieß wird ein feines Rohr,173
und gerade der Schwerpunkt auf dem Essen (1-2 τέττιγα φαγεΐν / καί κερ-
κώπην) ist charakteristisch für die Komödie (vgl. etwa Ale. com. fr. 17 aus der
Kallistö, wo während der Vorbereitung zur Jagd offenbar schon an die spätere

170 So (nachdem schon Dindorf 1829, 93 die Euripidesstelle im Zusammenhang mit
Porsons Korrektur εραμαι genannt hat) zuerst Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 962:
„Quemadmodum Euripides in Hippolyto Phaedram amoris vesanis percitam ista di-
cere fecit v. 219: Προς θεών, εραμαι κυσί θωΰξαι καί παρά χαίτην ξανθήν ρνψαι, ita
Aristophanes finxit fastidiosam mulierem, privigni amore flagrantem, ista dicere:
voluitque illa aucupio uti, quemadmodum Phaedra venari“. Vgl. Kock I (1880) 405,
Blaydes 1885, 26, Crusius 1910, 53, Schmid 1946, 198, Edmonds I (1957) 587 Anm. c,
Gil 1989, 58, Mastromarco 1994a, 63-4, Carriere 2000, 204, Henderson 2007,129. 137
Anm. 13, Zimmermann 2011, 774, Pellegrino 2015, 63 (Zweifel äußert, allerdings
ohne genauere Begründung, L. Citelli, in: Ateneo I (2001) 343 Anm. 4).
171 Rau 1967, 153 und 209 vermutet einen Bezug auf diese Stelle auch für Ar. Vesp.
749-55, doch beschränken sich die wörtlichen Übereinstimmungen dort auf das
Wort εραμαι in 752 κείνων εραμαι, κεϊθι χενοίμαν, was eine engere Parallele in
Eur. Ale. 866 ζηλώ φθιμένους, κείνων εραμαι hat (aber vgl. auch Eur. Hipp. 230).
1'2 Diese Möglichkeit würde noch an Wahrscheinlichkeit gewinnen, wenn die Version,
in der Plut. Quom. adul. 52b die Verse zitiert, richtig ist: προς θεών, εραμαι κυσί
θωΰξαι βαλιαΐς έλάφοις έγχριμπτομένα (aber vgl. Barrett 1964, 202).
173 Zu einer ähnlichen Miniaturszene in einer Euripidesparodie vgl. Stratt. fr. 71 (vgl.
Orth 2009, 268 und 270 [zu 1 καταφύλλους]), und vgl. auch Ar. fr. 573 (aus den
Phoinissai).
 
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