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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0296
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292

Aristophanes

course, the lines may well have been preceded by an equivalent of πέμπετε
μ’ εις όρος“).176
Die bei Aristophanes ungewöhnliche Synizese von -εω- in θεών ist ein
erstes Signal für Paratragodie (unter den zahlreichen Belegen des Worts θεός
bei Aristophanes haben nur noch Ar. Thesm. 905 ώ θεοί [~ Eur. Hel. 72] und
1098 ώ θεοί [~ Eur. fr. 124,1] Synizese; beide sind paratragisch und - wie
hier - direkt aus einer euripideischen Vorlage übernommen).
έραμαι Wie in der euripideischen Vorlage hier mit dem Infinitiv in der
Bedeutung „heftig wünschen/begehren“ (vgl. LSJ s. v. II.2); vgl. dazu Theogn.
1155. 1191, Anacr. PMG 402a, Pind. Pyth. 4,92, Nem. 1,31, Soph. OC, Eur. Ale.
866, Med. 700, Hipp. 173. 1375, Eup. fr. 355 (οϊνου παρόντος όξος ήράσθη
πιεΐν), Ar. Ran. 1022.
Das Verb erscheint noch in einer weiteren paratragischen Passage bei
Aristophanes, Ar. Vesp. 751 κείνων έραμαι (vgl. Eur. Ale. 866).
1-2 τέττιγα φαγείν / καί κερκώπην Dass Zikaden von Menschen
gegessen wurden, ist außer bei Aristophanes auch bei Arist. HA 556b7-8.
12-4, Ael. NA 12,6 (wo der Hinweis im Kontext nicht passt und von Hercher
athetiert wird), Plin. NH 11,92 (wo das Essen von Zikaden mit orientalischen
Völkern in Verbindung gebracht wird) und 30,68 (wo das Essen von gerös-
teten Zikaden als Mittel bei Problemen mit dem Urin genannt wird; ebenso
Dsc. 2,51) bezeugt. Blaydes 1896, 298 vergleicht Anaxandr. fr. 42,59 (in einem
Speisenkatalog) μάραθ’, ώά, φακή, τέττιγες, οπός (vgl. - gegen die Vermutung
von Arnott 1996, 489, dass es sich hier um den gleichnamigen Fisch han-
deln könnte - Millis 2015a (FrC 17), 229), und auch bei Ar. fr. 581,4 (vgl.
Kassel/ Austin ad l.) und Alex. fr. 167,13 (vgl. Arnott 1996, 488-9) wird die τέτ-
τιξ wahrscheinlich als Nahrungsmittel genannt. Vgl. Steier 1934, 1118,29-65,
Kassel/ Austin, PCGIII.2 (1984) 57, Davies/Kathirithamby 1986,127-9, Beavis
1988, 102, Arnott 1996, 488-9, Dalby 1996, 62 mit 224 Anm. 25, Garcia Soler
2001, 279-80, Dalby 2003, 86, Conti Bizzarro 2009, 33-4, Pellegrino 2015, 63.
Alex. fr. 167,13 nennt Zikaden als Nahrung armer Leute; bei Ar. fr. 581,4 und
Anaxandr. fr. 42,59 strehen sie dagegen in Katalogen, welche die Vielfalt zur
Verfügung stehender Speisen (in Athen bzw. bei der Hochzeit des Iphikrates
in Thrakien) verdeutlichen.177 Hier könnte der Wunsch, Zikaden zu essen, mit
großem Hunger in Verbindung stehen (vgl. oben zur Interpretation).

176 Dass auch bei Aristophanes ein Verb vorausging, das eine Aufforderung ausdrückte,
ist m.E. nicht erforderlich: Schon έραμαι allein kann inhaltlich als Aufforderung
verstanden werden (Barretts Bemerkung ist hier vielleicht zu apodiktisch), und das
umso leichter, wenn die Zuhörer das parodierte Vorbild der Verse erkannten.
177 Vgl. Garcia Soler 2001, 279.
 
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