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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0317
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Άνάγυρος (fr. 58)

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einfachere Gewänder hergestellt werden,* * 210 erinnert an den im selben Metrum
stehenden Plagiatvorwurf gegen Eupolis in der Parabase der Wolken, wo
Aristophanes ebenfalls das Bild der Wiederverwendung eines Kleidungsstücks
benutzt (Ar. Nub. 553-4 Εύπολις μέν τον Μαρικάν πρώτιστον παρείλκυσεν /
έκστρέψας τούς ήμετέρους Ιππέας κακός κακώς „Eupolis hat zuerst den
Marikas auf die Bühne gezerrt, nachdem er unsere Ritter schlecht, selbst ein
Schlechter, von innen nach außen gekehrt hat“; zu der Bedeutung von έκστρέ-
φω vgl. Schol. Ar. Nub. 88a,2-3 έκστρέψαι δέ ίμάτιον τό άλλάξαι τό προς έσω
μέρος έξω und Dover 1968, 170 ad Ar. Nub. 554).211 Die Annahme liegt also
nahe, dass auch hier Aristophanes in eigener Person spricht und einem seiner
Rivalen vorwirft, ein eigenes Stück gleich in drei schlechten Stücken plagiiert
zu haben. Aufgrund der ganz ähnlichen Bildsprache im Plagiatvorwurf in den
Wolken und der auch aus weiteren Zeugnissen erschließbaren Plagiatsdebatte
zwischen Aristophanes und Eupolis212 wird allgemein (und wohl zu Recht) an-
genommen, dass sich auch der Vers aus dem Anagyros gegen Eupolis richtet.213

insgesamt Poultney 1979, West 1982, 95-6, Parker 1988, Arnott 1996, 601-2 und
Storey 2003, 387-90).
210 Zum Charakter der genannten Gewänder vgl. zu den Lemmata, und vgl. Kyriaki di
2007, 178-9 mit Anm. 292. Da antike Gewänder in der Regel aus einem größeren
Stück Stoff bestanden, der (ggf. noch gefaltet) um den Körper gelegt wurde, ge-
nügte dafür in der Praxis ein einfaches Zerschneiden. Zu der Metaphorik vgl. auch
Taillardat 1965, 448-9 §773 und Kassel/Austin, PCG III.2 (1984) 59-60 (die auch
Lysipp. fr. 4 ούδ’ άνακνάψας και θειώσας τάς άλλοτρίας έπινοίας vergleichen).
211 Vgl. zu der Metaphorik auch Ar. Vesp. 1055-9, wo die Ideen der Komödiendichter
als Kleidungsstücke dargestellt werden, die die Zuschauer in Truhen verstauen
können.
212 Die Zeugnisse dazu sind gesammelt bei Kyriakidi 2007,110-4, und vgl. mit weiterer
Literatur Pellegrino 2015, 65-6. - Es ist zudem denkbar, dass Aristophanes den
Eupolideus besonders dann verwendet, wenn er sich mit Eupolis auseinandersetzt
(vgl. Storey 2003, 388, Kyriakidi 2007, 149-50, Biles 2011, 186 mit Anm. 78, und zu
der Frage, warum dieses Versmaß Eupolideus genannt wurde, Storey 2003, 389-90).
1-13 Dass sich der Vers gegen einen Rivalen richtet, vermutet zuerst Porson ap. Dobree
1820, 20bis, und dass es sich bei diesem um Eupolis handelt, zuerst Fritzsche 1832,
4 (und mit ausführlicherer Diskussion Fritzsche 1835, 143-6 Anm. 10). Der Bezug
auf einen Rivalen hat allgemeine Zustimmung gefunden (skeptisch äußert sich
Luppe 1971, 98 und 1973, 278, der auch die Zugehörigkeit der in Eupolideen ste-
henden fr. 58 und 59 zur Parabase in Frage stellt); die Identifizierung mit Eupolis
ist weniger sicher, aber doch wahrscheinlich, da sich (1) kein anderer ebenso
plausibler Kandidat finden lässt (vgl. aber Struve 1841, 9 Anm. 1, der als weitere
Möglichkeit den Komödiendichter Platon nennt; allerdings sind die Hinweise
auf eine Plagiatsdebatte zwischen Aristophanes und Platon ganz unsicher, vgl.
 
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