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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0320
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316

Aristophanes

und schlägt eine Identifizierung der drei άπληγίδες mit Poleis („it very pro-
bably post-dates 424, and the theme of Athens and her allies can be found in
Knights“), Marikas und Demoi vor.
Kyriakidi 2007, 178-84 sieht dagegen in der χλανίς nicht Aristophanes’
Ritter, sondern überhaupt den Angriff des Aristophanes gegen Kleon (der
besonders intensiv in den Rittern, aber auch in anderen Stücken geführt wird)
und identifiziert die drei άπληγίδες mit Eupolis’ Chrysoun genos, Marikas und
Poleis. Gegen eine solche Deutung der χλανίς spricht allerdings, dass das Bild
der in drei άπληγίδες umwandelten χλανίς viel von seiner Prägnanz verliert,
wenn es nicht um ein einzelnes Stück, sondern um ein schon von Aristophanes
selbst mehrfach verwendetes Thema geht.
Äußerst attraktiv ist dagegen die von Kyriakidi vorgeschlagene Identifi-
zierung der drei άπληγίδες, die gerade auch dann, wenn die χλανίς die Ritter
waren, plausibel ist. Denn tatsächlich enthält jedes dieser drei Stücke Elemente,
die auch in den Rittern eine wichtige Rolle spielen: Im Chrysoun genos wird
in fr. 316 Kleon angegriffen (und Vers 1 ώ καλλίστη πόλι πασών δσας Κλεών
έφορά erinnert zudem an Ar. Eq. 75 [über Paphlagon/Kleon] έφορα γάρ αύτός
πάντ’, und Vers 2 ώς εύδαίμων πρότερόν τ’ ήσθα, νυν δέ μάλλον έση an
Ar. Eq. 159 [angesprochen wird der Wurstverkäufer] ώ των Αθηνών ταγέ
τών εύδαιμόνων),220 und fr. 302 [Α.] όρώ. [Β.] θεώ νϋν τήνδε Μαριανδυνίαν
erinnert an die Szene in Aristophanes’ Rittern, in der dem Wurstverkäufer das
athenische Imperium als sein zukünftiger Herrschaftsbereich gezeigt wird (Ar.
Eq. 162-176 [vgl. u.a., zu der kurzen Antwort mit όρώ, Ar. Eq. 163]).221 Den
Marikas nennt Aristophanes selbst in der Parabase der zweiten Wolken als
schlechtes Plagiat der Ritter (Ar. Nub. 553-4, s.o.), und hinzu kommt noch die
Ähnlichkeit zwischen Ar. Eq. 188-9 άλλ’ ώγάθ’, ούδέ μουσικήν έπίσταμαι /
πλήν γραμμάτων, και ταΰτα μέντοι κακά κακώς und Eup. fr. 208 ap. Quint.
Inst. or. 1,10,18 Maricas, qui est Hyperbolus, nihil se ex musice scire nisi litteras
confitetur.222 Und in den Poleis ging es wahrscheinlich um das Verhältnis von
Athen und seinen Bundesgenossen, das auch in den Rittern wiederholt the-
matisiert wird.223 Auch unter chronologischen Gesichtspunkten wäre diese
Identifizierung der drei άπληγίδες möglich: Das Chrysoun genos wurde sicher
vor Kleons Tod im Herbst 422 v. Chr. aufgeführt (vgl. fr. 316,1-2), und wird

220 Beide Parallelen nennen Kassel/Austin, PCG V (1986) 481 ad Ar. fr. 316, 1. 2.
221 Auf diese Parallelen macht zuerst Fritzsche 1835, 145-6 (Anm. 10) aufmerksam.
Fritzsche 1835, 145 (Anm. 10). Zu einer ausführlichen Diskussion dieser und wei-
terer Bezüge vgl. Storey 2003, 202-4.
223 Vgl. Storey 2003, 293.
 
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