Άνάγυρος (fr. 64)
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περίθες σεαυτώ τον πνίγεα,288 mit der von Pollux genannten Stelle aus dem
Anagyros identisch ist.289 Dafür spricht, dass Pollux für diese (vermutlich nicht
oft bezeugte) Verwendung nur Aristophanes’ Anagyros nennt; allerdings ergibt
sich damit zugleich auch die interessante (nach έπί 'ίππου im Zitatkontext bei
Pollux so nicht erwartete) Konsequenz, dass hier offenbar eine Person aufge-
fordert wird, sich den πνιγεύς selbst anzulegen (vgl. unten zur Interpretation).
Interpretation Eines von mehreren Fragmenten aus dem Anagyros, in de-
nen von Pferden bzw. den für diese verwendeten Gegenständen die Rede
ist (vgl. S. 229-30). Hesych. π 2646 und Et. magn. p. 677,39 erklären πνιγεύς
mit dem φιμός domestizierter Tiere (των κτηνών) bzw. der Joch-, Last- oder
Zugtiere (των υποζυγίων), φιμός wiederum bezeichnet unterschiedliche
Gegenstände, die alle den Zweck haben, den Mund geschlossen zu halten
(z. B. eine Art Maulkorb für Hunde und Kälber [vgl. LSJ s.v. I), darunter in
Bezug auf Pferde ein Nasenband am Zaumzeug (vgl. LSJ s. v. II, wo Aesch.
Sept. 463 φιμοί δε συρίζουσιν βάρβαρον τρόπον, fr. dub. 465 ός είχε πώλους
τέσσαρας ζυγηφόρους / φιμοΐσιν αύλωτοΐσιν έστομωμένας und Septuaginta
Is. 37,29 καί έμβαλώ φιμόν είς την ρΐνά σου καί χαλινόν είς τα χείλη σου
genannt werden). Nach Nearchos ap. Strab. 15,1,66 benutzten die Inder für
ihre Pferde anstelle des Zaumzeugs φιμοί, die sich von κημός nur wenig un-
terschieden (αντί δέ χαλινών φιμοΐς χρήσθαι κημών μικρόν διαφέρουσιν).
Damit wird das Wort φιμός auch in die Nähe von κημός gerückt, wobei der
genaue Unterschied zwischen beiden Begriffen zunächst unklar bleibt.290
Vielleicht besteht er darin, dass κημός (Xen. Eq. 5,3, Poll. 1,148) einen ei-
gentlichen Beißkorb bezeichnet, der nur verwendet wurde, wenn der Reiter
das Pferd am Zügel führte,291 während φιμός dagegen (wie auch die oben
genannten Belege suggerieren) ein Nasenband ist (vgl. die Übersetzung von
288 Vielleicht der Anfang eines iambischen Trimeters:
Dagegen schlägt Blaydes 1885, 30 eine Korrektur von σεαυτώ zu αύτω vor (mit
der ein Bezug auf Pferde möglich würde; vgl. unten zur Interpretation).
~89 Und vgl. schon Jungermann ap. Lederlin/Hemsterhuis 1706, 1209.
290 Vgl. zu der Schwierigkeit Pernice 1896, 16.
291 Vgl. Pernice 1896,15, der auf der Grundlage von Bilddarstellungen und Xen. Eq. 5,3
bemerkt: „Der Maulkorb wird also nur dann angewendet, wenn das Pferd weder ge-
ritten noch gefahren wird. Den Pferden, welche zur Tränke und zur Weide geführt
oder geputzt werden, wird der Korb umgebunden. Die Pferde, welche der Knecht
aus dem Stalle bringt, um sie an den Wagen zu spannen, tragen auf dem Wege
dahin den Maulkorb; sobald sie aber im Geschirr sind, wird er ihnen abgenommen.
Der Reiter, der sein Pferd neben sich herführt, befreit es erst dann von dem lästigen
Zwange, wenn er es besteigt; es giebt keine attische Vase, welche ein Pferd unter
dem Reiter mit diesem Gerät zeigt“.
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περίθες σεαυτώ τον πνίγεα,288 mit der von Pollux genannten Stelle aus dem
Anagyros identisch ist.289 Dafür spricht, dass Pollux für diese (vermutlich nicht
oft bezeugte) Verwendung nur Aristophanes’ Anagyros nennt; allerdings ergibt
sich damit zugleich auch die interessante (nach έπί 'ίππου im Zitatkontext bei
Pollux so nicht erwartete) Konsequenz, dass hier offenbar eine Person aufge-
fordert wird, sich den πνιγεύς selbst anzulegen (vgl. unten zur Interpretation).
Interpretation Eines von mehreren Fragmenten aus dem Anagyros, in de-
nen von Pferden bzw. den für diese verwendeten Gegenständen die Rede
ist (vgl. S. 229-30). Hesych. π 2646 und Et. magn. p. 677,39 erklären πνιγεύς
mit dem φιμός domestizierter Tiere (των κτηνών) bzw. der Joch-, Last- oder
Zugtiere (των υποζυγίων), φιμός wiederum bezeichnet unterschiedliche
Gegenstände, die alle den Zweck haben, den Mund geschlossen zu halten
(z. B. eine Art Maulkorb für Hunde und Kälber [vgl. LSJ s.v. I), darunter in
Bezug auf Pferde ein Nasenband am Zaumzeug (vgl. LSJ s. v. II, wo Aesch.
Sept. 463 φιμοί δε συρίζουσιν βάρβαρον τρόπον, fr. dub. 465 ός είχε πώλους
τέσσαρας ζυγηφόρους / φιμοΐσιν αύλωτοΐσιν έστομωμένας und Septuaginta
Is. 37,29 καί έμβαλώ φιμόν είς την ρΐνά σου καί χαλινόν είς τα χείλη σου
genannt werden). Nach Nearchos ap. Strab. 15,1,66 benutzten die Inder für
ihre Pferde anstelle des Zaumzeugs φιμοί, die sich von κημός nur wenig un-
terschieden (αντί δέ χαλινών φιμοΐς χρήσθαι κημών μικρόν διαφέρουσιν).
Damit wird das Wort φιμός auch in die Nähe von κημός gerückt, wobei der
genaue Unterschied zwischen beiden Begriffen zunächst unklar bleibt.290
Vielleicht besteht er darin, dass κημός (Xen. Eq. 5,3, Poll. 1,148) einen ei-
gentlichen Beißkorb bezeichnet, der nur verwendet wurde, wenn der Reiter
das Pferd am Zügel führte,291 während φιμός dagegen (wie auch die oben
genannten Belege suggerieren) ein Nasenband ist (vgl. die Übersetzung von
288 Vielleicht der Anfang eines iambischen Trimeters:
Dagegen schlägt Blaydes 1885, 30 eine Korrektur von σεαυτώ zu αύτω vor (mit
der ein Bezug auf Pferde möglich würde; vgl. unten zur Interpretation).
~89 Und vgl. schon Jungermann ap. Lederlin/Hemsterhuis 1706, 1209.
290 Vgl. zu der Schwierigkeit Pernice 1896, 16.
291 Vgl. Pernice 1896,15, der auf der Grundlage von Bilddarstellungen und Xen. Eq. 5,3
bemerkt: „Der Maulkorb wird also nur dann angewendet, wenn das Pferd weder ge-
ritten noch gefahren wird. Den Pferden, welche zur Tränke und zur Weide geführt
oder geputzt werden, wird der Korb umgebunden. Die Pferde, welche der Knecht
aus dem Stalle bringt, um sie an den Wagen zu spannen, tragen auf dem Wege
dahin den Maulkorb; sobald sie aber im Geschirr sind, wird er ihnen abgenommen.
Der Reiter, der sein Pferd neben sich herführt, befreit es erst dann von dem lästigen
Zwange, wenn er es besteigt; es giebt keine attische Vase, welche ein Pferd unter
dem Reiter mit diesem Gerät zeigt“.