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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0358
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354

Aristophanes

Βαβυλωνίους im Zitatkontext von fr. 71 bei Hesych. σ 150 (zu beachten ist
besonders auch der bestimmte Artikel bei μυλώνος).
4. Besonders gut eignete sich die Mühle sicherlich als Schauplatz einer
pittoresken Prologszene, wobei deren Bedeutung dem Publikum vielleicht (wie
bei Aristophanes üblich) erst im Verlauf des Prologs nach und nach erklärt
wurde.11
5. Von großer Bedeutung für die Interpretation des Handlungsverlaufs
ist die Frage, ob die Babylonier von Anfang an in einer Mühle gefangen sind
oder erst im Verlauf des Stücks (dann sicherlich in der Parodos) nach Athen
kommen. Erstere Annahme erscheint ökonomischer und erlaubt zudem eine
besonders effektvolle Gestaltung des Prologs (vgl. Nr. 4). Und auch die mei-
sten anderen Komödien des Aristophanes beginnen mit der Darstellung einer
schwierigen Situation, aus der sich die Hauptfiguren dann mit einer phantasie-
vollen Idee befreien wollen, und nicht mit einer szenischen Darstellung, wie
es überhaupt zu dieser Situation oder dem Konflikt kommt. Die Alternative,
dass die Babylonier erst im Verlauf des Stücks nach Athen kommen und dort
in eine Mühle geworfen werden (wie Norwood 1930, 9 annimmt, und vgl.
Olson 2002, xxviii)12 stützt sich einerseits auf die durch fr. 82 und 85 mit
einiger Wahrscheinlichkeit erschließbare Ankunft eines Schiffs innerhalb der
Handlung des Stücks (vgl. unten Nr. 19), und andererseits auf Tragödien über
Dionysos (zu Dionysos als Charakter, vielleicht Protagonist, des Stücks vgl.
unten Nr. 12 und 13) nach der Art von Euripides’ Bakchen, in denen Dionysos
mit einer Schar von Begleitern an einen Ort kommt, den Widerstand gegen
den neuen Kult überwindet und über seine Gegner triumphiert.13 Allerdings
bleibt unklar, wer in in fr. 82 und 85 mit einem Schiff ankommt, und in wel-
chem Moment der Handlung (zu den unterschiedlichen Möglichkeiten vgl.
unten Nr. 20), und vielleicht noch wahrscheinlicher als die Übernahme ei-
nes tragischen Handlungsmusters ist ein Einfluss des Satyrspiels,14 in dem
Dionysos’ Begleiter, die Satyrn, zu Beginn oft einem fremden Herrn dienen

11 Vgl. zum Prolog in der griechischen Komödie Arnott 1993 und Kloss 2001, 238-85.
12 Vgl. auch Gunning 1882, 22, Forrest 1975, 27 und Csapo 2013, 71: „Babylonians may
have had a chorus of Asiatics introducing Dionysus“.
13 Vgl. Olson 2002, xxviii.
14 Vgl. Henderson 2013, 285. Dass gerade in den ersten Jahren des Peloponnesischen
Krieges in der Komödie auch Elemente des Satyrspiels aufgegriffen wurden, zei-
gen neben Kratinos’ Dionysalexandros (wahrscheinlich 430 oder 420 v. Chr., vgl.
zur Datierung Bianchi 2016 (FrC 3.2) 207-210, und zum aus Satyrn bestehenden
Chor ebd. 203-5) vielleicht auch Hermippos’ Moirai (430 oder 429 v. Chr.; vgl.
zur Datierung Comentale/Most 2016, 5, und zu der durch fr. 47,1 gestützten
Möglichkeit, dass der Chor dieses Stücks ebenfalls aus Satyrn bestand, ebd. 4-5).
 
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